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Treue Warnung und Trost an die Kirchen in Preussen (VD16: M 5886)

Mörlin, Joachim (auf Titel)

Trewliche war=
nung vnd trost
an die Kirchen
in Preussen.
Joachimus Mörlin D.
Roma. XII.
Nemet euch der heiligen nodturfft an.
Gedruckt zu Magdeburg durch
Michael Lotther.
1555.

Gegner:
Osiander, Andreas (aus Text oder Kolophon)

Druck

Erscheinungsort
Magdeburg (auf Titel)
Drucker
Lotter, Michael (auf Titel)
Erscheinungsjahr
1555 (auf Titel)
Umfang und Format
11 Bl. 4°
VD 16-Nummer
M 5886
Bestandsnachweis HAB
H 175 e (2). 4° Helmst.
Weitere Exemplare
202.93 Quod. (6); 127.10 Theol. (4)
Digitalisat
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Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Osiandrischer Streit
Kommentar
In direkter Anrede an die Christen in Preussen schreibt Mörlin wortreich und umständlich, er habe gehört, daß die Irrungen in Preußen beigelegt und die Irrtümer bekannt und widerrufen seien. Man solle solche guten Nachrichten nicht verachten, doch er wisse selber, daß kein Wort schwerer zu sprechen sei als ''peccavi''. Doch nachdem er den Abschied der vergangenen Synode (P 4777?) erhalten habe, habe sich herausgestellt, daß die Hoffnung noch getrogen habe, denn in dem Abschied sei ein guter Teil auf eine zukünftige Declaration verschoben worden. Deswegen wolle er seine Adressaten trösten und ihnen seinen Rat mitteilen. Er hoffe, es dadurch nicht mit ihnen zu verderben. Das Beispiel der Väter zeige, daß es immer gefährlich wurde, wenn man versucht habe, mit Schwärmern und Ketzern Kompromisse zu schließen. Denn wenn die Ketzer öffentliche Feinde waren, konnten sie nur die gefährden, denen der Herr Irrtümer zuschickte. Aber wenn sie anfingen, geschmeidig zu werden und mit der Kirche die selbe Sprache sprachen, konnten sie ihr süßes Gift mit lieblichen Worten den Zuhörern ins Herz träufeln. Angesichts dieses Beispiels werde ihm niemand verdenken, wenn er sich nicht von den schönen Worten täuschen lasse, denn die Sache betreffe Gottes Wort und das Seelenheil aller, womit jetzt leichtfertig umgegangen werde. Außerdem sei er als ihr alter Diener verantwortlich und verpflichtet zu warnen. Der Abschied "ists gleichwol vmb eines Rocks wermer / denn zuuor". Die Lehre der seinen werde nicht mehr verurteilt, sondern zugelassen, daß die Vergebung der Sünden durch das Leiden Christi erworben sei und die Gerechtigkeit des Sünders vor Gottes Gericht sei, wenn er es mit Glauben annehme. Diese Lehre werde in dem Abschied auch als schriftgemäß anerkannt, wofür er Gott dankbar sei. Zudem sei auch als Gottes Wort anerkannt, daß die dermassen Gerechtfertigten auch erneuert werden sollen, ihr Leben nach Gottes Geboten auszurichten, was nicht im menschlichen Vermögen liege, sondern durch Vater, Sohn und heiligen Geist geschehe. "Das man aber Osiandri lehr hieher zu der vornewerung ziehen vnd deudten wolte dieselbige also mit vns zuuorgleichen / dafur wollet jr euch hütten / als vor dem Teuffel selbst". Denn so habe Osiander keineswegs gelehrt, was aus seinen Schriften bewiesen sei -- gegen seine Anhänger, die versuchten, die unschuldigen Herzen irre zu mache und behaupten, er habe das gelehrt, was er nicht nur nicht gelehrt, "sondern mit grimmigem muth in vns vordammet hat." Jeder könne lesen, daß O. den Gehorsam Christi einen greulichen Abgott genannt und die CA als schädliche Verschwörung mit der Kirche des Teufels bezeichnet habe. Wie könne man angesichts dessen solche Versöhner akzeptieren, die erreichen wollten, seine Lehre nicht zu verdammen, um sie bei dem "gemeinen einfeltigen hauffen" im Ansehen zu erhalten. Sie