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Albrecht Markgraf von Brandenburg-Ansbach, Herzog in Preußen

GND: 118637673

geb. 17.5.1490 in Ansbach, gest. 20.3. 1568 in Tapiau, Hochmeister des Deutschen Ordens, erster Herzog von Preußen, Liederdichter.

Geboren als dritter Sohn des Markgrafen Friedrich von Brandenburg-Ansbach wurde Albrecht nach höfischem Muster erzogen und früh für eine geistliche Laufbahn vorgesehen. 1507 ging er an den Hof des Kölner Erzbischofs Hermann von Wied nach Brühl. Dort erhielt er eine Domherrenpfründe am Kölner Kapitel, die er bei seiner Rückkehr nach Franken gegen ein Kanonikat in Würzburg tauschte. Er nahm am Italienfeldzug Kaiser Maximilians 1508 teil und lebte einige Zeit am ungarischen Hof. 1511 wurde er auf Vorschlag des sächsischen Herzogs Georg zum Nachfolger von dessen Bruder Friedrich als Hochmeister des Deutschen Ordens gewählt und residierte ab 1512 in Königsberg. Dem Huldigungseid gegenüber dem polnischen König, seinem Onkel, zu dem die Hochmeister seit dem Frieden von Thorn 1466 verpflichtet waren, entzog sich A. durch hinhaltendes Taktieren. Zugleich suchte er im Reich nach politisch-militärischer Unterstützung. In Überschätzung seiner Möglichkeiten zettelte er den sog. Reiterkrieg mit Polen an, der von 1518-1521 weite Teile seines Territoriums verwüstete und in einem vierjährigen Waffenstillstand endete. A. versuchte in dieser Zeit erneut, beim Kaiser und den Reichsständen Unterstützung für seine Politik zu finden und hielt sich dauerhaft im Reich auf. Am Rande des Nürnberger Reichstags kam A. mit der evangelischen Predigt Andreas Osianders in Kontakt, die ihn tief beeindruckte, und begegnete zahlreichen Vertretern der Reformation. Bei einem Treffen mit Luther und Philipp Melanchthon im September 1523 rieten ihm beide, seinen Orden zu verlassen und das Ordensland zu säkularisieren (Luthers Schrift „An die Herren deutschen Ordens“). Albrecht berief evangelische Theologen, Johannes Briesmann, Paul Speratus und Johann Poliander, von Wittenberg nach Königsberg, die ab 1523 reformatorisch predigten. Nach Verhandlungen mit dem polnischen König legte A. am 8. April 1525 die Hochmeisterwürde ab, leiste am 10. April den lange verweigerten Lehnseid („Preußische Huldigung“) und wurde zusammen mit seinem Brüdern von König Sigismund mit dem Ordensland als weltlichem Herzogtum unter polnischer Lehnshoheit belehnt. Der Orden wurde in Preußen damit aufgelöst, bestand aber in Livland und im Reich fort und erhob noch jahrhundertelang Anspruch auf Preußen. Mit der Säkularisation führte A. in Preußen die Reformation ein. Nur sieben der preußischen Ordensbrüder verließen das neugeschaffene Herzogtum, um im Orden zu bleiben, die übrigen übernahmen weltliche Ämter in Preußen. Die beiden Bischöfe der Ordenszeit, Georg von Polenz und Erhard Queis, führten ihre Ämter fort. Als Speratus 1530 die Nachfolge im Bistum Pomesanien antrat, wurde erstmals ein evangelischer Bischof neu in sein Amt eingeführt.

In seiner rund 40 Jahre dauernden Regentschaft als Herzog hat sich Albrecht in besonderer Weise um das Kirchenwesen seines Landes bemüht. Er erließ mehrere Kirchenordnungen, nahm an Visitationen teil, bemühte sich um die Wiederbesiedlung des zerstörten Landes – wobei er auch die Ansiedlung von vertriebenen Täufern, Schwenckfeldianern und Böhmischen Brüdern billigte – und um die Besetzung der Pfarrstellen. Ferner initiierte er die Übersetzung von Bibel und katechetischen Schriften in die pruzzische, masurische und litauische Sprache und förderte die Ausbreitung des Luthertums auch in den benachbarten Regionen. Von seiner tiefen persönlichen Frömmigkeit zeugt ein Gebetbuch, das er für seine erste Frau Dorothea von Holstein verfasste und in Nürnberg prächtig ausmalen ließ. Er komponierte einige Kirchenlieder und stand in engem Kontakt mit Luther und Melanchthon sowie mit zahlreichen Gelehrten und Fürsten seiner Zeit.

