Bibliographie/Quellen

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Antwort Pfeffingers auf das Bekenntnis der reinen Lehre des Evangeliums (VD16: P 2322)

Pfeffinger, Johann (auf Titel)

Antwort:
D. Johan Pfeffin=
gers / Pastoris der Kirchen zu
Leiptzig.
Auff die
Offentliche Bekent=
nis der reinen Lare des Euan=
gelij / vnd Confutation der jtzigen
Schwermerey /
Niclasen von Ambsdorff.
Wittemberg.
M. D. LVIII.

Gegner:
Amsdorf (Amsdorff), Nikolaus

Druck

Erscheinungsort
Wittenberg (auf Titel)
Drucker
Rhau, Georg (erschlossen)
Erscheinungsjahr
1558 (auf Titel)
Umfang und Format
19 Bl. 4°
VD 16-Nummer
P 2322
Bestandsnachweis HAB
G 80.4° Helmst. (25)
Weitere Exemplare
312.11 Theol. (3); 442.10 Theol. (1); H 134.4º Helmst. (4); 442.10 Theol. (3); H 139B.4º Helmst. (2)
Edition
Edition geplant
Digitalisat
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Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Allgemeiner Druck, Synergistischer Streit
Kommentar
Mit seiner Schrift reagiert Pfeffinger auf die Angriffe Amsdorfs, die dieser in seinem Bekenntnis der reinen Lehre (A 2382) gegen P. erhoben hatte bezüglich seiner Disputation P 2327 über die Freiheit des Menschlichen Willens nach dem Fall Adams. Pfeffinger leitet seine eigentliche Antwort umfangreich ein, indem er sich direkt an den Leser wendet, die Vorwürfe Amsdorfs kurz referiert und erklärt, nur auf den namentlich gegen ihn gerichteten Teil reagieren zu wollen. Er beruft sich auf seine 35 Jahre währende Tätigkeit, bekennt sich zu den altkirchlichen Symbolen, CA, AC und ArtSm und weist die Vorwürfe Amsdorfs als ungerechtfertigt zurück. Die sächsischen Kirchen können die Bezeichnungen als Schwärmer und Ketzer nicht einfach stehen lassen. Amsdorf und seine Anhänger vermischten wahre und falsche Vorwürfe und versuchten so denjenigen, die nicht besser unterrichtet seien, ihre Verleumdungen unterzuschieben. Da man beginne zu merken, auf welch wackeligem Fundament ihre Vorwürfe ruhten, würden sie nun verlangen, daß man kurzerhand ohne Prüfung und Nachweis alle verdammen solle, die sie verdammt haben wollten. Sie verlangten ein Schuldbekenntnis und würden auf Fragen nach Belegen nur schreien, alle ihre Vorwürfe seien "persuasibilia uerba humanae sapientiae, jr furgeben dörffe gar keiner beweisung" (wobei sich Pf. auf ein Zitat aus Amsdorfs Lutheredition L 3637 beruft.) Deswegen seien nach Meinung von Amsdorf und seinen Anhängern Colloquien und anderes überflüssig. Ob dieses Vorgehen, daß sich einzelne zusammenrotten, anderen etwas unterstellen und daraufhin deren Verdammung fordern, angemessen sei, lasse er alle vernünftigen Leute selber urteilen. Damit wendet er sich Amsdorfs Angriff auf ihn zu und zitiert die einschlägige Passage aus dessen Schrift, wobei er das dort wiedergegebene lateinische Zitat selbst ins deutsche überträgt. Amsdorfs Auszug aus Pfeffingers Schrift endet mit den Worten "Haec ille, si recte menimi." Diesen Satz übersetzt Pf. als "Dieses sind D. Pfeffingers wort vnd meinung / HAB JCHS ANDERS RECHT BEHALTEN." Davon ausgehend erklärt er sich bereit, sich sofort schuldig zu bekennen, wenn man ihm nachweise, daß der von Amsdorf inkrimierte Satz wirklich in seiner Schrift stehe. Das sei nicht der Fall. Ausgiebig verurteilt er, daß Amsdorf seinen Angriff nur auf eine -- falsche -- Erinnerung stütze und ihn nicht belegen könne, aber die einfältigen Leute, die seine Disputation (sc. auf Latein) nicht lesen und darüber urteilen könnten, damit überrede. Deshalb gebe er den Gang seiner Argumentation "auffs einfeltigst mit Deudschen gemeinen worten / die der gemeine Man verstehen kan" im folgenden wieder. Die Hauptfrage sei, ob der Mensch nach dem Fall Adams einen freien Willen habe und was er mit diesem vermag oder nicht vermag. Dies habe er in fünf Fragen unterteilt: 1. Ob der Mensch so frei sei, daß er sich von Sünden und Lastern enthalten und vor der Welt einen ehrbaren Wandel führen könne? Darauf antwortet er: Obwohl die Natur durch den Fall geschwächt sei, so wisse der Mensch doch noch, daß man recht tun und Unrecht lassen soll und daß er sich von äußerlichen bösen Taten enthalten und sich zur Tugend befleißigen könne. Denn daß des Menschen Glieder von seinem Willen gesteuert werden, zeige auch die Erfahrung. Damit sei aber nicht gesagt, das sich der Mensch aus eigener Kraft zur Gnade bereiten könne, wie Amsdorf fälschlich behaupte. 2. Ob und inwiefern der Wille des Menschen dem göttlichen Gesetz gehorsam sein kann? Darauf antworte er in seiner Disputation, daß es der Natur wegen der Erbsünde unmöglich sei, dem Gesetz genug zu tun, zumal das Gesetz nicht allein mit äußerlichen Taten erfüllt werden könne, sondern den ganzen Gehorsam des Herzen verlange. Obwohl Gott diesen von allen Menschen erwarte, werde den Menschen nicht seinetwillen der Geist gegeben, und viel weniger sei der Gehorsam die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, so daß auch alle Heiligen an ihrem Leben verzagen und sich allein der Gnade in Christus trösten müßten. 