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Johann Wilhelm von Sachsen

GND: 100863892

geb. 11.3.1530 in Torgau, gest. 2.3.1573 in Weimar, Herzog von Sachsen

Geb. als zweiter Sohn des Johann Friedrichs von Sachsen und Sibylle von Jülich-Kleve, wurde er gemeinsam mit seinem ein Jahr älteren Bruder Johann Friedrich dem Mittleren erzogen. Beide besuchten die Universität Wittenberg. J.W. nahm an den ersten Kämpfen des Schmalkaldischen Krieges nicht teil, wohl aber nicht an der Schlacht bei Mühlberg. Nach der Gefangennahme ihres Vaters übernahmen die Prinzen gemeinsam die Regentschaft, bis J.W. 1549 zu einer Reise an die Höfe in Pommern und Preußen aufbrach, von der er 1552 nach der Freilassung des Vaters zurückgerufen wurde. Nach dem Tod des Vaters führten die drei Söhne anfangs die Regentschaft gemeinsam, 1557 gaben J.W. und Johann Friedrich der Jüngere ihre Mitregentschaft auf; dieser studierte in Jena, J.W. ging nach Frankreich und trat zuerst in habsburgische Dienste, kehrte kurz nach Weimar zurück, um dann auf Seiten des französischen Königs in den Konflikt einzugreifen. Mit einer in Deutschland geworbenen Truppe nahm er erfolgreich am Krieg teil, der im Oktober 1558 zu Ende ging. Versehen mit umfangreichen französischen Geldern lebte J.W. anschließend in Weimar, heiratete Dorothea Susanna, die Tochter Friedrichs III. von der Pfalz, und verlängerte 1561 die Überlassung der Regentschaft an seinen Bruder um vier Jahre. Nach Ablauf dieser Frist kam es zum Konflikt um die Landesherrschaft, der erst nach dem Tod des jüngeren Bruders mit einer Mutschierung, also wechselnden Regentschaft über die Landesteile Weimar und Coburg beigelegt wurde. J.W. erhielt zuerst die Regentschaft über Coburg. Nachdem jedoch sein Bruder über die sog. Grumbachschen Händel in die Reichsacht getan wurde, beteiligte sich J.W. an der vom albertinischen Kurfürsten Johann geleiteten Exekution und übernahm 1567 nach der Eroberung Gothas die Regentschaft über das ganze ernestinische Gebiet. Gegenüber dem albertinischen Sachsen hielt J.W. an der eigenständigen Politik fest. Besonders im Bereich der Kirchenpolitik setzte er die Unterstützung der Flacianer fort. Der Versuch einer Einigung auf dem Altenburger Gespräch brachte 1568/69 nach fünf Monaten keine Annäherung. Die Vertreter einer kompromissbereiteren Linie wie Friedrich Widebram, Johann Stössel und Nikolaus Selnecker verließen Jena, an ihrer Statt kamen Tilemann Heshusius und Johannes Wigand. Die Streitigkeiten in der Religionsfrage setzten sich anschließend fort. 1572 kam es gegen den Protest J.W.s zur Abtrennung der Landesteile von Coburg und Eisenach zugunsten der Kinder Johann Friedrichs des Mittleren. Kurz nach der Kaiserlichen Bestätigung dieser Regelung starb J.W. in Weimar, knapp 43 Jahre alt.

ADB, NDB

Deutsches Biographisches Archiv (DBA): I 608,313;III 445,302-303

Zitierhinweis

Johann Wilhelm von Sachsen, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/f6bc8835-c43d-4881-9876-d62fc17e31d5>. (Zugriff am 29.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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