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Obenhin, Christoph (auch Obenheim, Obernheim)

GND: 128518502

lutherischer Pfarrer. Obenhin stammt aus Oettingen in Württemberg, das er im Zuge der einsetzenden Verfolgung der Flacianer in Oberdeutschland jedoch verlassen musste. Nach einiger Zeit fand er eine neue Anstellung beim Grafen von Isenburg-Büdingen als Prediger in Offenbach, wo er von 1559–1562 unter dem Namen Christoph Rhaetius („Meister Rhetikus“) lebte. Gegen Ende 1562 kam Obenhin nach Oberursel, nachdem er noch im Mai 1562 eine Auslegung der im Laufe der Kirchengeschichte umstrittenen Schriftstellen verfasst hatte, die 1563 in Basel erscheinen sollte (VD 16 O 41). Im selben Jahr ließ Obenhin sein „Enchiridion theologicum“ (VD 16 O 40) bei der Oberurseler Druckerei Nikolaus Heinrich veröffentlichen. Unter dem Schutz des Königsteiner Grafen Ludwig konnte diese Druckerei als eine der letzten im Reich ungestört auch flacianische Drucke publizieren. Der Bruder des 1574 verstorbenen Grafen Ludwig, Graf Christoph von Königstein, erwies sich ebenfalls als Förderer des Flacianismus. 1576 widmete Obenhin seine Schrift „En Damus Lector“ (VD 16 O 42) dem neuen Landesherrn und gab seiner Freude über die weitere obrigkeitliche Unterstützung Ausdruck. An den Lehrauseinandersetzungen seiner Zeit nahm Obenhin nur mit einem Druck teil: 1569 veröffentlichte er seinen „Einfeltigen und warhafftigen bericht von dem Freyen Willen vnd bekerung des menschen“ (VD 16 ZV 11901), einen Beitrag zum synergistischen Streit, mit dem er sich deutlich auf die flacianische Seite stellte. 1570 veröffentlichte er eine Schrift über Almosen (VD 16 O 47), 1574 einen Druck über den „Eydteuffel“ (VD 16 O 39), eine Neuauflage seiner Veröffentlichung von 1564 (VD 16 O 38). Nach zeitgenössischem Zeugnis war Obenhin ein vernünftiger und besonnener Theologe. Ende der 70er Jahre starb Obenhin und hinterließ eine Witwe mit drei Söhnen, von denen Reinhard 1581 in Wittenberg studierte und später Kaplan in Königstein wurde, Justus 1583 die Universität in Heidelberg besuchte. Kilian blieb in Oberursel als Metzger ansässig und verheiratet. Er wurde von der Gegenreformation dazu gezwungen, wieder zur katholischen Kirche überzutreten. Seine Nachkommen lebten noch zu Ausgang des 18. Jahrhunderts in Oberursel.

August Korf, Geschichte der evangelischen Gemeinde in Oberursel a. Taunus, Oberursel: Evang. Pfarramt 1902.

Quellen

1569
Obenhin, Bericht vom freien Willen; ZV 11901  (Autor)

Zitierhinweis

Obenhin, Christoph (auch Obenheim, Obernheim), in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/b40b294f-9dca-4ef2-8323-440bd5aafaef>. (Zugriff am 19.04.2024)

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