3. Ob der Mensch aus eigenem Willen die Werke des heiligen Geistes tun könne? Antwort: Der Mensch ist seines Willens nicht so frei, daß er ein Geistliches Werk von sich aus anfangen oder vollenden könne ohne die Hilfe des Geistes. Der Geist müsse zuvorkommen und Herz und Mut anregen. Wenn der Geist das tue, dürfe der Mensch nicht widerstreben, sondern müsse gehorchen. Auch hier werde nicht gesagt, betont Pfeffinger, daß der Mensch sich aus seinen natürlichen Kräften zur Gnade bereiten könne, wie Amsdorf ihm unterstelle, sondern daß der Geist die menschliche Natur anregen müsse, damit sie tue, was gottgefällig ist. 4. Ob denn der menschliche Wille gar nichts beitrage und der Geist mit ihm wirke wie an einem toten Klotz? Obwohl sich der Mensch nicht von allein zu geistlichen guten Werken bringen kann, sei er doch von ihnen nicht völlig ausgeschlossen, sondern müsse dabei sein und das seine beitragen. Denn der Geist handle nicht wie ein Bildschnitzer mit seinem Block; der Geist wolle in und mit dem Menschen wirken, so daß der Mensch geändert und gebessert werde. Der Geist erwecke neue Lust zu geistlichen Tugenden durch das göttliche Wort. Wenn der Mensch so durch das Wort angeregt werde, dürfe er nicht wie ein Klotz sein oder sich dem Geist widersetzen, sondern müsse ihm gehorchen. Auch wenn die Schwachheit der Sünde dem entgegenstehe, müsse er Gott gehorchen und ihn um Hilfe bitten, wie es auch alle Heiligen müßten. Der Unterschied zwischen Heiligen und Sündern sei, daß die Heiligen, auch wenn sie von Natur Sünder sind, nicht in die Sünde einwilligten, sondern die Verheißung der Vergebung mit dem Glauben annähmen. Gott sehe die Person nicht an, sondern behandele alle Menschen gleich: Alle seien unter die Sünde beschlossen und allen sei Gnade und Vergebung durchs Evangelium angeboten, so daß die, die das Angebot mit Glauben annähmen, selig würden. Es gebe keinen anderen Grund, warum einige selig, andere verdammt würden als daß die, die vom Geist angeregt würden und ihm nicht widerstrebten sondern gehorchten, auch selig würden. Die aber die Gnade verachteten, würden verdammt. Darum sei es nötig, daß der Mensch mit seinem Willen dem Geist gehorche. Ohne die Berufung des Geistes könnten wir nicht zu Gott kommen. Aber Gott wolle auch, daß der Mensch ihm folgen und gehorchen solle. Hier werde wiederum klar, sagt Pfeffinger: Obwohl er sage, daß der Mensch, wenn er vom Geist angeregt werde, seinen Willen dazu geben müsse, daß er nicht widerstrebe und das Angebot der Gnade verachte, sei daß eine andere Aussage als Amsdorf ihm unterstelle, der Mensch könne aus seinen natürlichen Kräften sich zur Gnade bereiten. Er sage vielmehr das Gegenteil, daß der Geist dem Menschen zuvorkommen und denselben anregen und der Mensch folgen und Gott um Hilfe anrufen müsse. 5. Ob der Mensch auch in äußerlichen Werken etwas nach seinem Willen vollbringen könne? Bei seiner Antwort hebt Pf. auf den Unterschied zwischen dem Vorsatz und der Ausführung einer Sache ab. Der Mensch habe die Freiheit, sich Dinge vorzunehmen, aber die Ausführung stehe nicht im Willen des Menschen. Dies wüßten die Heiligen, weshalb sie nichts auf ihren Verstand hin anfingen, sonder Gott um Hilfe bäten. In diesem Artikel würden nur die Werke behandelt, die jeder Mensch in seinem Beruf sich vornimmt. Jeder könne sehen, daß auch hier nicht die Aussage getroffen werde, die Amsdorf ihm vorwerfe. Abschließend fordert Pfeffinger noch einmal auf, ihm die unterstellte Aussage tatsächlich nachzuweisen. Wenn das gelänge, würde er seinen Fehler bekennen und widerrufen. Wenn nicht, bitte er die Vorwürfe Amsdorfs zu ignorieren. Er erklärt, nach den zehnjährigen Angriffen von Amsdorf und des Rädelsführer Flacius, der dem Teufel folge, ihnen zur Disputation zur Verfügung zu stehen, bitte aber darum, die Sache nur unter den Betroffenen auszutragen und die Kirche nicht durch öffentliche Kalumnien zu zerrütten. Nach der Erörterung von zwei Sprüchen, wegen deren Verwendung Amsdorf ihn angegriffen hatte, beruft sich Pf. nochmals auf Symbole und Bekenntnisse und erinnert daran, daß Amsdorf selber nicht mehr wußte, ob er seine Vorwürfe richtig im Gedächtnis behalten habe. Er erwartet, daß die Angriffe der Rotte mit ausgedachten Vorwürfen weitergehen und bittet Gott um Hilfe für die Erhaltung der Wahrheit.

Zitierhinweis

Antwort Pfeffingers auf das Bekenntnis der reinen Lehre des Evangeliums, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/d75e6abd-36d9-4eaa-8d1d-2aeaf342b2a8>. (Zugriff am 29.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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