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Alard (Alardus), Franz

GND: 116257679

geb. Anf. 16. Jh./ um 1520 in Brüssel, gest. 10.9. 1578 in Wilster (Holstein), luth. Prediger

Alard trat in Antwerpen in den Dominikanerorden ein. Durch einen Hamburger Kaufmann kam er mit Luthers Schriften in Kontakt, verließ einundzwanzigjährig den Orden und floh zu seinem Gönner nach Hamburg, der ihm ein Theologiestudium finanzierte. Nach dessen Tod kehrte A. nach Antwerpen zurück, wo er von seiner Mutter an die Inquisition ausgeliefert wurde. Zum Tod verurteilt, gelang ihm die Flucht. Nach einem kurzen erneuten Aufenthalt in Antwerpen lebte er ab 1557 sechs Jahre lang als Prediger in Norden/Ostfriesland, anschließend versah er Pfarrstellen in Kaltenkirchen und Kellinghusen. 1560 war er an der Universität Jena immatrikuliert. Um 1566 kehrte er nochmals nach Antwerpen zurück, um gemeinsam mit Matthias Flacius und Cyriakus Spangenberg die dortige lutherische Gemeinde aufzubauen. Die Antwerpener Agende und Bekenntnisschriften sind von ihm mit unterzeichnet. Er verfasste auch einen Katechismus für die Gemeinde, der 1568 und wieder 1585 gedruckt wurde. Den neuerlichen Verfolgungen unter Alba entfloh er mit seiner Familie und kehrte zurück nach Holstein, wo er bis zu seinem Tod 1578 in Wilster Pastor war. Im Erbsündenstreit überwarf sich A. mit Flacius und veröffentlichte polemische Schriften gegen ihn. („Bewyss vth Gades Worde/ vnde den Schrifften des düren Mannes Doct. Martini Lutheri/ dat de Erffsünde nicht sy des Minschen wesent/ syne Seele vnde Lyff / Dorch Franciscum Alardum Pastor thor Wilster ...., Lübeck, Balhorn, 1576 [VD16 A 1238]“) Auf eine in Lübeck gedruckte Schrift über die Erbsünde antwortete Spangenberg mit einer heftigen Gegenschrift.

Nachfahren A.s waren bis ins 19. Jahrhundert als Theologen und Gelehrte in Norddeutschland tätig. Alard gehört zu den zahlreichen niederländischen Theologen (wie Heinrich von Zutphen, Johannes Timann, Johann Pelt, und andere), die – ursprünglich Ordensgeistliche, dann für die Reformation gewonnen – ihre Heimat verlassen mussten und das norddeutsche Luthertum entscheidend mit geprägt haben.

Biografisch Archief van de Benelux (BAB) I 9,325-351

Vgl. Ralph Hennings: Wer war Oldenburgs "zweiter Luther": Matthias oder Frans Alardus?, in: Oldenburger Jahrbuch 121 (2021), 9-24; - Carsten Brall: Konfessionelle Theologie und Migration. Die Antwerpener Gemeinde Augsburger Konfession im 16. Jahrhundert, Göttingen 2017, 91-94.

Quellen

1576
Antwort auf Alards unbeständigen Beweis über die Erbsünde; S 7641  (Gegner)

Zitierhinweis

Alard (Alardus), Franz, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/b524b6cb-3275-4bed-b3b3-70e883862390>. (Zugriff am 18.04.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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