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Trostschrift und Erinnerung von der wahren und der falschen Kirche (VD16: M 2199)

Major, Georg (auf Titel)

Eine Trostschrifft
vnd Erinnerung
von der waren vnd falschen Kirchen / Wie man
dieselbige erkennen vnd vnterscheiden sol / allen
Christen / Vnd sunderlichen zu itziger zeit / da wi=
derumb von der Religion sol gehandelt werden /
zu einer warnung / von nöten zu wissen / Sampt
einer Predigt von der Beschneidung Christi /
mit vorgehender vermanung zur Bus=
se / vnd ernewerung des lebens /
in diesem Newen Jar /
Durch
Doct. Georg. Major.
Wittenberg.
Gedruckt durch Hans Lufft.
1556.

Druck

Erscheinungsort
Wittenberg (auf Titel)
Drucker
Lufft, Hans (auf Titel)
Erscheinungsjahr
1556 (auf Titel)
Umfang und Format
38 Bl. 4°
VD 16-Nummer
M 2199
Bestandsnachweis HAB
189.21 Theol. (2)
Weitere Exemplare
183.44 Theol. (2); 151.28 Theol. (8); J 205.4º Helmst. (4)
Digitalisat
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Widmung

Empfänger
Hans III. Ungnad von Weissenwolff Freiherr von Sonnegg (aus Text oder Kolophon)
Datum
6.1.1556
Umfang
A 2r - F 1r

Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Majoristischer Streit
Kommentar
Trostschrift und Predigt mit inhaltlichen Bezugnahmen auf die Themen des majoristischen Streits, aber nur mit Polemik gegen die päpstliche Seite, nicht gegen seine innerprotestantischen Kritiker. -- Die titelgebende Trostschrift, zugleich Widmungsschrift an Hans von Ungnad, behandelt die Frage nach der wahren Kirche und kommt nach einleitenden Erörterungen über das Trachten nach dem Reich Gottes und die Unterschiede zwischen weltlichen Reichen und Gottes Reich auf das Papsttum im Unterschied zur wahren Kirche, in der Christus seine Hausgenossen erhalte. Major erörtert das Glück der Gottesfürchtigen und ihren Trost und widmet sich dann der Frage, wo die wahre Kirche zu suchen sei, nämlich dort, wo das Wort unverfälscht gelehrt und die Sakramente rein gespendet werden. Mit eindeutig apokalyptischen Aussagen über die gegenwärtigen letzten Zeiten erörtert er die von Paulus gegebenen Zeichen zum Erkennen der Kirche des Antichrists, nämlich Speise- und Eheverbot, die das Papsttum aufweise. Um zu beweisen, daß das Papsttum des Teufels Lehre führe, stellt er im folgenden Lehrpunkte gegenüber und beginnt mit der Rechtfertigungslehre, der Erfüllung des Gesetzes und dem Verdienst der guten Werke. Christi Lehre sei, daß "der Mensch gerecht werde / on des Gesetzes werck / allein durch den Glauben. Jtem / dem / der nicht mit wercken vmbgehet / gleubet aber an den / der die Gottlosen gerecht macht / dem wird sein glaube gerechnet zur gerechtigkeit." ... "Des Antichristi Lere ist / das der Mensch nicht allein durch den Glauben gerecht vnd selig werde / sondern auch durch die lieb vnd hoffnung vnd der werck verdienst / vnd das man fur die Sünde durch eigne werck müsse genug thun / vnd Gott versünen." Zu dieser Formulierung steht eine Marginalie: "Das Augspurgische Interim." "Jtem das niemand durch gewisheit des glaubens schliessen sol / das er bey Gott in gnaden / das jme die Sünde vergeben / vnd er ein Kind vnd Erbe Gottes sey / sondern sol stets daran zweiueln / wie das Tridentischen Conciliabuli Decret gebeut." Zur Lehre von der Erfüllung des Gesetzes führt M. als Lehre des Antichristen an, daß der Mensch, dem die Sünde erlassen sei, durch Gottes Gnade die Gebote halten und erfüllen könne, wodurch er umso mehr gerecht vor Gott werde. Als Quelle gibt eine Marginalie "Maluenda in positionibus colloquii Ratisponensis Anno 1546." an. Unter der Überschrift "Vom verdienst der Guten wercken" heißt es: "Des HERRN Christi Lere ist / das wir nicht durch vnsere gute werck das ewige Leben verdienen / ob es vns wol als eine belohnung der selben verheissen wird / sondern das wir dasselbige durch sein verdienst aus gnaden durch den Glauben als kinder Gottes empfahen". Wiederum unter Berufung auf Malvenda wird als Lehre des Papsttums entgegengestellt: "Wir bekennen / das die werck / durch welche die Gerechten das Gesetz erfüllen vnd dem willen Gottes folgen / also das ewige Leben verdienen". Dagegen bezeuge Paulus, daß das ewige Leben "vnser Erbschaft / die vns Christus erworben / vnd vnser belohnung ist fur diesem armen vnd geringen / vnd vnuolkomenen angefangenen gehorsam gegen vnserm Vater jm Himel". Die Papisten dagegen wollten das ewige Leben "nicht aus gnade vnd gabe durch Christum / sondern aus pflicht durch jr eigen verdienst haben." Anschließend behandelt er Speise- und Eheverbote und als zweite Gruppe die Sakaramente. Im Artikel über die Taufe bezeichnet er als Verfälschung des Sakraments, daß die Papstkirche lehre, "das der glaube vnd die Taufe nicht genugsam sind zur seligkeit / sondern das vnsere gute werck vnd verdienst auch zur seligkeit nötig sind". Die andere Verfälschung sei die Lehre, "das wir fur die Sünde / welche wir nach der Taufe begangen / selbs durch vnsere werck vnd verdienst gnug thun / vnd dieselbe tilgen vnd büssen sollen." Bei der Behandlung des Abendmahls stellt M. die Einsetzungsworte der "Verfelschung" des Meßopfers gegenüber, behandelt Seelmessen und andere "Mißbreuche" und entwickelt daraus die Regel, daß ein Sakrament, das nicht gemäß seiner Einsetzung gebraucht werde, kein rechtes Sakrament sei, wobei er auf die nachfolgende Sermon über die Beschneidung verweist. Drittes Zeichen der Kirche seien die wahrhaftigen Gottesdienste, die in den Geboten begriffen seien. Falsche Gottesdienste seien dagegen von Menschen ohne oder gegen Gottes Wort erdacht "aus solcher falscher Meinung / das die Menschen Gott dadurch zu versönen / vnd gerechtigkeit vnd seligkeit zuuerdienen / verhoffen." Zu diesen zählt er im Papsttum Messe, Ablaß, Wallfahrten, Heiligenverehrung, Meßgewänder, Lichter, Leuchter und anderes mehr. Die Argumentation mit der langen Tradition dieser Gebräuche weist er als Torheit zurück. Weil es sie lange gegeben habe, solle man sie umso eher abschaffen. Die Anrufung des Herrn mit abergläubischen Bräuchen etwa in der Türkengefahr erzürne den Herrn nur und bringe den Türken Glück. Wer die wahre Kirche erkannt habe, solle die abgöttische verlassen, was der Adressat der Widmung getan habe -- hier wechselt M. wieder in die direkte Anrede. M. habe die Trostschrift und die folgende Predigt drucken lassen, um auch andere zur Flucht aus Babylon zu bewegen. Abschließend bittet er um Gottes Hilfe, unter anderem "allen Secten vnd Rottengeistern / welche in der Kirchen Gottes vnruhe / trennung vnd spaltung machen / [zu] steuren vnd wehren." Der folgenden Predigt über Lk 2,21 steht eine Art Neujahrsvermanung "aus befehl" Bugenhagens voran, des alten Menschen Werk und Kleidung auszuziehen und zurückzulassen, "Denn ein New jar / erfordert auch einen newen Menschen vnd ein newes leben." Des neuen Menschen Schmuck und Kleider seien inwendig der Glaube, durch den das Herz gereinigt werde und Freude samt dem Hl. Geist empfange. Diesem Glauben folgten andere inwendige Kleider wie Hoffnung, Gehorsam, Geduld und auswendig schöne Kleider wie Gerechtigkeit, Keuschheit etc. "mit welchen der newe Mensch geschmückt vnd geziert ist / als mit früchten des Glaubens vnd der Gerechtigkeit. Denn wo warhafftiger Glaube ist / da ist auch der heilige Geist / Wo aber der heilige Geist ist / da sind auch seine Früchte." Ein wahrhaftiger Christ fange im neuen Jahr ein neues Leben an, in welchem gute Werke als Früchte des Glaubens leuchten. Ein schreckliches Gewitter am vorangegangenen Sonntag wertet M. als Zeichen des Zorns Gottes; "vber dis sehen wir auch / wie es allenthalben so vbel steht / vnd sich ansehen lesst / als wolte es fast am Ende sein / vnd alles zu drümmern gehen." Als Beispiele führt er Kriege in Frankreich und gegen die Türken an. Das arme Volk werde von der Obrigkeit nicht geschützt, weil diese von Baalspfaffen gegen den wahren Gottesdiens aufgestachelt werde, was wiederum den Türken stärke. Es sei zu befürchten, daß der Türke über ganz Deutschland komme. Die anschließende Predigt über die Beschneidung Jesu widmet sich der Sakramentslehre, der Definition, dem rechten Gebrauch und dem Mißbrauch, was ihm Gelegenheit zu zahlreichen Angriffen auf die papistische Verfälschung des Abendmahls u.a.m. gibt. Die Beschneidung sei ein sichtbares Gnadenzeichen der Verheißung an die Juden, das fast 2000 Jahre Bestand gehabt habe, aber duch Christi Beschneidung aufgehoben sei. An ihrer statt sei die Taufe als Neuer Bund verordnet. Sie versichere der Seligkeit, und diese Sicherheit könne weder der Türke noch das Tridentinum, das den Zweifel fordere, nehmen. M. rekapituliert in neun Punkten die Gründe für die Einsetzung der Beschneidung und erklärt in zehn Punkten, warum Christus sich habe beschneiden lassen (Erfüllung der Verheißung und des Gesetzes, Beendigung des alten Bundes und Aufrichtung des neuen für alle Völker). Im zweiten Teil der Predigt behandelt M. den Namen Jesu, der in aller Anfechtung gebraucht werden solle als der alleinige Grund, auf den der Glaube gegründet sein müsse "vnd nicht auff vnser eigen werck / verdienst / tugend oder wirdigkeit." Das gibt ihm Gelegenheit für weitere Angriffe auf die Lehre des Papsttums, die sich auf die Werke der Menschen und den Schatz der Heiligen stützen wolle. und sich damit selbst an Gottes Statt aufschwinge. Es sei ein Wunder, daß das Papsttum nicht längst untergegangen sei. Auch den allerfrömmsten Papisten solle man wie den Teufel meiden. Die Predigt schließt mit Ps 145 als Dankpsalm für das Königreich Christi.

Zitierhinweis

Trostschrift und Erinnerung von der wahren und der falschen Kirche, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/d3a56528-a8e1-4dc3-b176-0225801aecb9>. (Zugriff am 20.04.2024)

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