Bibliographie/Quellen

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Sermon von der Bekehrung zu Gott (VD16: M 2186)

Major, Georg (auf Titel)

Ein Sermon von S.
Pauli vnd aller Gottfürchtigen men=
schen bekerung zu Gott /
Durch
D. Georg: Major.
Hieraus ist klar zubefinden / das Do=
ctori Maiori / von seinen abgünstigen / vnbillich
aufferleget / wie er lehre / das gute werck zum
vordienst der seligkeit nötig sein / vnd wird hie
angezeigt / ob / wie / welchen / vnd war=
umb gute wercke dennoch zur Se=
ligkeit von nöten.
LVTHERVS TO: I. FOL: 392. IN QVIN=
ta Disputatione de operibus legis & gratiae.
Quaerere oportet per patientiam boni operis uitam aeternam,
Nec tamen est quaerentis sed miserentis Dei.
Philippus Melan: in Locis Communibus de bonis operibus
VVittenbergae editis, Anno XXXVI. Item Anno 41.
Non datur uita aeterna propter dignitatem bonorum operum, sed
gratis propter Christum, Et tamen bona opera ita necessaria sunt
ad uitam aeternam, quia sequi reconciliationem necessario debent.

Gegner:
Amsdorf (Amsdorff), Nikolaus (aus Text oder Kolophon)

Druck

Erscheinungsort
Leipzig (aus Text oder Kolophon)
Drucker
Günther, Wolfgang (aus Text oder Kolophon)
Erscheinungsjahr
1553 (erschlossen)
Umfang und Format
132 Bl.
VD 16-Nummer
M 2186
Bestandsnachweis HAB
J 186. (3). 4° Helmst.
Weitere Exemplare
280.8 Theol. (1); 229.5 Theol. (1); J 189.4º Helmst. (1)
Edition
Ediert in unserer Ausgabe Bd. 3, Nr. 5, S. 130-279.
Digitalisat
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Widmung

Empfänger
Stadtvögte, Rat und Gemeinde Eisleben
Datum
10.11.1552
Umfang
A 3r-G 4v

Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Majoristischer Streit
Kommentar
Hauptschrift Majors im Majoristischen Streit, von Flacius "das lange Comment" genannt. Die auf der Titelseite angeführten Belege werden auf der verso-Seite fortgeführt mit Zitaten aus CA, AC und Confessio Tetrapolitana. Auf A 2r-v folgt eine "Summa dieser erklerunge", beginnend mit "Das die gute werck / so Gott geboten / vnnd der newe gehorsam den gleubigen vnd kindern Gottes / gegen Gott irem Vater / zur sehligkeit nötig sein / nicht dieselbige darduch zuuerdien (Welche sie albereit / dieweil sie Gottes kinder seind / aus gnaden ALLEIN durch den glauben haben) sondern als wirckung des warhafftigen glaubens / vnnd des heiligen Geistes / vnd als früchte der gerechtigkeit vnd wiedergeburt welche dem glauben folgen müssen / vnd ohe welche / als ein guter baum one früchte / die so warhafftig gerecht vnd newe geboren / nicht sein können noch sollen." Dieser Gedanke wird noch weiter ausgeführt und begründet, u.a. mit dem neuen angefangenen Gehorsam. Erst auf A 3r beginnt die Widmungsvorrede an die Stadtvögte von Eisleben, in der M. sich über drei Schriften der Magdeburger gegen ihn mit fiktivem Druckort Basel beklagt (VD 16 A 2379, G 255, F 1558). Darin werde er wegen seiner Lehre von den guten Werken angegriffen und es werde behauptet, daß er in Eisleben die Adiaphoristerei einführen und die kommenden Beschlüsse des Konzils vorbereiten wolle. Diese Anwürfe weist M. nun im Detail zurück. Er habe bekanntermaßen nicht anders gelehrt als sein Vorgänger Johann Spangenberg und die anderen Prediger am Ort. Damit tritt er in die Auseinandersetzung ein, indem er seine Lehre von den guten Werken formuliert und mögliche Einwände der Gegner erörtert. Mit Auszügen aus älteren Werken, die in größerer Type gedruckt sind, versucht er seine bisherige Lehre zu belegen und falsche Lehren, die ihm unterstellt worden seien, zurückzuweisen. Ab Bl. D 3r setzt er sich mit dem Vorwurf der Adiaphoristerey auseinander: Er befragt die Erinnerung seiner Adressaten, ob er jemals Adiaphora und Chorrock in seinen Predigten behandelt habe und verneint dies. Statt dessen gibt er eine Aufzählung der Artikel, die er behandelt habe, darunter die guten Werke. Daneben habe er allezeit die papistischen Irrtümer und Verführungen aufgezeigt und gegen die Adiaphorisiererei gepredigt. Und wenn er von Mitteldingen gelehrt hätte, wie es andere kluge Leute getan haben, dann wüßte er doch, daran recht getan zu haben und nur von der bitteren und giftigen Auslegung von Flacius und seinesgleichen deswegen kritisiert würde. Diese Rotte nehme sich zur Zeit das Privileg, jeden zu schänden und lästern und ihre Einfälle als Evangelium auszugeben. Der Vorwurf von Flacius, M. habe die Annahme der Konzilsbeschlüsse in der Grafschaft vorbereiten sollen, richte sich direkt gegen die Grafen, die ihn, M., berufen hätten. Dagegen beruft er sich darauf, papistische Irrlehre und Tridentinische Dekrete in seinen Predigten angegriffen zu haben. Es sei aber im Moment viel Unruhe in Deutschland, und die Magdeburger Skribenten würden dazu mit ihrer Zanckerei beitragen. Dadurch würden manche vom Evangelium abgeschreckt. Doch solle man von den Personen und ihrem Gezänck absehen und allein auf die Lehre blicken. Vernüftige Lehrer ließen sich leicht zur Eintracht bewegen, bei den von Natur aus zänkischen helfe auch kein Vermahnen. Da die Einigkeit der Lehrer für die christliche Gemeinde hoch nötig sei, sollen Fürsten und Obrigkeiten darauf achten, Streit zu verhüten. Es sei auch ärgerlich, daß die Obrigkeiten tolerierten, daß Prediger über Dinge, von denen sie nichts verstehen, Schriften veröffentlichen. Dagegen stellt M. die Lehre Pauli von der Demut und der Liebe des Sohns Gottes, angesichts derer die Menschen arme Madensäcke seien. Zum Ende der Vorrede wechselt M. ins Gebet, dankt für die Heilstat Christi und bittet um Vergebung der Sünde der Zwietracht und Schutz vor Rotten und Sekten. Abschließend nimmt M. die Frage der guten Werke nochmals auf, es sei eine Torheit zu glauben, daß denen, die durch den Glauben Gottes Kinder geworden seien, gute Werke zur Seligkeit nicht nötig seien. Die Gerechtigkeit sei nur Iusticia et vita aeterna inchoata, doch werde sie als vollkommen angerechnet um Christi willen. Gute Werke seien die Früchte der Erneuerung. Wiederum beruft sich M. für diese Lehre auf paulinische Stellen und auf Luther, auf dessen Geburtstag er im abschließenden Datum seiner Vorrede verweist. In der anschließenden Predigt über Act 9 handelt M. über Buße und Bekehrung zu Gott (ab I 1v). Im Abschnitt über die drei Arten der Buße (K 1r) flicht M. Angriffe auf die Rechtfertigungslehre des Interims (iustitia inhaerens) und Osianders (I. inhabitans) ein und stellt die I. imputata dagegen. weiter handelt er die drei Arten im einzelnen ab (K 3r) und kommt auf L 4v auf das neue Leben und die Früchte wahrhaftiger Buße zu sprechen. Er grenzt sich gegen die katholische satisfactio-Lehre ab, die durch die Unwissenheit der Mönche zur Indulgentien-Lehre pervertiert worden sei. Auch lehnt er die Opera indebita oder die Vorstellung von der Genugtuung für die Sünden ab, will davon aber die Satisfaktion am Nächsten unterschieden wissen. Er weist die "Papisten lehre von guten Wercken" (M 3r) zurück, besonders die opera praeparantia ad accipiendam gratiam et iustitiam, und wendet sich gegen die Lehre von den opera cum fide simul operantia salutem. Im Abschnitt "von dem wort Sola" (N 1v) beruft sich M. in einer