Bibliographie/Quellen

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Heerbrand, De electione et praedestinatione (VD16: H 1033)

Heerbrand, Jakob (auf Titel)

DE ELECTIONE ET
PRAEDESTINATIONE
DIVINA
DISPVTATIO.
Aeterno Deo & Patre Saluatoris Jesu
Christi, Spiritu suo sancto iuuante
& gubernante,
PRAESIDE CLA=
RISSIMO VIRO IACOBO HEERBRAN-
DO, SACROSANCTAE THEOLOGIAE DOCTO=
re, ac Professore in Academia Tubingensi celeberrimo, Praece-
ptore suo omni reuerentia colendo, M. FRANCISCVS TV=
CHER Augustanus, ad subiectas cum Quaestione Propo-
sitiones, 2. die Decembris, in Aula noua, hora
septima antemeridiana, re-
spondebit.
TVBINGAE, ANNO
M. D. LXIX.

Promovend:
Tucher, Franciscus (auf Titel)

Druck

Erscheinungsort
Tübingen (auf Titel)
Drucker
Morhart, Ulrich, Witwe (erschlossen)
Erscheinungsjahr
1569 (auf Titel)
Umfang und Format
1 Blatt; 21 Seiten 4°
VD 16-Nummer
H 1033
Bestandsnachweis HAB
Alv.: Dg 127 (12)
Digitalisat
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Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Prädestinatianischer Streit
Kommentar
In diesen Promotionsthesen stellt der Tübinger Professor Jakob Heerbrand seine Prädestinationslehre vor. Er beginnt dabei mit einer erkenntnistheoretischen Vorüberlegung. Da der Mensch blind sei was die Erkenntnis Gottes und seiner verborgenen Majestät angehe, schieden die menschliche Vernunft und das Gesetz als Erkenntnisquellen der Prädestination aus. Nichts Gewisses und Tröstliches sei aus ihnen zu gewinnen. Darum sei der Mensch allein auf Gottes Wort und die Schrift gewiesen, in der Gott seinen Willen, seine Wahl, seine Vorherbestimmung und seinen ganzen Heilswillen offenbart habe. Der Mensch brauche keine Kenntnis, die nicht durch den Heiligen Geist im Wort und in der Schrift offenbart sei. Der Heilige Geist gebrauche in diesem Zusammenhang vor allem folgende Vokabeln: Vorherwissen (praescientia vel Praecognitio), Wahl (electio), Vorsatz (propositum) und Vorherbestimmung (praedestinatio). In seinem Vorherwissen seien Gott alle zukünftigen Dinge präsent und er kenne von Ewigkeit her diejenigen, die gerettet werden. In seiner Wahl liebe Gott einige Menschen in seinem geliebten Sohn, die dann auch gerettet werden. Der Vorsatz Gottes bestehe darin, dass er diejenigen, die er in seinem Vorherwissen sieht, erwähle und sie retten werde. Die Vokabel „Vorherbestimmung“ beschreibe die Anordnung, Leitung, und Ausführung, die ganze Ordnung der Werke Gottes. Das Wort „Wahl“ werde in verschiedenen Bedeutungen verwendet in der Schrift. So könne es die ewige Wahl Gottes aber auch die Wahl Gottes, die durch den äußeren Dienst der Wortverkündung der Kirche erginge, bezeichnen. Die göttliche Prädestination sei die Ordnung, Bestimmung, Verwaltung, der Modus oder die Regel, mit der Gott seine ewigen Ratschlüsse, die er über unser Heil von Ewigkeit bei sich selbst festgesetzt und vorbereitet habe, in seinem Sohn zum ewigen Leben diejenigen zu adoptieren, die er gemäß seinem gnädigen Willen erwählt habe, der offenbart sei. Über diese Wahl und Prädestination könne nur im Nachhinein (a posteriori) derart geredet werden, dass die Erwählten diejenigen seien, die durch den Dienst am Wort berufen sind und die Gnade Gottes in Christus mit Glauben annehmen. Die Erwählten seien nirgendwo anders zu finden als in der Zusammenkunft der