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Dathenus, Petrus

GND: 118853805

calvinistischer Theologe. 1531/32 in Mont-Kassel bei Hazebrouck in Flandern geboren, wendete D. sich als junger Karmelitermönch in Ypern der Reformation zu und wurde zum evangelischen Prediger in Courtrai und Poperinghe in Westflandern. 1550 floh er vor der einsetzenden Verfolgung des evangelischen Glaubens in den Niederlanden nach England. Beim Regierungsantritt der neuen Königin Maria 1555 ergriff er erneut vor der erwarteten Verfolgung die Flucht. Im September 1555 wurde D. von Mykronius aus Norden in Ostfriesland in das Pfarramt der flämischen Flüchtlingsgemeinde in Frankfurt/Main eingeführt, in das er durch Johannes a Lasco berufen worden war. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit den Frankfurter Predigern, die in engem Kontakt zu Joachim Westphal standen. Am 23. April 1561 entzog der Frankfurter Magistrat der niederländischen Flüchtlingsgemeinde das Nutzungsrecht an der Weißfrauenkirche, in der diese bisher ihre Gottesdienste gefeiert hatten. Ein Teil der Gemeinde ging zurück nach England, ein anderer in die niederländische Heimat, wo sie größtenteils zu Opfern der Inquisition wurden. D. zog zusammen mit 60 Familien in die Pfalz, wo sie die Erlaubnis erhielten, sich am Kloster Groß-Frankenthal niederzulassen. D. wurde Hofprediger beim Pfälzer Kurfürsten und bemühte sich in dieser Funktion darum, die Kirchen Frankreichs, der Niederlande und der Pfalz in Bekenntnis und Zeremonie zu einen. Zu diesem Zweck übersetzte er den Hugenottenpsalter des Clemens Marot 1562 in die niederländische Sprache, 1566 den Heidelberger Katechismus. Im selben Jahr nahm er auch eine Revision der Konfession des Wallonen Guy de Brès vor. Nicht zuletzt auch durch die Abfassung einer Liturgie für die niederländischen Kirchen erreichte D. die Befestigung der Lehre Calvins in seinem Heimatland. Im Frühjahr 1566 in die Niederlande zurückberufen, präsidierte er im Mai 1566 der Synode in Antwerpen. Im Frühjahr 1567 entzog sich D. den Verfolgungen der Inquisition und kehrte zurück in die Pfalz. Im November 1568 moderierte er die in Wesel abgehaltene Synode der Engländer; im Juni 1571 leitete er das Frankenthaler Religionsgespräch mit den Wiedertäufern und nahm 1577 an dem Frankfurter Konvent teil. D. griff in die Frankfurter Debatte um den Consensus Dresdensis ein und verteidigte die Berufung der Frankfurter Flüchtlingsgemeinde auf diese kursächsische Bekenntnisschrift, die ihnen durch die Frankfurter Prediger bestritten worden war. 1578 folgte D. einer Berufung nach Gent, und saß im selben Jahr der 2. Nationalsynode von Dordrecht vor. Aufgrund seiner Kritik an der Religionspolitik des Prinzen verlor D. im selben Jahr sein neues Amt und kehrte zurück in die Pfalz. Bei seiner Rückkehr in die Niederlande wurde D. 1585 festgenommen und blieb für acht Wochen in Haft. Nach seiner Freilassung arbeitete D. als Arzt und ging zunächst nach Husum, dann nach Stade und Danzig. Seine letzte Station war Elbing, wo er am 17. März 1588 starb.

RE3 4, 495–496

RGG4 2, 591f

RGG3 1, 1794

Quellen

1557
Breuis ac perspicua Refutatio; D 262  (Autor)
Compendiosa et diserta responsio; D 264  (Autor)
1559
Ad Bartholomaei Latomi rhetoris calvmnias; D 260  (Autor)
1571
Dathenus, Beständige Antwort; D 261  (Autor)

Zitierhinweis

Dathenus, Petrus, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/f913c191-0994-46d5-b41d-b0c2dd346691>. (Zugriff am 28.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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