1544 gründete A. die Universität Königsberg, nach Marburg die zweite protestantische Universitätsgründung. An diese berief er 1549 Andreas Osiander als Theologieprofessor und Pfarrer der Altstädter Kirche. Osiander, der keinen theologischen Doktorgrad hatte und Nürnberg wegen seines Widerstands gegen das Interim verlassen musste, stieß an der Universität schnell auf Kritik. Diese weitete sich aus zu einem Sturm der theologischen Entrüstung, nachdem Osiander seine Lehre von der Rechtfertigung als der dem Menschen einwohnenden wesentlichen Gerechtigkeit Gottes publizierte und in mehreren Schriften gegen die massive Kritik verteidigte. A. unterstützte O. und hielt in der über dessen Tod 1553 hinausreichenden Debatte an seiner Lehre fest, auch gegenüber Schlichtungsversuchen von Theologen aus Württemberg, Mecklenburg und Sachsen.

Der Hofprediger Johannes Funck, Anhänger und Schwiegersohn Osianders, widerrief seine Lehre 1556 in Wittenberg; gleichwohl wurde er 1566, als A. ihn nicht mehr schützen konnte, in Königsberg auf Betreiben der Landstände als „Ruhestörer, Landesverräter und Beförderer der osiandrischen Ketzerei“ hingerichtet.

Unter Leitung der zurückgerufenen Theologen Joachim Mörlin und Martin Chemnitz beschloss eine Synode von 1567, „dass man bei dem corpore doctrinae … unverrückt bleiben wolle“, nämlich bei den altkirchlichen Symbolen, der CA, AC und den Schmalkaldischen Artikeln. Zusammen mit einer Widerlegung der nach der CA aufgetretenen Irrtümer, namentlich der osiandrischen, von Mörlin und Chemnitz, wurde dieses Bekenntnis als sog. Corpus doctrinae prutenicum 1567 mit einer Vorrede A.s gedruckt. Im Jahr seines Todes wurden die beiden Bistümer auf Drängen der Landstände mit Georg Venetus (Venediger) und Joachim Mörlin besetzt.

Wie weit die Entwicklungen in seinen letzten Lebensjahren noch auf die lenkende Initiative Albrechts zurückzuführen sind, ist angesichts seines fortschreitenden geistigen Verfalls unklar. – Eine zeitgemäße Biographe Albrechts ist ein Desiderat; die Arbeiten von Walter Hubatsch sind in ihrer antipolnischen Grundhaltung überholt.

ADB; NDB; RE; RGG3; RGG4; TRE

Quellen

1549
Omnia latina scripta hactenus contra Adiaphoricas fraudes edita; F 1296  (Widmungsempfänger)
1550
Bekenntnis einer Christlichen Person; B 1535  (Autor)
Bekenntnis einer christlichen Person; B 1536  (Autor)
Etliche schöne Gebet und Trostsprüche; E 1012  (Autor)
1551
Bekenntnis einer Christlichen Person; B 1537  (Autor)
Bekenntnis einer christlichen Person, welche ein zeitlang mit ungrund beschüldiget ..., lat.; B 1538  (Autor)
Gründlicher wahrhaftiger Bericht von der Rechtfertigung des Glaubens wider Osiandri lehr; V 561  (Widmungsempfänger)
Wider das Lästerbuch des hochfliegenden Osiander; A 1561  (Widmungsempfänger)
1552
Ausschreiben Albrechts des Älteren; P 4779  (Autor)
Ausschreiben Albrechts des Älteren; P 4780  (Autor)
1553
Abschied Albrechts, des Herzogs zu Preußen; P 4777  (Autor)
1555
Mandat; P 4793  (Autor)
1557
Responsiones ad impios articulos Bavaricae inquisitionis; M 4167  (Gegner)
1558
Dialogi Quatturo de libro Hosii; V 660  (Widmungsempfänger)
1563
Etliche Schriften der Württemberger Theologen und Victorin Strigels; E 4079  (Autor)
1567
Repetitio corporis doctrinae; P 4794  (Autor)

Zitierhinweis

Albrecht Markgraf von Brandenburg-Ansbach, Herzog in Preußen, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/e126e97e-2269-4be3-8687-d0386a9b62a7>. (Zugriff am 29.03.2024)

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