Personen und Personengruppen

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Heshusius, Tilemann

GND: 118639595

auch Heshusen, Hesshusen, Vesalensis

geb. 3.11.1527 in Wesel, gest. 25.9.1588 in Helmstedt, luth. Theologe

H. wurde als Patriziersohn in Wesel geboren, ging. u.a. in Antwerpen zur Schule und studierte 1546/47 in Wittenberg. 1547 brach er zu einer zweijährigen Bildungsreise, u.a. nach Oxford und Paris auf, kehrte 1549 nach Wittenberg zurück und wurde 1552 Dozent in Wittenberg. 1553 zum Doktor der Theologie promoviert, ging er als Superintendent nach Goslar. 1556 wurde er aus Goslar vertrieben, nachdem er die Kirchenzucht gegen einen Bürgermeistersohn angewendet hatte. Über Magdeburg und Wittenberg ging H. als Theologieprofessor nach Rostock. Im Auftrag der mecklenburgischen Herzöge führte er 1557 eine Revision der Kirchenordnung und Visitation durch, wodurch es zu Konflikten mit dem Rostocker Rat kam, denen H. weichen musste. Auf Anraten Melanchthons nahm er das Angebot an, Generalsuperintendent der Kurpfalz und Professor in Heidelberg zu werden. Während er bei Pfalzgraf Ottheinrich eine Vertrauensstellung innehatte, stellte er sich der Hinwendung zum Reformiertentum unter Friedrich III. entgegen. Nach einem heftigen Streit mit Wilhelm Klebitz musste H. sein Amt aufgeben. Er vertrat eine lutherische Abendmahlslehre, allerdings ohne die Lehre von der Omnipräsenz der Menschheit Christi. 1559 wurde er als Superintendent in Bremen gewählt, wo er gegen Albert Hardenberg auftrat, aber noch vor diesem die Stadt wieder verließ. 1560 wurde er Pfarrer, im Folgejahr Superintendent in Magdeburg. Hier kam es zu heftigen Konflikten mit dem Rat um die Besetzung von Pfarrstellen und die Autonomie der Gemeinde, die im Großen Bann des Rates und der gewaltsamen Ausweisung H.s gipfelten; die Polemik um seine Entlassung fand in zahlreichen Schriften ihren Niederschlag. H. kehrte in seine Heimatstadt Wesel zurück, wo er sich mit seiner kompromisslos lutherischen Haltung in einem Klima konfessionellen Ausgleichs schnell unmöglich machte und ebenfalls ausgewiesen wurde. In Frankfurt/M., Regensburg, Nürnberg und Straßburg wurde ihm durch Ratsmandate ein längerer Aufenthalt verwehrt; 1565 wurde er als Superintendent in Pfalz-Zweibrücken nach Neuburg berufen. Von hier aus ergriff er im Erbsündenstreit gegen Matthias Flacius Partei, darin einig mit Nikolaus Gallus, Martin Chemnitz, Johannes Wigand und David Chyträus. 1566 heiratete er in zweiter Ehe Barbara, die Tochter von Simon Musäus. 1569 nahm er eine Theologieprofessur in Jena an. Nach dem Tod Herzog Johann Wilhelms 1573 wurde H. ausgewiesen, bei Chemnitz in Braunschweig aufgenommen und bald darauf als Nachfolger Joachim Mörlins durch die lutherischen Landstände zum Bischof von Samland gewählt. Hier kam es zum Streit mit Wigand, der nach der Vertreibung aus Jena in Königsberg Professor geworden war, um christologische Aussagen H.s in seiner „Assertio testamenti Christi“. Eine Theologenversammlung unter Wigands Führung verurteilte H.; er wurde ausgewiesen und Wigand zum Administrator seines Bistums ernannt. In den letzten Jahren seines Lebens kam H. auf Empfehlung von Chemnitz als Professor an die neu gegründete Universität Helmstedt. Bei der Entstehung der FC kämpfte er gegen die Aufnahme der so genannten Ubiquitätslehre und für die personale Kondemnation der Irrlehrer und trug so zum theologischen Sonderweg in Braunschweig-Wolfenbüttel bei. In zahlreichen Streitschriften hat H. zu praktisch allen innerprotestantischen Konflikten und gegen die Katholiken die Stimme erhoben, so gegen Andreas Osiander, Hardenberg, Melanchthon, den Heidelberger Katechismus, Nikolaus von Amsdorf, Jakob Andreae, Flacius, die Wittenberger Fakultät, aber auch gegen die Jesuiten oder die Beschlüsse des Tridentinums. Seine Kommentare, Lehrpredigten und Postillen wurden vielfach nachgedruckt und erfuhren weite Verbreitung.

