Personen und Personengruppen

Zur Übersicht

Olevian, Kaspar

GND: 118834509

calvinistischer Theologe. Am 10. August 1536 in Trier geboren, immatrikulierte sich O. nach dem Besuch der Pfarrschule von St. German 1549 an der Universität Paris zum Studium der Artes, nach dessen Abschluss er zum Studium der Rechtswissenschaften nach Orléans und Bourges wechselte. In Bourges wurde er 1557 zum Doktor des Zivilrechts promoviert und schloss sich der dortigen Hugenottengemeinde an. Im Sommer 1556 leistete er in Todesnot ein Gelübde, sein späteres Leben der Predigt des Evangeliums zu widmen. Im März 1558 nahm O. das Theologiestudium in Genf bei Calvin auf. Aufgrund einer Erkrankung des Genfer Reformators setzte er sein Studium im WS 1558/59 in Zürich bei Pietro Martire Vermigli, dessen Hausgenosse er wurde, und Heinrich Bullinger fort. Über Lausanne, wo er Theodor Beza kennen lernte, kehrte O. zurück nach Trier. Dort wurde er am 19. Juni 1559 zum Lehrer der philosophischen Disziplinen ernannt, die er nach der Dialektik Melanchthons zu unterrichten hatte. In der akademischen Burse hielt O. am 10. August 1559 eine evangelische Predigt, die sowohl auf Zustimmung als auch auf Ablehnung stieß. Der Rat verbot ihm daraufhin das Predigen in der Burse. Er bekam jedoch die Kirche des Jakobspitals als Predigtstätte zugewiesen. Dort hielt er am 20. August die nächste evangelische Predigt, die Begeisterung unter der Hörerschaft hervorrief. Auch nachdem die kurfürstlichen Räte am 25. August 1559 das Verbot jeder weiteren Predigt erreicht hatten, setzte O. seine Predigertätigkeit unverdrossen fort. Als die Räte des Erbischofs und Kurfürsten die Verhaftung O.s forderten, lehnte dies der Rat der Stadt ab, dem traditionell an der Freiheit der Stadt gegenüber dem Kurfürsten gelegen war. Mittlerweile hatte sich eine wachsende evangelische Gemeinde um O. gebildet, die am 21. August 1559 beim Rat der Stadt eine Eingabe machte, mit der sie sich zur CA bekannte und die im Augsburger Religionsfrieden zugesagte freie Religionsausübung verlangte. Mit dem Superintendenten Cunemann Flinsbach bekam O. Unterstützung bei seinen Aufgaben aus der Kurpfalz. Nachdem der katholische Teil des Trierer Rates O. und Flinsbach in Haft genommen hatte, trat Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz am 16. Oktober für die beiden Inhaftierten ein, erreichte aber zunächst nur die Freilassung Flinsbachs am 1. November. Am 27. November erreichte eine Delegation von sechs evangelischen Fürsten die Stadt und verhandelte mit dem dortigen Erzbischof über die Freilassung der Evangelischen. Sie erreichten am 23. Dezember 1559 den Abbruch der peinlichen Gerichtsverhandlung gegen die Protestanten. Doch mussten O. und die 80 evangelischen Familien Trier verlassen. O. trat in kurpfälzischen Dienst und wurde im Frühjahr 1560 Leiter des collegium sapientiae, einer Universitätsburse. Er erwarb sich das Vertrauen Friedrichs III., der ihn im 8. Juli 1561 auf eine theologische Professur Berief. Im Sommer 1562 wurde er Pfarrer an St. Peter, gegen Jahresende an der Hl. Geist-Kirche. Er wurde zum Mitglied des Kirchenrates berufen und war als solcher maßgeblich beteiligt am Übergang der Kurpfalz zum reformierten Bekenntnis und reformierter Kirchenordnung. An der Erstellung des Heidelberger Katechismus war er nicht beteiligt. 1564 nahm er als kurpfälzischer Delegierter teil am Maulbronner Kolloquium. Literarisch war O. vor allem gegen die Lutheraner Matthias Flacius Illyricus und Johannes Marbach tätig. Er war 1570 die treibende Kraft zur Einführung der presbyterialen Kirchenzucht und des Synodalwesens in der Kurpfalz. Mit Thomas Erast kam es zu einer Auseinandersetzung, da dieser das mildere Staatskirchentum Zürcher Prägung favorisierte. Beim Konfessionswechsel in der Kurpfalz 1576/77 wurde O. aller Ämter enthoben und unter Hausarrest gestellt. Im März 1577 berief ihn Graf Ludwig von Sayn-Wittgenstein nach Berleburg als Hofprediger und Prinzenerzieher. 1584 wurde O. erster Pfarrer im nassauischen Herborn und Theologieprofessor an der nach seinen Empfehlungen eingerichteten Akademie. Er starb am 15. März 1587.

TRE 25, 237–239

RE 14, 358–362

Quellen

1562
Heidelberger Katechismus, lat.; P 2183  (Autor)
Ursin/Olevian, Heidelberger Katechismus; P 2166  (Autor)
1563
Heshusen, Treue Warnung vor dem Heidelberger Katechismus; H 3147  (Gegner)
1564
Flacius, Treue Warnung, die Einsetzungsworte wörtlich zu verstehen; F 1398  (Gegner)
1564
Hauptursachen alles Irrtums im Heiligen Abendmahl; O 704  (Autor)

Zitierhinweis

Olevian, Kaspar, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/b900b9dc-8f88-4dd8-929e-e1b6f191aee8>. (Zugriff am 29.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

Zur Übersicht