Schimpfwort des Monats

Die Autoren der Streitschriften pflegten eine starke und sehr bildhafte Sprache. In einer Zeit, in der die Alphabetisierungsrate sehr niedrig lag, war es ein probates Mittel, den Gegner durch Beschimpfung wirksam und einprägsam zu charakterisieren und zu beschreiben, um so die eigene inhaltliche Argumentation zu verstärken. Die polemische Sprache ist auch als Ausdruck der starken inneren Beteiligung der Kontrahenten zu verstehen. An dieser Stelle werden einzelne Invektiven aus dem Schriftencorpus im Zitat nachgewiesen und erläutert.

Ohrenkrauer

 Aber was warn fur dapffere Leut auff diesem Concilio [in Trient ab 1545] versamlet? Niemandt denn ettliche Fuchsschwentzer, Orenkrawer vnd diener (wie sie selbst von sich schreiben) des allerheilligsten Vaters, des Babsts zu Rom. Matthias Flacius Illyricus, Ein kurzer Bericht vom Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1, Nr. 3, S. 99,21-24.

Ohrenkrauer wird jemand genannt, der einem andern verbal die Ohren krault, ihm Dinge einflüstert, die ihm Wohlgefühle bereiten, also kurz: ein Schmeichler. Vgl. Art. Ohrenkrauer, in: DWb 13, 1256f.     (H.-O. S.)

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