ADB, NDB, RE, RGG3, RGG4, TRE, BBKL, LThK

Deutsches Biographisches Archiv (DBA): I 528,96;530,158-188;II 574,195-196;576,351-369;III 389,426-428

Quellen

1553
Propositiones de quibus disputabit Heshusius; M 4025  (Promovend)
1553
Oratio in qua refutatur calumnia Osiandri; M 3891  (Autor, Promovend)
1559
Dass der Heilige Geist Gott sei; H 3106  (Autor)
1559
De praesentia corporis Christi; H 3103  (Autor)
1559
Bekenntnis vom Nachtmahl Jesu Christi; P 4749  (Autor)
Bekenntnis vom heiligen Nachtmal Jesu Christi; H 3001  (Autor)
Das Christi wahrer Leib und Blut im Abendmahl gegenwärtig sei; H 3026  (Autor)
De praesentia corporis Christi; H 3102  (Autor)
Responsio ad praeiudicium; H 3130  (Autor)
1560
Dilucida Explicatio doctrinae de vera participatione; --  (Gegner)
1560
Bremer Abendmahlsbekenntnis; P 4750  (Autor)
1560
Bremer Bekenntnis zum Abendmahl; P 4751  (Autor)
De praesentia corporis Christi; H 3104  (Autor)
Examen libri quem Heshusius nuper scripsit; B 6836  (Gegner)
Kreophagia; --  (Gegner)
Vom Amt und Gewalt der Pfarrherren; H 3163  (Autor)
1561
Victoria Veritatis; K 1246  (Gegner)
1561
Begründung warum das neue hallische Mandat für einen treuen Lehrer nicht annehmbar ist; H 3151  (Autor)
Defensio Iudicii Melancthonis de coena Domini.; --  (Gegner)
Defensio confessionis de praesentia corporis Christi; H 3155  (Autor)
Vom vermeinten freien Willen. Gegen die Synergisten; H 3169  (Autor)
1562
De exorcismo; H 3043  (Autor)
De exorcismo; H 3044  (Autor)
1562
De servo hominis arbitrio; H 3138  (Autor)
1562
[Ohne Titel]; V 2452  (Gegner)
Antwort der Schuldiener Magdeburgs an Heshusen; A 3008  (Gegner)
Apologie. Entschüldigung und verantwortung etzlicher Pfarherrn vnd Prediger; A 3148  (Gegner)
Demonstratio erroris Heshusiani; --  (Gegner)
Notwehr des Rats der Altenstadt Magdeburg; ZV 10236  (Gegner)
Notwendige Entschuldigung wider den erdichteten Bericht der Stadt Magdeburg; H 3085  (Autor)
Notwendige Protestation, Gegenbericht und Erklärung; P 2363  (Gegner)
1563
[Ohne Titel]; H 3087  (Autor)
Antwort auf die Apologie der Lügenprediger von Magdeburg; H 2993  (Autor)
Gründliche Widerlegung der Protestatio; H 3066  (Autor)
Gründliche Widerlegung der grausamen Calumnien; H 3065  (Autor)
Gründliche Widerlegung des falschen Urteils Amsdorfs; H 3067  (Autor)
Heshusen, Treue Warnung vor dem Heidelberger Katechismus; H 3147  (Autor)
Von Enturlaubung und Ausführung Heshusii; V 2698  (Gegner)
Wie christlich und treulich Heshusius mit mir handelt; A 2412  (Gegner)
1565
Bekenntnis vom Heiligen Nachtmahl Jesu Christi; ZV 7863  (Autor)
1566
Bekenntnis vom Nachtmahl; ZV 7864  (Autor)
Heshusen, Bekenntnis vom Abendmahl; H 3004  (Autor)
1567
Heshusen, kurze Anleitung; H 3073  (Autor)
1568
Heshusen, Zehn Predigten; H 3180  (Autor)
1568
Heshusius, Realpräsenz; H 3076  (Autor des Vorwortes, Autor)
1568
Heshusen, Epistola ad Flacium; H 3034  (Autor)
1569
Sechs Predigten vom Gesetz Gottes; H 3131  (Autor)
1569
Duae questiones; W 2850  (Autor)
Heshusen, Vom Kreuz Christi und der Christen; H 3109  (Autor)