Marginalie darauf, immer das Wort in seinen Schriften verwendet zu haben, und verwirft die Lehre des Interims sowie die Notwendigkeit von dreierlei Werken (praeparantia ad, operantia und sequentia iustitiam). Dagegen stellt er, daß die Lehre von den Werken keinesfalls mit der Lehre von der Rechtfertigung vermischt werden solle und betont mit Versaldruck mehrfach das "allein durch den Glauben". Im folgenden Abschnitt "Von guten wercken und vom Newen gehorsam der gleubigen" (o 1r) erörtert er, wozu den die guten Werke vonnöten sind, wenn nicht für die Erlangung der Rechtfertigung. Er unterscheidet zweierlei Glaube: den historischen, hyporkritischen, der ein blosses totes Wissen sei, der mit dem äußerlichen Gehorsam einhergehe, den Gott verlange, ohne daß er die Gerechtigkeit sei, die vor Gott gilt; und den wahrhaftigen Glauben (O 3v), durch welchen vom Heilgen Geist ein Licht im Menschen angezündet werde. Solche Bekehrung werde eine neue Geburt genannt. Damit kommt er zur Lehre von den guten Werken der Wiedergeborenen. Er definiert, was (was Gott geboten hat) und wievielerlei gute Werke sind (O 4v), nämlich innerliche und äußerliche. Er betont noch einmal, daß alle Menschen allein aus Glauben gerecht werden, "jedoch werden SIE NICHT one die frucht des glaubens vnd heiligen Geistes selig". Nun entfaltet M. in immer neuen Wendungen die recht zu verstehende Lehre von der Notwendigkeit der guten Werke. Der bei weitem größte Teil der sehr umfangreichen Schrift ist allein diesem Thema gewidmet.Zuerst belegt er die Proposition mit Schriftzitaten (O 1v-T 3r) und Schriftauslegungen Luthers, namentlich aus der Hauspostille (T 3r- U 3v). Es folgen die Gleichnisse (U 4r), die Exempel (X 3v), "bestendige Vrsachen, Argumente vnd Schlvsreden" (Y 2v), die Zeugnisse der Alten Kirche und der Bekenntnisschriften (c 2v) und reformatorischer Theologen wie Brenz und Rhegius. Auf e 2r hebt er "Item zum andern" erneut an: "One rechtschaffene frücht der Busse kan niemandt selig werden. Gute Werck, welche dem Glauben folgen ... sind rechtschaffene früchte der Busse. Derhalben sind die guten Werck zur Seligkeit von nöthen." Er wirft die Frage auf, woher denn der Streit über diese Sache gekommen sei und antwortet mit einem Bericht, beginnend mit den Leipziger Landtagsartikeln, wozu er den einschlägigen abdruckt. (e 4r-f 1r) Flacius habe die Leipziger Artikel in den Druck gegeben, die Lehre von den guten Werkens anfangs unangefochten gelassen, aber als der Artikel ins von den Magdeburgern so getauften Leipziger Interim aufgenommen wurde, "da ist diese lere vnd die gantze Leipzische handlung / da bey ich nicht gewesen / durch die MAgdeburgischen Schreier auffs bitterlichst ... verfelschet vnd gedevt worden / wie denn ihre Drecktetlein solches bezeugen." Seit vier Jahren gehe der Streit nun; er wolle angesichts der o.ä. drei Schriften gegen ihn nicht auf die Calumnien antworten, sondern nur die wichtigsten Argumente widerlegen. Er verteidigt die Lehre, daß die Gläubigen nur die Seligkeit empfangen, wenn sie gute Werke und den angefangenen Gehorsam hätten, denn wer den nicht habe, habe auch keinen wahren Glauben. Daraus folge keine Vermessenheit, denn er sage klar, daß sich niemand darauf verlassen solle. Auch das Argument der Kinder, die keine Gelegenheit zu guten Werken hätten, weist er zurück: Auch sie könnten nicht ohne innerliche gute Werke sein, die der Geist in ihnen wirke. Zu den guten Werken führe kein knechtischer Zwang des Gesetzes, sondern der Zwang des Evangeliums, der nach der Wiedergeburt als Kinder Gottes die rechtschaffenen Früchte der Buße fordert. Zur Stützung druckt M. Thesen Luthers aus der Disputatio de operibus legis et gratiae und führt Passagen aus der Hauspostille an. M. hält an der Notwendigkeit fest, die Gläubigen zu guten Werken anzuhalten, damit 1. der Vater durch sie gepriesen werden, 2. die Gläubigen nicht wieder aus dem Glauben fallen und ihn durch Sünde wieder verlieren, damit sie 3. sich dem Vater für die Wohltat der Seligkeit dankbar zeigen, 4. die Schuld anfangen zu bezahlen, 5. durch die Werke die göttliche Lehre bekennen, 6. anderen ein gutes Beispiel geben, 7. ein gutes Gewissen behalten, 8. selbst und andere durch die Werke als Früchte der Buße des rechtschaffenen Glaubens versichert werden, 9. den Strafen für böse Werke entgehen und 10. die zeitliche und ewige Belohnung empfangen. Da in den Kindern Gottes die Verderbung noch bleibe, müssen sie durch Vermahnung stets getrieben werden. Denn auch der Gerechte sei nicht von Gottes Gesetz frei, weil das Gesetz ewige Satzung Gottes sei, die nicht abgetan werden könne. Abschließend wendet sich Major "An Christlichen Leser" (i 4v) und faßt die Schrift zusammen, dabei nochmals Amsdorff, Gallus und Flacius namentlich angreifend und beklagend, daß es sonderlich in Deutschland Prediger und Lehrer der christlichen Kirchen gebe, die "mit aller vnwarheit vnd Sophisterey dörffen furgeben, das den Kindern nicht nötig sey jrem Himlischen vater gehorsam zu sein." Er wolle mit dieser Schrift auch allen zukünftigen Schriften geantwortet haben und der Schwärmer hinfort müssig gehen und sie dem Urteil Gottes befohlen sein lassen. Denn das Disputieren mit ihnen sei fruchtlos bei ihnen und den Zuhörern schädlich.

Zitierhinweis

Sermon von der Bekehrung zu Gott, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/c8b5198a-e2c4-417b-b21c-ef85cf4f0856>. (Zugriff am 23.04.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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