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Demonstratio manifesti mendacii (VD16: ZV 12421)

Pfeffinger, Johann (auf Titel)

DEMONSTRA-
TIO MANIFESTI MEN=
DACII,
QVO INFAMARE CONA=
TVR DOCTOREM IOHANNEM
PFEFF. LIBELLVS QVIDAM MALE=
dicus & Sycophanticus germanicè editus titu=
lo Nicolai ab Amsdorff, Necessaria propter
Veritatis assertionem & auersionem Scan=
dali, & tuendam existimationem
sincerae doctrinae.
Psalm. 140.
Acuerunt linguas suas sicut serpentes, uenenum
aspidum sub labijs eorum.
VVITEBERGAE
1558.

Gegner:
Amsdorf (Amsdorff), Nikolaus (auf Titel)

Druck

Erscheinungsort
Wittenberg (auf Titel)
Drucker
Georg Rhau Erben (aus Text oder Kolophon)
Erscheinungsjahr
1558 (auf Titel)
Kommentar Druck
Lindenblatt auf Titelblatt
Umfang und Format
16 Blatt 4°
VD 16-Nummer
ZV 12421
Bestandsnachweis HAB
312.11 Theol. (2)
Weitere Exemplare
218.2 Quod. (25); H 139B.4º Helmst. (3)
Digitalisat
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Vorwort

Autor
Pfeffinger, Johann (erschlossen)

Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Synergistischer Streit
Kommentar
Mit diesem Druck antwortet der Leipziger Professor Johann Pfeffinger auf die Schrift Nikolaus von Amsdorfs „Offen(n)tliche Bekentnis der reinen Lehre des Euangelij / Vnd Confutatio der jtzigen Schwermer“ (A 2382), in der dieser seine Lehre so dargestellt hatte, „das der Mensch aus Natürlichen krefften seins freien willens sich zur Gnade schicken / vnd bereiten könne / das jm der heilig Geist gegeben werde.“ Auch sei er in dieser neuen Veröffentlichung als Häretiker bezeichnet worden. Pfeffinger setzt sich dagegen zur Wehr, indem er die Disputation von 1555, „DE LIBERTATE VOLVNTATIS HVMANAE, QVAESTIONES QVINQVE“ (P 2327), auf die sich Amsdorf bezogen hatte, erneut in den Druck gibt, um damit die Unhaltbarkeit der gegnerischen Anschuldigungen anzuzeigen. Pfeffinger beginnt seine Disputation über den freien Willen mit einem Vorwort, in dem er auf den besonderen Charakter einer Disputation hinweist. Während im normalen universitären Betrieb die Studenten der Lehre ihrer Professoren glauben sollten, würden in einer Disputation Thesen zur Diskussion gestellt. In einer Disputation sollten die Beteiligten die Aussagen des Stellers in Frage stellen und widersprechen. Die Frage nach dem freien Willen sei schon immer heftig umstritten gewesen. Trotzdem meint Pfeffinger, dass der mittlere Weg auch in dieser Frage die beste Antwort darstelle. Sollte jemand Bedenken haben, so sei zu hoffen, dass er diese sachlich darstellen werde. Mit dieser Disputation sollte Pfeffinger den synergistischen Streit auslösen. Die 41 Disputationsthesen beschäftigen sich thematisch mit fünf Fragen zum Thema freier Wille des Menschen. I. Im weltlichen Bereich sei dem Menschen die Freiheit seines Willens zuzugestehen. So sei er auch in vollem Umfang für seine Straftaten verantwortlich zu machen, da er sich auch anders hätte entscheiden können. Doch sei auch der nicht wiedergeborene Mensch dazu in der Lage, in bürgerlicher Gerechtigkeit mit anderen Menschen zu leben und die im Gesetz gebotenen Werke zumindest teilweise zu erfüllen. II. Die menschliche Natur könne das Gesetz Gottes nicht vollständig erfüllen aufgrund der angeborenen Sündhaftigkeit, die ihr die Erfüllung des inneren Gehorsams im Herzen unmöglich mache. Der Mensch verfüge ebenso wenig über eine Möglichkeit, sich von seiner Sünde zu befreien, wie er über keine Möglichkeit verfüge, sich vom Tod zu befreien. Aus diesem Grund sei Gott selber Mensch geworden und habe das Gesetz für die Menschen erfüllt. Wenn der Mensch auch zur äußeren Erfüllung des Gesetzes teilweise in der Lage sei, so könne er doch niemals Gott mit innerem Gehorsam lieben. Er bedürfe darum der göttlichen Gnade, die ihm den Verdienst Christi mitteile. III. In geistlichen Angelegenheiten verfüge der menschliche Wille über keine Freiheit, Bewegungen hin zu Gott zu entwickeln ohne Hilfe des Heiligen Geistes. Darum dürfe der Mensch dem Heiligen Geist nicht widerstreben, der die menschlichen Geister und Herzen bewege, sondern ihm zustimmen. Denn der Heilige Geist werde nur von denen empfangen, die ihn begehren, ihn nicht abwiesen, ihm nicht widerstünden, sondern mit Seufzen auf seine Hilfe warteten. IV. Der menschliche Wille verhalte sich so in der Bekehrung nicht rein passiv, sondern der Heilige Geist bewege durch das Wort Gottes den denkenden Geist und den menschlichen Willen, so dass er nicht widerstehe, sondern dem bewegenden Geist Gottes gehorsam sei und die Hilfe Gottes erbitte. Die menschliche Zustimmung und das Verstehen fänden zeitgleich mit dem den Willen und das Herz entzündenden Wirken des Heiligen Geistes statt. Pfeffinger zitiert die altkirchlichen Theologen Basilius: „Wenn Du willst, ist Gott Dir schon vorausgekommen.“ und Chrysostomus, der behauptet habe, dass Gott die Menschen zu sich ziehe, die dies wollten. Würde sich der menschliche Wille in seiner Bekehrung wie ein Felsblock oder eine Statue verhalten, wie die Gegner behaupteten, so gäbe es kein Ringen, keinen Kampf um die Bewahrung des Glaubens und keine Anfechtungen. Würde sich der menschliche Wille in seiner Bekehrung rein passiv verhalten, dann wäre kein Unterschied zwischen den Frommen und den Gottlosen, zwischen den Erwählten und den Verdammten. Gott würde zum Urheber der Sünde gemacht, hänge doch allein an seiner willkürlichen Erwählung das menschliche Heil. Man müsste so in Gott zwei miteinander im Streit liegende Willen behaupten, was im Gegensatz zum Schriftzeugnis stünde. Aus diesen Gründen müsse der Grund, aus dem einige Gott zustimmen und andere nicht, im Menschen selber gesucht werden. Es gebe kein Ansehen der Person bei Gott. Das größte Lob der göttlichen Gerechtigkeit bestehe darin, dass er mit allen Menschen nach festen, offenbarten Regeln umgehe: Er verdamme die Sünde in allen und gebe seinen Sohn als Versöhnung für alle. Gottes Wille sei nirgendwo anders zu suchen als in seinem geoffenbarten Wort. Nach der Erwählung sei nicht außerhalb des Wortes Gottes und außerhalb Christi zu fragen, sondern nur a posteriore. So könne man ohne jeden Zweifel behaupten, dass alle diejenigen erwählt seien, die die Barmherzigkeit Gottes um Christi willen im Glauben annähmen und dieses Vertrauen bis zu ihrem Tod nicht ablegten. Wer aber die Barmherzigkeit Gottes zurückweise, sei nicht erwählt. Darum müsse zum Handeln des Heiligen Geistes im Wort die menschliche Annahme der Verheißung und die Erkenntnis Christi hinzukommen. Darum seien die biblischen Aussagen über die Verstockung als ein Zulassen Gottes, dass der Mensch in die selbst verschuldete Verdammnis läuft, zu verstehen, keinesfalls jedoch als eine Tätigkeit Gottes, die die Menschen ins Unheil stürze. Denn Gott sei nicht der Urheber der Sünde. Der Grund für die Verwerfung sei nicht der Wille Gottes, sondern die Sünden der Menschen. Der Grund für die Erwählung liege in der durch den Kreuzestod Christi erworbenen Barmherzigkeit des versöhnten Willens Gottes beschlossen. Der Grund für den Unterschied zwischen den Erwählten und den Verdammten sei in deren Willen zu suchen. Während die einen den Verheißungen Gottes widerstrebten, nähmen die anderen sie mit dankbarem Herzen an. Aus dem allen folge, dass der menschliche Wille in seiner Bekehrung nicht untätig sei oder sich wie ein Stein oder Amboss verhalte. Wenn die Gegner auch behaupteten, das Wirken des Heiligen Geistes würde durch eine Beteiligung des menschlichen Willens geschmälert, so werde doch der Leser schnell verstehen, dass die Synergie des menschlichen Willens in Zustimmung und Verstehen der Hilfe des Heiligen Geistes nichts stehle. Denn das Wirken des Heiligen Geistes sei die Voraussetzung jeder menschlichen Zustimmung. V. Gott bewirke nicht das Unheil, die Sünde oder das Böse, er lasse es nur zu. Laut Pfeffinger stimmt die in dieser Disputation vorgetragene Lehre exakt mit der biblischen Tradition überein. Zum weiteren Unterricht verweist er seine Studenten auf die Bücher seines eigenen Lehrers Melanchthons. Pfeffinger hat diese Disputation erneut abgedruckt, um zu zeigen, dass weder die Worte noch der Sinn, der ihm von seinen Gegnern unterstellt wird, darin enthalten sei. Er habe nichts anderes anzeigen wollen, als dass ein gewisser Gebrauch des Willens in den postlapsarischen Menschen übrig geblieben sei. Die menschliche Natur sei nicht zerstört oder ausgelöscht worden, sondern lediglich verdorben und derart entstellt, dass sie nicht aus eigenen Kräften wieder gesunden könne. Dennoch sei sie dazu in der Lage, das Wort Gottes zu verstehen, ihm zuzustimmen und zu gehorchen. Der menschliche Wille verfüge so über eine sklavische Freiheit. Mitnichten sei seine Position aber identisch mit der skotistischen oder thomistischen, wie ihm seine Gegner vorwerfen.

Zitierhinweis

Demonstratio manifesti mendacii, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/cb3f5c5b-253c-44cf-8df7-f1d390552cb6>. (Zugriff am 29.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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