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Irenaeus, Christoph

GND: 117201650

geb. ca. 1522 in Schweidnitz, gest. Frühjahr 1595 wohl in Buchenbach/Jagsttal, luth. Theologe; Flacianer

Nach Schulbesuch in Goldberg studierte I. 1544 in Wittenberg, war schon 1545 bis Ende 1547 Rektor der Schule in Bernburg. 1548 erhielt er eine Empfehlung Philipp Melanchthons nach Schweinfurt; die Bewerbung zerschlug sich aber. Im Folgejahr wurde er Rektor der Schule in Aschersleben und erwarb am 17.2.1549 den Magister Artium. 1552 übernahm er dort die Stelle des Diakons und wurde von Johannes Bugenhagen ordiniert. 1559 avancierte er zum Archidiakon in Aschersleben. Aus einer Predigtserie über das Apostolicum erwuchs ein umfassendes auslegendes Werk. 1562 wurde I. als Pfarrer nach Eisleben an die St. Peter und Paul-Kirche berufen, wo er sich der flacianischen Gruppe um Cyriakus Spangenberg anschloss. Ende 1566 erbat ihn Johann Wilhelm von Sachsen sich als Hofprediger, anfangs in Coburg, später in Weimar, wo er die flacianische Partei zu stärken suchte. Gemeinsam mit dem Herzog nahm er am Gespräch in Altenburg 1568/69 teil. Die Versuche Joachim Mörlins und Martin Chemnitz’, I. von der substantialen Erbsündenlehre des Matthias Flacius abzubringen, scheiterten; I. reiste zu Flacius nach Straßburg und vertrat fortan dessen Position kompromisslos. Ebenso bekämpfte er die Ausgleichsbemühungen Jakob Andreaes. Nach Klagen der Kurfürsten der Pfalz und Sachsens über die flacianische Partei in Weimar wurde I. als Superintendent nach Neustadt a.d. Orla versetzt. Auch dort setzte er unter Missachtung eines herzoglichen Reskripts die Polemik gegen seine Gegner fort. 1572 gab er sein Amt nach Einleitung eines Disziplinarverfahrens durch das Konsistorium auf und wandte sich nach Mansfeld, wo er mit Spangenberg diejenigen angriff, die sich von Flacius abgewandt hatten. I. nahm an dem Mansfelder Gespräch zwischen Flacius und seinen Gegnern am 3./4.9.1572 auf Schloss Mansfeld teil. Als 1574 der Streit soweit eskalierte, dass der Erzbischof von Magdeburg mit Landsknechten eingriff, floh I. am 31.12. Seine weiteren Lebensstationen sind nicht lückenlos bekannt; er bezeichnete sich als Exul Christi und wurde mehrfach vertrieben. 1576 bis 1579 war er Superintendent in St. Johannesberg an der Nahe, anschließend hielt er sich in Frankfurt und Franken auf, wo es zu einer fruchtlosen Begegnung mit Andreae kam. I. setzte seine öffentliche Polemik gegen die FC in aller Schärfe fort. 1582 bis 1585 war er Pastor in Horn in Niederösterreich, wo es zwischen den zahlreich dorthin gekommenen Anhängern des Flacius und den Vertretern der Konkordienformel zu fortdauernden Konflikten kam, die schließlich in der Ausweisung der Flacianer endeten. Die Stationen der letzten Lebensjahre sind unklar, I. starb wohl 1595 in Buchenbach, nachdem er in seiner schlesischen Heimat nochmals vertrieben worden war. Sein Sohn heiratete eine Tochter Flacius’. Anfangs vertrat I. im adiaphoristischen und synergistischen Streit gnesiolutherischen Positionen, bezog dann in der Auseinandersetzung um die Erbsünde mit aller Schärfe und Konsequenz die Position Flacius’ und bekämpfte namentlich Andreä mit großer Härte.

ADB, NDB, RE, RGG3, RGG4, BBKL

Deutsches Biographisches Archiv (DBA): I 589,287-295;II 637,425-425b; III 432,170

Quellen

1562
Symbolum Apostolicum I; I 301  (Autor des Vorwortes, Autor)
1562
Symbolum Apostolicum II; I 301  (Autor)
1562
Symbolum Apostolicum III; I 302  (Autor)
1568
Responsia ad dicta Patrum; H 426  (Widmungsempfänger)
1568
Irenäus, Warnung, daß man nicht in eine Amnestie einwilligen soll; I 310  (Autor)
1571
Antwort auf Irenäus Schreiben; K 2605  (Autor)
Irenäus, Bekenntnis; B 1570  (Autor des Vorwortes, Autor)
Irenäus, Geschöpfe Gottes; I 274  (Autor)
Irenäus, Unterschied zwischen Gottes und des Teufels Werk; I 279  (Autor)
Jena, Flickwerk; W 2895  (Gegner)
Spiegel des ewigen Lebens; I 298  (Autor)
1572
Irenäus, Apostasia; I 273  (Autor)
1573
Erklärung des Weinmarischen Bekenntnis halben; M 4724  (Gegner)
Ernste Erinnerung und Straffschrifft: An M. Hieron. Mencelium, Superintendenten zu Eisleben; ZV 22324  (Autor)
1574
Autumnus, Verteidigung gegen Irenäus; H 2222  (Gegner)
Censuren von der Lehre von der Erbsünde; I 314  (Autor)
Censuren von der Lehre von der Erbsünde; I 314  (Autor)
Censuren von der Lehre von der Erbsünde; I 314  (Autor)
Irenäus, De homine; I 286  (Autor)
1579
Merklich Partickel der langst gesuchten Formel Concordien; I 290  (Autor)
Zweizüngige Lehre Gregori Autumni von der Erbsünde; I 315  (Autor)
1580
Examen des ersten Artickels vnd des Wirbel Geists im newen Concordien Buch; I 283  (Autor)

Zitierhinweis

Irenaeus, Christoph, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/c636612c-196c-4d54-b2b8-e2a119f7d537>. (Zugriff am 20.04.2024)

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