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Liber de veris et falsis adiaphoris, dt. (VD16: F 1447)
Flacius, Matthias (auf Titel)
Ein buch / von waren
vnd falschen Mitteldingen / Darin
fast der gantze handel von Mitteldingen
erkleret wird / widder die schedliche
Rotte der Adiaphoristen.
Durch Matth. Flacium Illyr.
Item ein brieff des ehrwirdigen Herrn D.
Joannis Epini / superintendten zu Hamburg /
auch von diesem handel an Illyricum geschriebe(n).
1. Corinth. 10.
Was soll ich denn nu sagen? soll ich sagen das der
götze etwas sey? Nein. Aber das sage ich / das die heiden
was sie opffern / das opffern sie dem Teufel vnd nicht
Gotte. Nu will ich nicht das ihr in der teuffel gemein=
schafft sein solt.Ihr kündt nicht zugleich trincken des
Herrn kelch un(d) der teuffel kelch / Ihr künd nicht zugleich
teilhafftig sein des Herrn tisches / vnd des teuffels tisches.
Oder woln wir den Herrn trotzen? Sind wir stercker
denn er? Ich hab es zwar alles macht / aber es fromet
nicht alles. Das ist / In Mitteldingen soll man nicht al=
lein die gebreuch nach jhrer art / sonder am aller meisten
jhre vmbstende ansehen.
Druck
- Erscheinungsort
- Magdeburg (aus Text oder Kolophon)
- Drucker
- Rödinger, Christian d. J. (aus Text oder Kolophon)
- Erscheinungsjahr
- 1550 (aus Text oder Kolophon)
- Umfang und Format
- 82 Bl. 4°
- VD 16-Nummer
- F 1447
- Bestandsnachweis HAB
- G 672.4° Helmst. (9)
- Weitere Exemplare
- 386.23 Theol. (2); 463.21 Theol. (2)
Berl DSB Dm 563 Berl SB 3 in: Dm 13 Bud SK Ant. 2546 Cob LB P I 5/22:14 Gotha FB Theol.4º210-211(22) Halle UB If 4390(6) Jena UB 4ºTheol.XLIII,4(7) Jena UB 4ºTheol.XLII - Edition
- Ediert in unserer Ausgabe Bd. 2, Nr. 3, S. 112-353.
- Digitalisat
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Vorwort
- Autor
- Flacius, Matthias (aus Text oder Kolophon)
Inhaltsbeschreibung
- Kontroverse
- Adiaphoristischer Streit
- Kommentar
- Zwischen Vorwort und Widmung ist auf Bl. A 4v-E 1r ein Brief Johannes Aepins an Flacius, den adiaphoristischen Streit betreffend, ediert. Dieser Brief ist datiert: "Geben zu Hamburg/ Anno nach Christi Geburt/ M. D. XLIX. im Wein Monat." Aepin reagiert darin auf die nachfolgende Schrift von Flacius und ergeht sich in heftigen Beschimpfungen auf die Adiaphoristen, epicuräischen Betrüger und Bauchsorger, ohne weitere inhaltliche Argumente anzuführen. Altgläubige und Adiaphoristen werden gleichermaßen als Widersacher bekämpft und beschimpft. Die Widmungsvorrede Flacius'' an den Lübecker Rat schlägt ungewöhnliche Töne an. Beginnend mit Aristoteles und Platons Aussagen über das gute Regiment einer Stadt schreibt Flacius über die Philosophie, die für ein gutes Regiment nötig sei, vor allem aber die Theologie, die höchste Regiererin sein will. Sie lehre, daß das menschliche Geschlecht nicht allein zu diesem kurzen irdischen Leben, sondern zu einem anderen, folgenden Leben geboren sei und zeige den Weg dorthin. Daß die Menschen diesem Rat der Theologie nicht folge, liege an dem Fürst dieser Welt, dem Teufel und seinem Schüler, dem alten Adam. Flacius argumentiert zwar mit biblischen Beispielen, aber zitiert auch unter anderem mehrfach Homer mit mehreren Strophen. Die göttliche Weisheit werde von der Welt ignoriert und als Unruhestifterin zurückgewiesen. Der alte Adam lasse sich vom Teufel überzeugen, daß alles Unglück von der christlichen Lehre herkomme. Deswegen will die Welt dem Evangelium nicht das Regiment überlassen, sondern verfolgt es. Aber rechtschaffene Leute sollen aus der Erfahrung und Gottes Wort lernen, daß wir ohne Gottes Hilfe nicht leben können. Alle Menschen sollen sich unterrichten lassen und Christus als Herrn fröhlich annehmen, besonders die Regenten. Flacius nimmt den Einwand vorweg, damit vermische er die Aufgaben der Stände: Er wolle nicht, daß die Theologie weiter gehe als ihr zustehe oder in das Stadtregiment eingreife, doch sie soll darüber Aufsicht haben, daß die Gesetze Gottes Ehre und dem ewigen Heil dienen. Doch die Regenten neigen dazu, der himmlische Wahrheit nur zu folgen, solange es ihren Interessen diene. So auch jetzt, wo um dieser Lehre willen das Kreuz vor der Tür stehe, verraten sie Christus entweder öffentich, oder versuchen, das Kreuz zu umgehen und drohen ihren Predigern. Sie wollen Christus einen weißen Chorrock anziehen