Themata quibus probatur peccatum originale non esse accidentalem qualitatem; H 1565  (Gegner)
1570
Crell, Commonefactio de remssione peccatorum; C 5772  (Gegner)
De peccato originis contra Manichaeorum delirium; P 1093  (Autor)
Examen Theologicum; H 3035  (Autor)
1571
Heshusen, Gegenbericht; H 3175  (Autor)
1571
De iustificatione hominis peccatoris coram Deo; H 3072  (Autor)
1571
Heshusen, Propositiones de aeterna divinitate Christi; H 3111  (Autor)
1571
Heshusen, De iustificatione hominis coram Deo.; H 3071  (Autor)
1571
De vera Ecclesia eiusque authoritatis; H 3153  (Autor)
Heshusius, Dass die Erbsünde nicht sei das Wesen des Menschen; L 3525  (Autor, Autor des Vorwortes)
Spangenberg, Apologie; S 7484  (Gegner)
Vier Predigten vom Nachtmahl; H 3157  (Autor)
1572
Heshusius, Antidotum contra impium dogma Flacii; H 2992  (Autor, Autor des Vorwortes)
1572
Heshusen, Propositiones de peccato originis; H 3120  (Autor)
1572
Heshusen, Defensio verae et piae sententiae Aurelii Augustini; H 3029  (Autor)
1572
Flacius, Amolitio errorum; ZV 5908  (Gegner)
1572
Flacius, solida refutatio; F 1500  (Gegner)
1573
Cureus, Exegesis perspicua; ZV 4203  (Gegner)
Cureus, Exegesis perspicua; C 6382  (Gegner)
Heshusen, Adsertio testamenti Christi contra Exegesin; H 2995  (Autor)
Heshusius, Bekenntnis vom heiligen Nachtmahl, poln.; H 3010  (Autor)
1574
Heshusen, Dass die Erbsünde nicht sei das Wesen des Menschen; H 3064  (Autor)
1574
Peristerus, kurzes Bekenntnis; T 217  (Gegner)
1574
Heshusen, Disputatio an peccatum originis sit substantia vel accidens; H 3032  (Autor)
1574
Antidoton adversus Enthusiastarum, Metuisastarum et synusiastarum; P 2784  (Gegner)
Cureus, Exegesis perspicua et ferme integra controversiae de sacra coena <dt.>; C 6384  (Gegner)
Examen Theologicum; H 3037  (Autor)
Heshusen, Warnung vor Gemeinschaft mit Calvinisten; H 3145  (Autor)
1575
Heshusen, De sinceritate docendi verbum Dei; ZV 7870  (Autor)
1576
Predigt beim Begrebnis von Simon Musaeus; M 4741  (Widmungsempfänger)
1577
De Corporis Christi Omnipr sentia sive Vbiquitate; --  (Autor)
Heshusen, Bekenntnis; H 3012  (Autor)
Heshusen, Bekenntnis; H 3013  (Autor)
Heshusen, Ob er der Autor einer Lästerschrift gegen die FC sei; E 3723  (Autor)
Propositiones de lege divina; H 3118  (Autor, Promovend)
Wigand, Gegen die Stellungnahme Heshusens zur Wittenberger Exegesis; W 2888  (Gegner)
Wigand, Wider den blauen Dunst eines neuen Propheten; W 2911  (Gegner)
1578
Heshusen, Ob er der Autor einer Lästerschrift gegen die FC sei; E 3724  (Autor)
1578
Bekenntnis; H 3017  (Autor)
Bekenntnis; H 3017  (Autor)
Heshusen, Bekenntnis; H 3014  (Autor)
1578
Wie Andreae die Einigkeit vorgenommen hat; H 3092  (Autor)
1579
Heshusen, Propositiones de Deo; H 3116  (Autor, Promovend)
Heshusius, Predigt von der persönlichen Vereinigung beider Naturen; H 3110  (Autor)

Zitierhinweis

Heshusius, Tilemann, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/b53035bd-f276-420a-9eca-339291e0643f>. (Zugriff am 19.04.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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