rühmten sich ihrer Modestia, aber es sei eine wunderliche Liebe, um eines Mannes Willen das Heil der ganzen Christenheit zu vergiften. Wenn man so wolle, könne er auch die Übereinstimmung der päpstlichen Lehre konstatieren, denn auch mit seiner Rechtfertigungslehre gebe es Gemeinsamkeiten. Wenn für den Papst zur Rechtfertigung auch die Liebe dazugehöre, sei das genauso eine Leugnung unserer Gerechtigkeit durch Christi Blut wie Osianders Lehre, der bestreite, daß die Vergebung der Sünden unsere Gerechtigkeit sei. Wenn man sage, in diesem Verständnis sei es falsch, aber man müsse Osianders Lehre von der Erneuerung richtig verstehen, dann antworte Mörlin: Was sei damit erreicht, wenn man Osiander anders verstehe, als er es selber verstanden habe, und deshalb seine Bücher, die gegen Gottes Wort gerichtet seien, unverdammt blieben? "Denn das ist Gottes wort vnd vnser aller meinung / das vorgebung der Sünden durch vnsers HErrn Jhesu Christi bitter leiden vnd sterben erworben / sey nicht allein vnser erlösung / sondern vnsere gerechtigkeit / darwidder aber Osiander alles sein schreiben vnd predigen mit gantzer macht vnd gewalt gerichtet hat. Darum wird es sich mit solchen Conciliatiunculis nicht stillen lassen". Das bezeuge auch die Kirchengeschichte, wie er erzählen wolle, damit man sehe, daß ihn kein Affekt, sondern die große Gefahr zum Schreiben bewege. Das Beispiel, "welches diesem vnsern handel nicht vnehnlich ist", finde sich in der Historia tripartita, Buch 5. Umfangreich schildert M. die Vorfälle auf dem Konzil in Smyrna, wo Ursatius und Valens erst eine Confession erreichten, die so geschickt formuliert war, daß sich ihr das Konzil anschloß, und erst als Arianer enttarnt wurden, als sie sich weigerten, Arius als Ketzer zu verdammen. M. beruft sich auf Luthers "Von Konziliis und Kirchen", der dieser Geschichte die Warnung vor Leichtgläubigkeit gegenüber Rottengeistern entnommen habe. Dort gebe Luther auch den Rat zum Umgang mit den papistischen Autoren, die man zum Widerruf ihrer Greuel und Ablegung aller Misbräuche auffordern müsse, dann würden sie ihre wahren Ansichten zu erkennen geben. Dieses historische Beispiel sei vor allem für Bischöfe, Hirten ihrer Herden, wichtig. Soweit Luther. Dies alles habe Mörlin erzählt, damit jeder verstehe, "was mir auch in diesem handel den grawen macht. Man gehet wunderlich damit vmb / jtzt hat Osiander nicht recht gelehrt / Baldt wil man seine lehre nicht vordammen / sondern auff eine newe / sondere / wunderliche arth putzen vnd schmücken." Man drohe noch Predigern, die gegen Osiander predigen, mit Verfolgung "vnd sol doch die execution der Iudiciorum wider Osiandrum auff erkendtnis der Kirchen zugewarten sein". Wie weit dies alles mit dem Beispiel der Arianer übereinstimme, überlasse er der gemeinen Vernunft zu urteilen. Aus all diesem ergebe sich seine Warnung, erstens bei der reinen Lehre zu bleiben, und zweitens auf einen Widerruf der armen irrenden Herzen zu bestehen und nicht nur einen Kompromiß in der Lehre mit ihnen zu schließen. Dann sei der Friede gemacht und man könne sie wiederum aufnehmen. Wenn sie aber den Widerruf verweigern, sollen sie es lassen: Das Beispiel zeige, wie die Väter und Luther darüber gedacht hätten. Man solle sich dann vor ihnen hüten, denn man wolle gern, daß sie selig würden, aber nicht mit ihnen zum Teufel fahren.

Zitierhinweis

Treue Warnung und Trost an die Kirchen in Preussen, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/e407d9c8-e93d-4262-88c4-5f2aa46b8462>. (Zugriff am 19.04.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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