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Welches die rechte Kirche sei (VD16: M 3686)

Melanchthon, Philipp (auf Titel)

Welchs die Einig Recht /
Kirche Christi sey.
Wo sie gewiß zu finden / Welchs die falsch
Kirch sey. Auß latin Phi. Mel. verdeutschet durch
IVSTVM IONAM DOCT.
Joan. X. Cap.
Jch hab es eüch gesagt vnd jr glaubt nit / Dir werk / die
ich thue jn meins Vaters namen / die zeugen von mir / aber jr
glaubet nicht / den ir seid meiner schafe nicht / Als ich euch ge=
sagt hab / dan meine Schafe hören meine / stimme / vnd ich ken(n)e
sie / vnd sie volgen mir / vnd ICH geb jn(n) des ewig leben/
Diß ist allen(n) gesagt so die recht Kirchen hassen.
Gedruckt zu Regenspurg
durch Han(n)sen Khol.
M. D. LIII.

Übersetzer:
Jonas, Justus (auf Titel)

Druck

Erscheinungsort
Regensburg (auf Titel)
Drucker
Kohl, Hans (auf Titel)
Erscheinungsjahr
1553 (auf Titel)
Umfang und Format
26 Bl. 4°
VD 16-Nummer
M 3686
Bestandsnachweis HAB
127.10 Theol.(3)
Weitere Exemplare
--
Digitalisat
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Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Adiaphoristischer Streit
Kommentar
Diese ursprünglich lateinischsprachige Streitschrift des renommierten Wittenberger Professors Philipp Melanchthon ließ der lutherische Theologie Justus Jonas im Mai des Jahres 1553 bei Hans Kohl in Regensburg in Druck gehen. Der in den Jahren zuvor als Hofprediger in Coburg tätige Jonas hielt sich 1553 für einige Zeit in Regensburg auf, siedelte jedoch kurze Zeit später auf eine Pfarrstelle in Eisleben über, wo er 1555 starb; die Publikation der vorliegenden Übersetzung des Melanchthon-Traktats fällt in die Phase der Anwesenheit Jonas’ in Regensburg. In seiner Vorrede zur deutschen Übersetzung geht Jonas darauf ein, die höchste Weisheit auf Erden bestehe in der Erkenntnis Gottes und darauf basierend auf einer gläubigen Orientierung an dem in der Bibel offenbarten Worte Gottes. Eben diese Weisheit, auf die es ankomme, sei in der rechtgläubigen Kirche Gottes zu finden, nicht aber in spiritualistischen Gruppierungen, die Jonas als „Rotten“ bezeichnet und denen er „Abgötterei“ vorwirft. Die biblische Offenbarung sei so klar und trete so offen zu Tage, dass man daraus gänzlich klar erschließen könne, welches die wahre, rechtgläubige Kirche Gottes sei. Die falschen Kirchen, d.h. solche, die nur vorgeben, echte, christliche Kirchen zu sein, sind für Jonas wie für Melanchthon die römische Papstkirche einerseits und spiritualistische bzw. täuferische Gruppierungen andererseits. Herzen und Sinne der wahren Gläubigen sollten auf das Evangelium und die sich an diesem Wort Gottes orientierenden Pfarrer in den Gemeinden ausgerichtet sein und nicht auf andere Menschen, die für sich in Anspruch nähmen, ihre eigenen Ideen und Satzungen in die biblische Botschaft hineinzumengen bzw. die sich nicht zur eigentlichen, genuin christlichen (also für Melanchthon und Jonas evangelischen) Kirche hielten. Ähnliche Verhältnisse habe es auch zu neutestamentlicher Zeit bereits gegeben, denn die im ersten Jahrhundert lebenden Anhänger Jesu hätten sich auch nach dem durch Christus offenbarten Wort Gottes gerichtet und nicht nach den Irrlehren der Sadduzäer und Hohenpriester. Auch damals habe man die wahre schon von der falschen Kirche unterscheiden können. Zu einem solchen Bekenntnis zur wahren Kirche Gottes seien nun auch die Zeitgenossen Melanchthons und Jonas’ aufgerufen. Melanchthon weist mit Nachdruck auf die Rolle des Predigtamts innerhalb der rechtgläubigen Kirche Gottes hin: die Prediger, die das Evangelium lauter und rein verkündigen, halten damit nicht nur die Rechtgläubigkeit im theologischen Sinne aufrecht, sondern führen die ihnen anvertrauten Gläubigen auch auf den rechten Weg in der Nachfolge Christi. Bei denjenigen Gruppierungen, die nur vorgäben, rechtgläubige Christen zu sein, eigentlich aber vom wahren Glauben abgefallen seien, stehe es allerdings anders: hier stünden nicht die Verehrung Christi und das Evangelium im Zentrum der Verkündigung, sondern irdische Menschen maßten sich an, das Wort Gottes nach ihrem Gutdünken zu verfälschen und damit die Gläubigen in die Irre zu führen. Menschliche Ordnungen und Machtansprüche träten in diesen Gruppen an die Stelle von Evangelium und biblisch begründeten Sakramenten. Als kirchengeschichtliches Beispiel für solch eine häretische Gruppierung führt Melanchthon die während des 4. und 5. Jahrhunderts in Nordafrika wirkenden Donatisten an. Die Kritik Melanchthons zielt religionspolitisch jedoch auch auf das Papsttum seiner Zeit, d.h. seine Vorwürfe der angeblichen Verwässerung biblischer Botschaften durch menschliche Ansprüche und Vorgaben, die überhöhte Stellung einzelner Menschen wie diejenige des Papstes, treffen in erster Linie die altgläubig-römische Kirche seiner Zeit, auch wenn Melanchthon diesen Text mit kirchengeschichtlichen Beispielen unterfüttert.

Zitierhinweis

Welches die rechte Kirche sei, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/b4a2fe91-2098-4661-997d-b580b74247aa>. (Zugriff am 28.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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