Bibliographie/Quellen

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De adiaphoristicis Corruptelis in magno libro Actorum interimisticorum...admonitiones (dt.) (VD16: W 2703)

Wigand, Johannes (auf Titel) , Judex, Matthäus (auch Richter) (auf Titel)

Von den Adiaphori=
stischen verfelschungen in dem grossen
buche / Actorum Synodicorum, das ist / der Jnte=
rimistischen hendel / vnter dem vermeineten
Namen der professorn zu Wittenberg aus=
gangen / vn(d) auffs new widerholet.
Nothwendige Erinnerung durch M. Johan=
nem Wigand / vnd M. Mattheum Judicem.
Von einem Christen aus dem latein verdeudscht.
Syrach. 4.
Liebes Kind / Brauch derzeit / vnd hüte dich für vn=
rechter Sache / Vnd scheme dich nicht fur deine Seele
das Recht zubekennen. Denn man kan sich so schemen / das
man sünde dran thut / Vnd kan sich auch also schemen /
das man gnade vnd ehre dauon hat. Las dich keine Per=
son bewegen dir zum schaden / noch erschrecken dir zum ver
derben / Sondern bekenne das Recht frey / wenn man den
Leuten helffen sol / Denn durch bekentnis wird die warheit
vnd das Recht offenbar.
Rede nicht wider die Warheit / sondern las den hohn
vber dich gehen / wo du in der sachen gefeiltet hast. Scheme
dich nicht zu bekennen / wo du gefeilet hast / vnd strebe nicht
wider den strom.

Gegner:
Wittenberger Professoren (auf Titel)

Druck

Erscheinungsort
Jena (erschlossen)
Drucker
Rebart, Thomas (erschlossen)
Erscheinungsjahr
1559 (erschlossen)
Kommentar Druck
Druck war ehemals im VD 16 auch als R 2235 aufgenommen.
Umfang und Format
40 Bl. 4°
VD 16-Nummer
W 2703
Bestandsnachweis HAB
J 173. (12). 4° Helmst.
Weitere Exemplare
Di 170 (4); Dn 251 (38); 251. 34 Theol. (2); 329. 6 Theol. (26)
Digitalisat
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Vorwort

Autor
Wigand, Johannes (erschlossen) ; Judex, Matthäus (auch Richter) (erschlossen)

Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Adiaphoristischer Streit
Kommentar
Johannes Wigand und Matthias Judex ließen 1559 einen ausgesprochen polemischen, deutlich gegen die philippistischen Wittenberger Theologen um Melanchthon orientierten, Traktat in Druck gehen, der sich intensiv der evangelischen Rechtfertigungslehre und der Frage nach den so genannten Adiaphora, d.h. den nicht heils- und bekenntnisrelevanten, ethisch wertneutralen Mitteldingen zuwandte. Die Drucklegung übernahm die Offizin Thomas Rebarts in Jena. Das Ziel des Textes bestand offenkundig darin, die Standpunkte des bezüglich der Adiaphoraproblematik kompromissbereiten Wittenberger Gelehrtenkreises, dessen Hauptakteure neben Philipp Melanchthon in den Persönlichkeiten Johannes Pfeffingers und Georg Majors zu suchen waren, als aus evangelischer Sicht illegitim und nicht rechtgläubig erscheinen zu lassen. Da Major seit dem Tode Johannes Bugenhagens im April 1558 als Rektor der Universität Wittenberg innerhalb der philippistischen Theologen eine deutlich exponierte Stellung einnahm, richten sich Wigands und Judex’ polemische Angriffe hauptsächlich gegen ihn, jedenfalls wird Major als expliziter Gegner in dem Druck von 1559 am häufigsten genannt. Das „Feindbild“ Major hatte sich bereits seit der Interims-Krise von 1548/49 innerhalb der gnesiolutherischen Pubizistik zunehmend verfestigt, zumal Major auch an den Verhandlungen über die so genannten „Leipziger Artikel“ als Vorlage für den kursächsischen Landtag teilgenommen hatte und später in umfangreiche Streitigkeiten mit Nikolaus von Amsdorf verwickelt wurde. Im Zuge ihrer scharfen Kritik an Major, Melanchthon, Pfeffinger und den übrigen philippistischen Theologen berufen sich Wigand und Judex auch auf die seit 1548 publizierten Schriften des Matthias Flacius Illyricus. Infolge der Interimsstreitigkeiten hatten sich Flacius, Wigand und Judex nach Magdeburg begeben und führten von dort aus gemeinsam einen regelrechten Publikationskrieg gegen die Wittenberger, welche sie der Kooperation mit Herzog Moritz von Sachsen – polemisch als „Judas von Meißen“ diffamiert – sowie den altgläubigen Akteuren um Kaiser Karl V. bezichtigten. Im Fokus des Drucks steht die Kritik an der von Georg Major im Rahmen eines Disputs mit Amsdorf formulierten These, dass gute Werke für den Christen zur Erlangung der Seligkeit notwendig seien. Gegen diese theologische Feststellung hatten Amsdorf und Flacius bereits in früheren Werken heftig polemisiert, Wigand und Judex erneuern nunmehr diese Kritik. Immer wieder betonen die beiden Autoren, dass allein der Glaube an das Credo und Christi Heilswirken die Gnade Gottes hervorrufe und durch die Gewährung dieser Gnade von Seiten Gottes die Rechtfertigung des Menschen erfolge. Gute Werke seien zwar Früchte der Rechtgläubigkeit, die sich unbewusst als Folge eines wahrhaft echten Glaubens einstellten, ihnen käme aber keinerlei soteriologische Notwendigkeit für die Erlangung der Seligkeit im Sinne bewusster und reflektierter Handlungen zu. Im Zuge des vorliegenden Drucks vermischen sich offenbar Elemente des Adiaphoristischen Streits mit Argumentationsmotiven des Majoristischen Streits. Von der Kernaussage, dass gute Werke keineswegs heilsnotwendig seien, gehen Wigand und Judex dann zur Frage der Adiaphora über, die sie in gnesiolutherischer Tradition ebenfalls für völlig heilsirrelevant einstufen. Regelrecht widergöttlich ist in ihrer Sicht hingegen das Vorhaben, diese an sich wertneutralen Mitteldinge als für sämtliche Gläubigen obligatorische Riten wieder in den evangelischen Gottesdienst einführen zu wollen. Eine solche Absicht wird Melanchthon, Pfeffinger und Major offen unterstellt, die theologischen Ansätze dieser Gelehrten werden schroff verworfen und in den Bereich der Abkehr vom wahren Christentum eingeordnet. Der Druck schließt mit einem von Nikolaus von Amsdorf formulierten Nachwort, in welchem Amsdorf in aphorismusartigen Versen die gnesiolutherische Position zu den Fragen der Adiaphora und des Problems der Heilsrelevanz guter Werke nochmals pointiert zusammenfasst und insbesondere Johannes Pfeffinger erneut scharf angreift.

Zitierhinweis

De adiaphoristicis Corruptelis in magno libro Actorum interimisticorum...admonitiones (dt.), in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/a821bb75-d596-4217-9d81-ef65fba37fb5>. (Zugriff am 19.04.2024)

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