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Christliche Vermahnung zur Bestendigkeit in der wahren reinen Religion (VD16: F 1300)
Flacius, Matthias (auf Titel)
Ein Christliche ver=
manung D. Matthie Flacij Jl=
lyrici zur bestendigkeit / inn der waren rei=
nen Religion Jhesu Christi / vnnd inn der
Augspurgischen bekentnis / Geschrieben
an die Meissnissche Kirche / vnnd
andere / so das lauttere Euan=
gelium Jhesu Christi er=
kant haben.
1. Petri. 5.
Seid nüchtern vnd wachet / Denn ewer
widersacher der Teuffel gehet vmbher (mit sei=
nen tausent künste(n) / den mancherleien schönen
Interim vnd köstlichen Adiaphoris) wie ein brül=
lender Lewe / vnd suchet / welchen ehr verschlin=
ge. Dem widerstehet feste im glauben / vnnd
wisset das eben dieselbigen leiden / vber ewer
Brüder in die Welt gehen.
Der Gott aber aller gnade / der vns beru=
ffen hat / zu seiner ewigen herligkeit / in Chri=
sto Jhesu / derselbige wird euch / die jhr eine
kleine zeit leidet / volbereiten / stercken / kreffti=
gen / gründen. Demselbigen sey ehre vnd ma=
cht von ewigkeit zu ewigkeit / Amen.
Anno 1550.
Druck
- Erscheinungsort
- Magdeburg (aus Text oder Kolophon)
- Drucker
- Lotter, Michael (aus Text oder Kolophon)
- Erscheinungsjahr
- 1550 (auf Titel)
- Umfang und Format
- 30 Bl. 4°
- VD 16-Nummer
- F 1300
- Bestandsnachweis HAB
- G 108. 4° Helmst. (2)
- Weitere Exemplare
- G 672.4° Helmst. (8); 323.2 Theol. (3); S 206.4º Helmst. (14); 513.24 Theol. (16); 463.21 Theol. (9)
- Digitalisat
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Vorwort
- Autor
- Flacius, Matthias (aus Text oder Kolophon)
Inhaltsbeschreibung
- Kontroverse
- Adiaphoristischer Streit
- Kommentar
- Vorrede über die Schriftgelehrten, die zu epikureischen Säuen geworden sind, die meinen, daß man in der Gefahr die letzten acht Gebote brechen könne. Gegen diese trägt Flacius Belege für das Scheitern der gottlosen Weltklugheit zusammen. Dieses schreibe er an den Herzog, weil er höre, daß in Meißen auch solche gottlosen Klüglinge gefunden werden wie D. Interim, Doc. Geiz oder dergleichen Gesellen, die man aus der Gemeinschaft mit den christlichen Fürsten vertreiben solle. Er überreiche die Schrift über die Beständigkeit in der erkannten Augsburgischen Religion und bitte, daß der Herzog nicht gestatte, daß die Buben gegen unschuldige Prediger wüten und die Schriften der Magdeburger verdammen. Denn er wolle nur die durch Interim und Adiaphora Verwirrten heilen und zur Beständigkeit vermahnen. Er bitte den Herzog, die Epikureer zu zähmen und ihnen nicht zu folgen. Zu Beginn der Schrift bittet Flacius die Leser, ihn und andere nach dem Vorbild Christi nicht nach der Person, sondern allein nach der Lehre zu beurteilen. Eine unchristliche Lehre werde nicht richtig, wenn sie ein Engel vom Himmel lehrt, eine christliche kann auch von einem Fischer oder Gärtner kommen. Übergangslos referiert Fl. dann einen Bericht vom Sterbebett Caspar Crucigers, der am 16.9.1548 im Traum sich der Annahme einer Lehre trotz großen Drucks verweigert habe, aber nicht über diesen Traum habe reden wollen, weil er so schrecklich gewesen sei. Gleichzeitig hätten in Kloster Zella die Verhandlungen über das Interim stattfanden. Diese Geschichte sei in dem Bericht über Crucigers Sterben ausgelassen worden, da sie die dort versammelten in ein schlechtes Licht gestellt habe. Aber es sei klar, daß sie auf das Interim zu beziehen sei. Er wolle deshalb die Meißener vor dem Interim warnen, daß sie keinerlei Veränderung der Lehre anerkennen. Zur Begründung wiederholt Fl. die Argumente aus "De veris et falsis": Die Religion, die man 30 Jahre gehabt habe, sei die richtige und wahre, sonst würden die Papisten sich nicht scheuen, sie auf einem Konzil zu besprechen. Der Teufel und die Papisten wollen die Lehre verfälschen. Viele Teile der neuen Veränderungen seien gottlos in sich oder dadurch, daß die Schwachen geärgert würden. Letztlich seien alle Veränderungen Abfall von der wahren Lehre, wie Melanchthon selbst bekenne. Als Verfälschung benennt Fl. die Auslassung der Lehre von der Rechtfertigung sola fide, die Bußlehre, die Siebenzahl der Sakra-mente, die Wiedereinführung der Messe und die Neuaufrichtung der Bischofsmacht. Verflucht sei auch