Bibliographie/Quellen

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Flacius, De iustificatione et bonis operibus (VD16: F 1253)

Flacius, Matthias (auf Titel) , Gallus, Nikolaus (eigentlich Hahn) (auf Titel)

ANNOTATIO
DE VERO SENSV
PRIMARIAE THESIS PAVLINAE:
CONCLVDIMVS HOMINEM IVSTIFICARI
gratis fide, Sine operibus legis.
OPPOSITA REPETITIONI
erroris D. Georgij Maioris.
Matth. Flac. Illyricus.
ITEM DEMONSTRATIONES
tres, de Impostura, de Corruptela, de
Blasphemia Maioris, in eadem
eius repetitione.
Nic. Gallus.
1568.

Gegner:
Major, Georg (aus Text oder Kolophon)

Druck

Erscheinungsjahr
1568 (auf Titel)
Kommentar Druck
A 1v - A 3v Thesen Flacius, A 3v - A 4r Demonstrationes Gallus
Umfang und Format
4 Bl., davon eine Seite leer 4°
VD 16-Nummer
F 1253
Bestandsnachweis HAB
466.38 Theol. (16)
Weitere Exemplare
506.5 Theol. (1)
Digitalisat
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Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Majoristischer Streit
Kommentar
Zwei Thesenreihen von Flacius und Gallus zum Majoristischen Streit. In seinen Thesen geht Flacius aus von dem paulinischen Satz aus Rm 3: "Concludimus hominem iustificari gratis, fide, sine operibus" und stellt anschließend zusammen, wie verschiedene Theologen oder besser Verführer versucht hätten, diesem Satz auszuweichen und das "sine" einzuschränken. Bei Origenes und verschiedenen Scholastikern der Vergangenheit und Gegenwart habe man es als "ohne zeremoniale Werke" verstanden, bei den Sophisten als "ohne Werke, die das Gesetz im Menschen bewirkt ohne die Gnade". Bei Hieronymus heiße es "nicht allein mit Werken ohne Glaube, sondern durch den Glauben und zugleich durch die Charitas". Alesius in seiner kürzlich veröffentlichten Disputation (De necessitate, VD 16 vacat) verstehe es als "ohne Werke, die das Gesetz vollständig erfüllen"; die Löwener und Synergisten als "nicht ohne gute Qualitäten und Werke, die auf den Erhalt von Gnade und Gerechtigkeit vorbereiten." Es heiße "nicht ohne das meritum congrui" bei den Sophisten oder bei Major: Werke sind "causa retentiva et conservantia" des Heils. Trient, das Interim und Major hättten: "Ohne Werke in causa efficienti, aber nicht in causa formali". Bei Osiander, Schwenckfeld und Staphylus heiße es: "Nicht ohne unsere Erneuerung oder eingegossene Tugenden"; bei Major und Alesius: "nicht ohne innere gute Qualitäten und Werke" wie Glaube, guter Vorsatz und andere eingegossene Qualitäten. Thomas und die Majoristen lehrten: "Ohne Werke, die der Rechtfertigung vorausgehen, aber nicht ohne welche, die folgen". Bei Malvenda: "ohne Werke als Auslöser (inchoative) aber nicht ganz ohne Werke". Bei Melanchthon: "ohne Hilfe der Werke; ohne Notwendigkeit ihrer Anwesenheit". Diesen zwölf Aussagen stellt Flacius nun als 13. These die wahre Bedeutung der Worte Pauli entgegen: "ohne jedes Verdienst, Bedingung oder Notwendigkeit unserer Werke, allein durch den Glauben an Christus werden wir gerecht vor Gott. In keiner Weise hängt unser Heil von guten Werken ab, und sie sind in keinerlei Weise dem Sünder für das Heil notwendig." Das Heil könne sich auch für die ereignen, die nie ein gutes Werk getan haben und sterben müssen. Durch das "sine" würden einfach Heil und Werke voneinander getrennt. So lehrten die Schrift, Luther und alle Doktoren "sanae sententiae". Nach dieser positiven Aussage führt er im folgenden Belege gegen die Einschränkungen des "sine" an. Aufgabe des der Rechtfertigung vorangehenden Gesetzes und der Contritio sei, daß der Mensch nicht nur aller guter Werke entledigt werde, sondern seine äußerste Ungerechtigkeit offenbart werde, wie er mit Schriftverweisen argumentiert. Wie könnten die Werke für die Gerechtigkeit benötigt werden, wenn das Gesetz sie vorher negiert habe? Paulus schließe alle Werke aus der Gerechtigkeit aus, der Sohn sei gekommen, um die Sünder zu rechtfertigen, also seien die Werke ausgeschlossen. Wenn nur das Meritum der Werke ausgeschlossen wäre, sie aber als Debitum nötig wären, würde der ganze Dekalog herausgetrieben. Denn Christus bezeuge, daß die Einhaltung des ganzen Gesetzes ein solches Debitum und kein Meritum sei. Angefochtene, die in ihrer letzten Stunde sich bekehren, und Neugeborenen würden so notwendig in den Schlingen der Verdammnis gefangen, denn aus dem Syllogismus: ''Werke sind die conditio sine qua non, ich habe keine, also kann ich nicht gerettet werden'', gäbe es keinen Ausweg. Der Satan würde, wäre diese Irrlehre wahr, die Gewissen mit den Schlingen der Verzweiflung verwirren, denn sie kämen in Zweifel ob sie gute Werke hätten oder nicht. Ausgiebig schildert Flacius die Gefahr der Verzweiflung, auch unter Berufung auf Luther und Melanchthon. Wenn die Werke Ergebnis und Früchte der Bekehrung seien, könnten sie in keiner Sprache oder Logik zugleich deren Voraussetzung bilden. Wenn durch die Lehre der Pseudoapostel die Wahrheit des Evangelium verdreht werde, müsse man sie -- die Notwendigkeit der guten Werke zum Heil -- einfach ausschließen und zurückkehren zur Lehre von Paulus, der einfach sage: "sine operibus". Auf den verbleibenden zwei Seiten der Schrift zeigt Gallus drei Fehler in Majors "Repetitio ac declaratio" (M 2160/2161), eine Betrügerei, eine Verfälschung der Lehre und eine Blasphemie. Der Betrug bestehe darin, daß Major an den Glossen zu seiner ersten Schrift festhalte und damit die Propositio selber nicht aufgebe. Die Verfälschung bestehe darin, daß Major die Verbindung von Gerechtigkeit und Heil auftrenne und für die Gerechtigkeit die Bedingung der Werke fordert, womit er mit der Schrift, Luther und der CA in Widerspruch gerate. Die Blasphemie bestehe darin, daß er Christus zur Ursache der Sünde mache, indem er als Antinomie bezeichnet, wenn allein Christus die Menschen gerecht mache ohne ihre eigenen Werke. Das selbe täten auch die Papisten. Sie vermischten die beiden Aussagen: "Gute Werke sind nötig zum Heil" und "Sind nötig für ein angemessenes Christliches Leben."

Zitierhinweis

Flacius, De iustificatione et bonis operibus, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/bb55589e-2f28-42f8-b08f-fa46cea8dbf9>. (Zugriff am 29.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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