Bibliographie/Quellen

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Über den Abfall des Menius von der reinen Lehre (VD16: A 2345)

Abbas, Anton (Pseudonym von Anton Otho (Otto) aus Nordhausen) (auf Titel) , Amsdorf (Amsdorff), Nikolaus (auf Titel)

Das Justus Meni=
us sein Vocation vnd Kirche
heimlich verlassen / vnd von
der reinen Lere des
Euangelij abge=
fallen sey.
Niclas von Amsdorff.
Psalm. 119.
Ich hasse die Fladdergeister / vnd liebe dein Gesetze / Du
zutrittest alle die deiner Rechte feilen / Denn jre triege=
rey ist eitel lügen.
Du wirffst alle Gottlosen auff Erden weg / wie Schla
cken / Darumb liebe ich dein Gesetz.
Psalm. 26.
Ich sitze nicht bey den eitel Leuten / Vnd habe nicht ge=
meinschafft mit den Falschen.
Ich hasse die Versamlung der Boshafftigen / Vnd si=
tze nicht bey den Gottlosen.

Gegner:
Menius, Justus (auf Titel)

Druck

Erscheinungsort
Jena (aus Text oder Kolophon)
Drucker
Rödinger d. Ä. Erben, Christian (aus Text oder Kolophon)
Erscheinungsjahr
1558 (erschlossen)
Kommentar Druck
Datierung nach Menius, M 4563, der die Schrift erwähnt und dessen Vorwort vom 13.3.1558 datiert.
Umfang und Format
16 Bl. 4°
VD 16-Nummer
A 2345
Bestandsnachweis HAB
H 139 A (5). 4° Helmst.
Weitere Exemplare
T 387.4º Helmst. (6)
Digitalisat
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Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Adiaphoristischer Streit, Majoristischer Streit
Kommentar
enthält auch, ab C 2v, eine "Kurtze Antwort M. Anthonij Otthonis / auff das Lesterbuch Menij" sowie auf D 4r-v "Trewe warnung D. Mart. Luthers / aus seiner letzten Predigt / die er zu Wittenberg gethan 1546." In der titelgebenden Schrift greift Amsdorf Menius wegen seiner Veröffentlichung "Kurtzer Beschaid" an. Er bezeichnet M.s Haltung als gräuliches heftiges Schelten, schändliche Lästerung, teuflische Besessenheit und anderes mehr. Es sei offenbar, daß die Hochgelehrten zu Wittenberg und Leipzig im Interim den Antichrist hofieren und den Kaiser betrügen wollten -- Amsdorf zählt die Punkte Messe, Fasten, Letze Ölung (Schmiere), Primat des Papstes, Fronleichnam und die auslassung des ''sola'' auf, ohne inhaltlich über Beschimpfungen hinauszugehen. Die schwere Sünde der Leipziger Interimisten, diese Ordnung ein- und durchzusetzen sei bis heute ungereut und ungebüßt, werde viel mehr von ihnen verteidigt, was man nicht billigen könne. M. sei wütend, daß sich Flacius und seine Anhänger der neuen Separation der Adiaphoristischen Rotte nicht anschließen wolle. Er möge weise sein, wie er wolle, man wolle lieber Christi Narren bleiben. In polemischem Ton, aber ohne weitere Argumentation erschöpt sich die Schrift in der Aussage, man sei im Recht: "Qui non mecum est, ille est contra me, sed Adiaphora non sunt cum Christo, verum cum Antichristo, Ergo sunt contra Christum.". Ähnlich tiefschürfend ist die abschließende Argumentation zu den guten Werken. M. wolle die Lehre, das gute Werke zur Seligkeit nötig seien, nicht verdammen. Da Luther diese verdammt habe, folge unwidersprechlich, daß M. von der reinen Lehre Luthers in diesem Artikel abgefallen sei. M. setze diese Lehre nicht nur im Gesetz sondern auch im Evangelium. Das habe man unter den Lutherischen noch nie gelehrt. Deshalb verdamme man mit Luther diese Lehre. M. sei nach Leipzig ausgewichen. Das beweise ja, daß er die Kirche verlassen habe. Abschließend nimmt A. Flacius gegen die Angriffe von M. in Schutz, daß dieser zu keinem Amt berufen sei. F. sei in der Lehre rein, M. könne ihm keinen Irrtum nachweisen, und F. habe "ein gut gerücht von allen Nachbarn / bey denen er gewest ist." Die kurze Schrift von Otho zeigt dagegen ein wesentlich höheres Niveau. Voller Sarkasmus zerpflückt er den Vorwurf der mangelnden Berufung F.s. Er fragt, ob denn Gallus, Westphal und die vielen anderen hätte warten sollen, bis sie mit einem "rot besigelt brief" zu den Händeln über die Adiaphora eingeladen worden wären? Dagegen stehe die Schrift: Otho führt Bibelstellen und Zitate Luthers und Melanchthons an und kommt zu dem Schluß, daß seit 40 Jahren "Leyen / Weiber / Kinder vnd (wie man sagt) Schuster vnd Schneider" disputiert, geschrieben und große Prälaten in ihrer Lehre gerichtet hätten. Das sei bisher richtig gewesen, bis M. dagegen das "Si quis suadente" aus des Papst Drecketal angeführt habe. Gegen M.s Berufung auf seine Tätigkeit in Nordhausen stellt Otho eine andere Darstellung: Man habe sich gottlob dem Interim verweigert, und damit sei das Lob M.s gerechtfertigt. Bei der Behandlung des Rechtfertigungsartikels stellt O. die Berufung M.s in Frage, daß "alle" Verwandten der CA so lehrten. Mit beißendem Spott erklärt er, man müsse das "alle" nicht einfach so, sondern theologisch verstehen. Es sei dasselbe "alle" wie in der Priesterschaft aller Gläubigen oder der Einsetzung des Kelches; gemeint seien mit "alle" nur die Priester, wie er ja am Beispiel der Berufung F.s gezeigt habe. Den Sarkasmus beendend, stellt Otho fest, daß M. Lehre nicht mit der CA übereinstimme. Er habe das Argument geführt und redlich verloren. Werke und gutes Leben müssen auf der Erden unter den Leuten bleiben, und nicht gen Himmel gezogen werden, wo allein der Herr Christus hingehöre.

Zitierhinweis

Über den Abfall des Menius von der reinen Lehre, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/b5e8db80-e9c2-46a8-a9a2-76daf637d2ef>. (Zugriff am 29.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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