die Wiederaufrichtung der Speiseverbote, die Wiedereinführung päpstlicher Zeremonien und überhaupt Veränderungen. Im einzelnen führt Fl. die Stärkung der Gottlosen, die Verunsicherung der Gläubigen, die Vertreibung von Predigern und ihre Ersetzung durch ungelehrte und ungeeignete an. Schließlich seien die Zeremonien ein großer Teil des Papsttums. Die adiaphoristischen Teufel seien Vorläufer des großen Teufels, der das Papsttum beschirme. Die Adiaphora seien wie ein Keil, der, vorne spitz und schmal, wenig Schaden anzurichten scheint, aber der Auszug des Leipziger Interims sei schon etwas breiter, noch breiter ist das Leipziger Interim und das dickste Teil sei das Augsburger Interim und das ganze Papsttum; das ganze ist ein Instrument des Teufels, zumal es so glatt sei, daß es nirgends einen Halt gebe. Es folgt ein direkter Angriff auf Major, der auf dem Celler Tag seine Meinung zu den Mitteldingen aufgegeben habe. Flacius wirft ihm erneut Geiz als Beweggrund vor. Ebenso wird Pfeffinger namentlich angegriffen, er lege das Leipziger Interim zu positiv aus. So wie Eisleben und D. Interim ihre Interpretationen veröffentlicht hätten, die alle nur das arme Volk betrügen wollten. Die Adiaphoristen seien wie ein Hauptmann, der ein Schloß verteidigen soll, aber die Zerstörung der umliegenden Dörfer nicht verhindert, so daß am Ende das Schloß nichts mehr wert sei. Zweiter Teil, in kleinerer Type: Anredewechsel; Aufruf an die Nicht-Theologen in den Gemeinden, die Religionsfrage nicht allein den Theologen zu überlassen, aber sie zu unterstützen und auch zu kontrollieren, denn einige Prediger würden alles in die Kirche hineintragen, was ihnen von Achitopheln und Baalamen vorgelegt würde. Diese sollten mit Dreck aus der Kirche geworfen werden. Viele derjenigen, die eigentlich Säulen der Kirche sein sollten, hätten sich als Helfer bei der Verfälschung der Wahrheit erwiesen. Vorwurf z.B. gegen Major, er habe das sola fide verleugnet. Deswegen sollen die Gläubigen kritisch sein und auf Veränderungen achten. Die ganze Gemeinde solle gegenüber den Herren auf Prediger bestehen, die die wahre Lehre verkünden. Die Adiaphoristen haben ihren Keil zwischen Prediger und Gemeinden getrieben und Kompromisse einzelner Kirchen gutgeheißen.. Es komme aber auf die Eintracht aller Kirchen an. Fl. ruft die Gemeinden zu flehentlichen Gebeten in der Not auf, aber auch zu fußfälligen Bitten an die Herrscher, daß sie sich mit dem weltlichen Regiment genug sein lassen sollen, und das geistliche Regiment Christus überlassen, so wie es selbst die Türken handhaben. Unter Berufung auf die Juden und ihre Schutzzahlungen sollen die Gemeinden versuchen, mit Geld die Änderungen der Religion abzuwenden. Sie sollen sie an ihre Verpflichtung auf die CA erinnern und ihnen die Abweichung davon beweisen, das freie Konzil verlangen und die Obrigkeit als christliche in die Pflicht nehmen. Dabei sollen sie sich auf ihre weltlichen Rechte und Privilegien berufen und auf die Aufgaben des weltlichen Schwerts, dem Evangelium die Pforten aufzutun. Die Juden würden ihre falsche und gottlose Religion mit allen Mitteln reinerhalten und lieber leiden und großen Tribut zahlen, als Veränderungen hinzunehmen. Als fünftes und letztes Mittel, das Evangelium gegenüber einer als tyrannisch erkannten Obrigkeit zu verteidigen, rät Fl. den Gemeinden, das Kreuz zu nehmen und zum Tode bereit zu sein. Diesem Bekenntnis könne sich niemand entziehen, am wenigsten die Prediger, aber auch nicht Ratsherren und andere. Die Bereitschaft zum Martyrium könne die Widersacher zum Ablassen bewegen und habe der Kirche schon mehrfach geholfen, etwa in Edessa. Statt dessen versuchen sich viele, auch unter den Lehrern, Ihrer Verantwortung zu entziehen. Nie hätte ein Volk das Evangelium so hell und klar gehabt wie die Deutschen, aber auch nie so schändlich preisgegeben. Er appelliert an die Kirchen in Meißen, sich ihres Vorbildcharakters bewußt zu sein und der Gefahr für die Schwachen.
Zitierhinweis
Christliche Vermahnung zur Bestendigkeit in der wahren reinen Religion, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/eed7b1c9-b1b4-419b-ae02-47cdba8cc022>. (Zugriff am 09.12.2024)
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