Bibliographie/Quellen
2063 Quellen in dieser Liste. Sie sehen die Quelle 818.
Necessaria defensio contra famosam Chartam Wittebergensium (VD16: F 1453)
Flacius, Matthias (auf Titel)
NECESSARIA
DEFENSIO M. FL. ILLYRI=
ci contra famosam Chartam, titulo, Vuit=
tebergensium Scholastico=
rum, editam.
PSAL. CXX.
Cum ego loquor de pace, ipsi ad Bellum.
Ego peto, ut pax Dei quaeratur, & Ecclesiae concordia
restituatur, sublatis ex Ecclesia erroribus ac Corruptelis,
sublatis item horrendis peccatis Scortationis Babyloni=
cae & persequutionis, placataque ira Dei: Monstro etiam
uias ac rationes sarciendae piae pacis, meque ad eas offero.
Sed patroni Corruptelam semper ad Bellum & con=
uicia insurgunt: Sed pij & praesertim studiosi meminerint
illud, quod Paulus iterum atque iterum inculcat: O Ti=
mothee bonum Depositum serua per Spiritum
sanctum. Item Protestor coram Deo, &
Domino IESV Christo, ac ele=
ctis Angelis, ut haec cu=
stodias &c.
- Gegner:
- Wittenberger Theologen (auf Titel)
Druck
- Erscheinungsort
- Jena (aus Text oder Kolophon)
- Drucker
- Rödinger, Christian d. J. (erschlossen)
- Erscheinungsjahr
- 1558 (aus Text oder Kolophon)
- Kommentar Druck
- Komplett nachgedruckt im Rahmen der Gegenschrift der Wittenberger, Vera, gravis et constans refvtatio, S 3805, Bl. B 1r - B 4v.
- Umfang und Format
- 4 Bl. 4°
- VD 16-Nummer
- F 1453
- Bestandsnachweis HAB
- --
- Weitere Exemplare
- Berl SB: 13 in: Dm 3 R Gotha FB: Th 431(3)R Gotha FB: Theol.4º208(2) Halle UB: AB 154 346(18) Halle UB: AB 155 625(7) Jena UB: 4ºTheol.XLIII,4(6) Jena UB: 8 MS 24 985(20) Mü SB: 4ºPolem.1214 Mü UB: 4ºTheol.1160:14 Zwick RB: 8.6
- Digitalisat
- Verknüpfung zu Volltextdigitalisat - Externes Angebot
Inhaltsbeschreibung
- Kontroverse
- Allgemeiner Druck
- Kommentar
- Reaktion auf die Prima Epistola scholasticorum Wittebergensium (separat wohl nicht in VD 16), in der Flacius heftig namentlich angegriffen wurde. Flacius reagiert ohne Vorrede direkt auf die "famosa scheda" die unter dem Namen der Wittenberger Scholastici anonym, ohne Ort und Jahr erschienen sei und ihn mit zahlreichen Lügen besudele. Anders als der Wittenberger Angriff ist die Antwort von Flacius nüchtern und spröde, fast wortkarg, und enthält sich aller humanistischen Bildungsprotzerei. Er müsse reagieren, weil er nicht durch Schweigen die Anklagen anerkennen wolle. Zum Titel der Schrift sagt er, daß von den Studenten, die vor 11 Jahren bei ihm Aristoteles und Paulus gehört haben keiner bis auf einen Rechtsverdreher mehr in Wittenberg sei. Bei seinem Examen seien keine Studenten zugelassen gewesen, deswegen könne die Information nur von den Teilnehmern Melanchthon, Cruciger und Reinhold kommen, da der damalige Dekan Stolzius schon verstorben sei. Wenn die Autoren der Schrift wirklich seine Schüler in diesen schwierigen Vorlesungen gewesen seien, könne man sehen, wie dankbar und aufrichtig sie und die, die ihnen den Druck erlaubt hätten, seien. Denn jeder dieser undankbaren Kuckucke übertreffe ihn in dem, was sie ihm vorwürfen, jede Zeile ihrer Schrift sei überladen mit Lügen und Gezänk. Inhaltlich gehe nichts auf den Skopus seiner Apologie ein, sondern versuche mit persönlichen Angriffen vom eigentlichen Streitgegenstand abzulenken, wie es Leute machen, die eine schlechte Sache vertreten. Gerade Theologiestudenten sollten doch die Wahrheit mit soliden Argumenten verfechten und Lügen meiden, Ärgernisse aufheben und die Wunden der Kirche heilen. Und nicht Fehler beibehalten und entschuldigen und mit heftigen Gezänk die mahnenden Brüder, aus denen der Geist des Herrn spreche, schmähen. So wie es die Adiaphoristen neben den Schmähschriften des vergangenen Jahres auf den Verhandlungen in Coswig, Mecklenburg und Worms gegen Ehrenmänner und fürstliche Legaten mit schmachvoller Schärfe getan hätten. Die Schrift behaupte, er und andere Kritiker des adiaphoristischen Interim würden abweichend von der Norm der Wahrheit lehren, was eine schlichte adiaphoristische Lüge sei, wie bewiesen werden solle und er auch schon oft bewiesen habe. Es werde zudem gesagt, daß er nichts von Text und Inhalt bei Paulus und Aristoteles verstanden habe -- eine Lüge, wie seine Emendationen in den Druckausgaben von 1550 (A 3281) und im Büchlein der hebräischen Phrasen (von Gottschalk Praetorius, P 4616). Es heiße, er habe Paulus nicht verstanden, aber wenn das wahr wäre, dann hätte er die adiaphoristischen Verfälschungen nicht bemerken und zurückweisen können. Ebenso weist er die Aussagen über seine Psalmenvorlesung als unwahr zurück und dementiert, Melanchthon ständig auf die Nerven gegangen zu sein. Vielmehr habe er nur selten mit ihm geredet. Auch die ihm vorgeworfene Schwäche in