Berufenen. Berufen aber seien diejenigen, die hörten, lernten, mit dem Glauben das göttliche Wort annähmen und es bekennen. Gott berücksichtige bei seiner ewigen Wahl und Prädestination keine menschlichen Werke. Er habe die Menschen nicht um ihrer zukünftigen guten Werke, die er vorhergesehen habe, willen erwählt. Denn die guten Werke der Erwählten kämen nicht aus ihnen selber, sondern seien Geschenke des erwählenden Gottes. So sei die Wahl der Grund der guten Werke und nicht umgekehrt. Die Verworfenen seien an ihrer ewigen Verdammnis selbst Schuld und nicht Gott. Die Frage, warum Gott einige Mensch erwählt habe und einige nicht, übersteige das menschliche Verständnisvermögen und gehöre in den bereich der unerforschlichen göttlichen Majestät. Gott mache, indem er verstockt, die menschlichen Herzen nicht erst steinern, sondern er finde sie vielmehr schon immer in diesem Zustand vor. Alle Menschen stünden schon immer unter der Herrschaft des Teufels. Wen Gott erwählt habe, den befreie er aus diesem Machtbereich. Andere wiederum empfingen das gerechte Urteil über ihre Sünde. Wenn Menschen die Wahrheit nicht erkennen wollten, um selig zu werden, dann schicke Gott ihnen noch mehr Irrtümer, so dass sie der Lüge glaubten. Alle würden gerichtet werden, die nicht der Wahrheit glaubten, sondern mit der Lüge übereinstimmten. Gott zeige seine Majestät, Ehre und Gerechtigkeit, indem er die nicht Erwählten verdamme. Gott finde die Gefäße des Zorns vor, er schaffe sie nicht, sondern gebrauche sie zur Ehre seines Namens. Die Gefäße der Gnade finde Gott nicht vor, sondern schaffe sie. Die menschliche Vernunft kann sich damit nicht abfinden. Sie entschuldige den Menschen und mache Gott zum Urheber der Sünde. Sie klage Gott an, den Fall nicht verhindert zu haben. Gott habe den Menschen gut geschaffen, ihm aber die Freiheit gelassen, aus seinem Willen heraus gehorsam zu sein oder nicht. Die Frage, warum Adam nicht gehorsam sein wollte, gehöre zu den Geheimnissen Gottes. Gottes Vorherwissen bewirke ebenso wenig die Sünde des Menschen wie seine Vorherbestimmung. Keiner gehe unschuldig zugrunde und es gebe keine Ungerechtigkeit bei Gott. Der Einwand, dass alle Menschen gar nicht anders könnten als zu sündigen und die Frage, warum Gott das Schicksal der Menschheit nicht ändere, beantwortet Heerbrand mit dem Hinweis darauf, dass die Sünde vom Menschen selbst herkomme und keinesfalls von Gott. Darum müsse der Mensch sich selber anklagen, nicht Gott. Die Wahl und Prädestination Gottes könne einzig aus dem Wort und Ruf Gottes erkannt werden, a posteriori, nicht a priori. Denn der Effekt der ewigen Wahl sei der Ruf, der im äußeren Wort der Kirche ergehe. Der Sinn der Prädestinationslehre bestehe so nicht darin, neugierig die verborgenen Geheimnisse der göttlichen Majestät, sondern vielmehr die Offenbarung Gottes zu erforschen, durch die verlorene und verdammte Menschen in Christus zum ewigen Heil befreit werden. So könne auch die Prädestinationslehre zur Stärkung des Glaubens und zum Trost der angefochtenen Gewissen beitragen.

Zitierhinweis

Heerbrand, De electione et praedestinatione, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/a55ffc61-4efb-4043-98b2-034e0342208f>. (Zugriff am 19.04.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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