und ihn mit einer Krone mit mitteldingischen Dornen schmücken. Doch Gott wird die Verächter des Worts nicht ungestraft lassen. Die Narren fallen immer von einem Extrem ins andere: So wie der Papst, Müntzer und die Bauern und die Täufer der Obrigkeit ihr Amt genommen haben, so verfallen unsere Baalam jetzt in das Gegenteil und gestehen der Obrigkeit zu, eine neue Religion aufzurichten und den armen Pfarrern täglich neue Interim zu schreiben. Gegen diese Obrigkeiten müssen christliche Lehrer sich verweigern und Gott mehr gehorchen als den Menschen. Sie sollen zu Beständigkeit in der Wahrheit, aber nicht zu Aufruhr ermahnen. Vorrede G iij v bis I i v. Flacius beklagt die Undankbarkeit des Volkes Israel nach dem Auszug aus Ägypten; größer noch sei die gegenwärtige Undankbarkeit: Die Christen haben die wahre Religion, Vergebung der Sünde, den Heiligen Geist und die Gotteskindschaft, lassen sich aber verblenden und trauern den guten Tagen des Bauchs unter dem Papsttum nach und den Zwiebeln der papistischen Zeremonien, obwohl doch Mißbrauch und Unzucht im Papsttum allgegenwärtig waren. Besonders in der Ordnung der Gesellschaft mit der Unterordnung der weltlichen Stände unter den Geistlichen und der Mißachtung des Ehestandes sei es nicht weit her gewesen. Da es Leute gebe, die dieser päpstlichen vorgeblichen Ordnung nachtrauern, habe Flacius die vorliegende Schrift für nötig gehalten. Eigentlich habe er diese Klärung der Definition der Mitteldinge von den Wittenbergern erwartet, aber auch auf Bitten der Hamburger hätten diese nicht reagiert. Die Schrift sei "methodice" angelegt und teile sich in drei Teile: 1. Von wahren Mitteldingen, ihren Ursachen und ihren Nutzen; 2. von den falschen Mitteldingen und der Gegenüberstellung mit den wahren; 3. Widerlegung einiger Argumente der Adiaphoristen. Die Schrift selbst folgt genau dieser Gliederung; im Frage-Antwort-Schema definiert Flacius die wahren Mitteldinge, ihre Herkunft, Begründung, Zahl und formuliert dabei zugleich positiv eine Art Kirchenordnung für Fragen der Gottesdienstord-nung, der kirchlichen Zucht und dem Verhältnis zur Obrigkeit. Von den falschen Mitteldingen handelt Flacius wieder syste-matisch, aber ohne Fragen: Sie seien keine Mitteldinge, weil sie entweder der Umstände halber oder an sich gottlos seien. Zu den Umständen: Wahre Mitteldinge erforderten einen freien Stifter: ein gemeines Gebot Gottes, einen freien christlichen Willen der Kirche oder den freien Willen der Kirchendiener. Dieser sei nicht gegeben. In weiteren Abschnitten behandelt Fl., daß die Mitteldinge nicht zur Ordnung dienen, der Kirche nicht wohl anstehen, sie nicht aufbauen sondern vielmehr auf man-cherlei Weise zerstören, die Veränderungen viel Ärgernis auslösen und letztlich Christus schmähen. Die unmittelbar anschlie-ßende Erörterung, daß die M. an sich gottlos seien, referiert relativ kurz die Einordnung der M. Im zweiten Teil verläßt deut-lich die bisher systematisch-konstruktive Argumentation, um sich der Polemik zuzuwenden. Der dritte Teil wendet sich gegen einzelne Argumente der Adiaphoristen und setzt die Polemik fort. Er weist das Argument, man müsse dem Kaiser wegen der Gewaltandrohung zurück, bestreitet den Nutzen des Erhalts Wittenbergs, wenn damit Kompromisse verbunden seien, ver-wahrt sich gegen die Vorwürfe, im Widerstand gegen die M. würden die Gemeinden verlassen und daß man um geringe Din-ge nicht streiten solle, sondern dem Nächsten dienen. Auf T iv r gibt Flacius selbst eine Zusammenfassung der Schrift. Er ruft zum Widerstand gegen die Adiaphoristen auf und zum mutigem, standhaften Bekennen. Abschließend folgt eine Protestation und Bekenntnis in Sachen M., in der er nochmals seine Motivation zum Abfassen der Schrift und die weitere Entstehungsge-schichte referiert: Er habe die Schrift, von dem verstorbenen Mag. Steffen (Tucher?) gebeten, widerstrebend verfaßt, anderen Gelehrten zur Korrektur vorgelegt, die Korrekturen berücksichtigt und zwei lateinische Ausgaben drucken lassen und dann sich darum bemüht, daß es auch auf deutsch gedruckt würde.
Zitierhinweis
Liber de veris et falsis adiaphoris, dt., in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/b6b2ce5b-e625-405c-92fa-802c5ec5ef75>. (Zugriff am 10.12.2024)
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