der Analytik sei nur ein kleines Mißverständnis in der Prüfung vor 13 Jahren gewesen, das zudem durch Indiskretion in die Öffentlichkeit gezerrt worden sei. Auch schreibe er nicht aus Rache gegen sie, sondern er habe versucht, die Adiaphora mit sanften Mitteln zu verhindern. Auch sei es eine Lüge, daß er beim Examen geschworen habe, sich für erlittene Ungerechtigkeit rächen zu wollen. Wenn er das getan hätte, hätte man ihn nie zur Promotion zugelassen, woraus man die Schamlosigkeit der falschen Zeugen sehen könne. Als nächstes weist er die Aussage, ohne Melanchthons Hilfe hätte er den Skopus des Streits mit Osiander gar nicht verstanden, als falsch zurück. Melanchthon habe in seiner ersten Schrift gegen Osiander seinerseits den Skopus nicht getroffen, was dieser auch sofort herausgestellt habe. Dagegen sei seine, Flacius Schrift schon im Druck gewesen, als Melanchthon diesen "Rumpf ohne Kopf" produziert habe. Unwahr sei auch, daß er M. zu einem Schmähwettbewerb herausgefordert habe. Jedoch habe er darauf bestanden, daß die Irrtümer aus der Kirche beseitigt würden, was alle seine Schriften belegen würden, und auch die vorausgegangenen privaten Ermahnungen und versuchten Pazifikationen. Dahin gehöre, daß er zwei Jahre lang nichts heftiges gegen sie geschrieben habe, bis die Schriften von Menius und andere ihn zur Reaktion gezwungen hätten. Auch der Angriff auf seine Mitstreiter sei eine offenkundige Lüge: als Verächter der Wahrheit müsse man vielmehr die Autoren des neuen Interims bezeichnen. Auf die höhnisch-satirische Darstellung einer seiner Unterrichtsstunden im Schreiben der Wittenberger reagiert Flacius mit Kühle: Was die Autoren als Zeugnis ihrer Gelehrsamkeit (und Herausstellung seiner Dummheit) angeführt hätten, würde nun auf sie zurückfallen. Daß er seine Vorwürfe gegen die Adiaphoristen auf Gerüchte und Verdächtigungen gründe, sei falsch, wie seine Schriften zeigten. Ebenso der Vorwurf, er habe fremde Briefe abgefangen. Auch suche er nicht einen Wettstreit der Gelehrsamkeit mit M., um zu erreichen, daß seine anstatt M.s Bücher gelesen würden. Das sein "falsissimum". Er habe wegen dessen Gelehrsamkeit nie auf die Angriffe der Adiaphoristen antworten wollen, wenn er nicht durch Menius gezwungen worden wäre. Auf die Bezeichnung als Kuckuck und den Vorwurf der Undankbarkeit fragt F., ob nicht undankbarer sei, wer das Volk Israel nach Ägypten zurückführen wolle und die dagegen Widerständigen mit solchem Haß verfolge. Wer den Dritten Elias der "Philoneikia" und Tyrannei anklage -- Flacius spielt auf den berühmten Brief Melanchthons an Karlowitz vom April 1548 (MBW 5139) an -- und wer den offenbarten Antichrist nicht von Herzen verabscheue. Er sehe sich vom Vorwurf der Undankbarkeit durch Jesus entschuldigt: F. verweist auf Lk 14,26 (So jemand zu mir kommt und haßt nicht seinen Vater ...). Aus all diesen offenkundigen Lügen des kurzen Briefes der Adiaphoristen werde deutlich, von welchem Geist sie getrieben seien. Er aber lasse sich nicht vom Skopus der Diskussion fortreissen. Seine eine Forderung sei, daß die Adiaphoristen ihrer Irrtümer, nämlich Adiaphorismus und Majorismus, aus der Kirche entfernen. Aber ernsthaft und nicht mit Blendwerk wie es Major in seiner "Confessiuncula" (M 2005) mache, der seinen Irrtum noch bekräftige. Die Adiaphoristen sollten helfen, die Sekten wie Täufer, Sakramentierer, Osiander, Schwenckfeld und andere Fanatiker zu bekämpfen. Sie sollten die Sünde babylonischer Verfolgung, den Zorn Gottes und die drohende Strafe von der Kirche nehmen, die Kirche wieder in den Stand reiner Lehre versetzen und Eintracht und Frieden wie zu Luthers Zeiten wiederherstellen, aus dem heraus sie die Kirche ihren interimistischen Versöhnungsversuchen und adiaphoristischen Verfälschungen unterworfen haben (die sie selbst in der Rede Isinders [M 3066] als Zankapfel bezeichnet hätten). Wenn sie das täten, würde er ihnen allen Ruhm gewähren und die Füße küssen. Solange aber nicht, gelte die Regel des Hl. Geistes: Wer ein anderes Evangelium predige, der sei verdammt. In einem Nachsatz verweist F. darauf, daß er auf die Lügen über seine Lehre vom Logos in Kürze antworten werde -- diese war der Hauptangriffspunkt in einer anderen Schrift der Wittenberger aus dem selben Jahr, dem Warhafftigen Bestendigen vnd klaren Bericht, S 3808. Seine Christologie liege in vielen Schriften vor, besonders in der "Confessiuncula Albini" aus dem Vorjahr (F 1278?).
Zitierhinweis
Necessaria defensio contra famosam Chartam Wittebergensium, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/c98cc82c-cffb-4203-8c22-81ebff938579>. (Zugriff am 13.12.2024)
Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.