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Spangenberg, Vom Lindauer Kolloquium zwischen Andreae und Rupp (VD16: S 7712)

Spangenberg, Cyriakus (auf Titel)

Von dem
Lindauwischen Collo=
quio / zwischen Doctor Jacob An=
dreen / vnd Herrn Tobia Ruppio /
Anno 1575.
Im Augusto gehalten.
M. Cyriacus Spangenberg.
Coloss. 2.
Sehet zu / das euch niemand beraube durch
die Philosophia vnd lose Verfürung / nach der
Menschen Lere / da nichts hinder ist / vnd nach
der Welt Satzungen / vnd nicht nach Christo.
Anno M. D. LXXVII.

Druck

Erscheinungsjahr
1577 (auf Titel)
Umfang und Format
36 Blatt 4°
VD 16-Nummer
S 7712
Bestandsnachweis HAB
178 Theol. (4)
Weitere Exemplare
Alv.: De 78 (5); 317.31 Theol. (4); 458.4 Theol. (8)
Digitalisat
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Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Erbsündenstreit
Kommentar
Spangenberg nutzt das Anfang August 1575 in Lindau abgehaltene Kolloquium zwischen Andreae und Tobias Rupp dazu, seine Sicht von der Erbsündenlehre noch einmal darzulegen. Danach ist die menschliche Natur ein gutes Geschöpf Gottes gewesen, sei jedoch durch den Sündenfall zu einer Gott feindlichen Kreatur geworden, die nicht mehr im eigentlichen Sinne als Gottes Geschöpf bezeichnet werden könne. Der Teufel missbrauche Gottes Schöpfung, werde dadurch aber nicht zum Schöpfer selbst. Die menschliche Natur sei nicht böse aufgrund ihrer Schöpfung, sondern wegen der teuflischen Verführung, die zu einer defectio a iusto geführt habe. Durch dieses Fehlen der Ursprungsgerechtigkeit habe die menschliche Natur nichts Gutes mehr vor Gott und sei daher als Sünde selbst zu verstehen. Den Einwand, dass Gott auch nach dem Fall Schöpfer der abgefallenen Menschen bleibe, lässt Spangenberg gelten, weist aber im gleichen Zuge darauf hin, dass die creatio continua nicht mehr ex nihilo geschehe, sondern aus dem mit Adam gleichsam mitgefallenen Samen. "so gut nun die Materia / der Same ist / daraus wir Menschen werden / so gut ist auch vnser Natur vnd Wesen", B 1v. Daraus sei zu folgern: "Der Mensch ist je selbst mit alle seiner Natur vnd Vermögen / das sündige Ding / das da Sünde thut / die sündige Sünde / der böse Baum / der so viel böser Frucht bringet.", B 2v. Diese Lehre stelle keine Erfindung der Flacianer dar, sondern sei identisch mit der Lehre Luthers und Augustins. Auch die Akzidentianer hätten früher so gelehrt. Gegen deren Position, der Mensch sei nicht aufgrund seiner Natur als Sünder zu bezeichnen, sondern lediglich aufgrund des hinzutretenden Akzidens, das als unterschiedenes böses Ding alle seine Glieder durchdringe, sei das Lindauer Bekenntnis gerichtet gewesen. (Vgl. L 1863) Rupp habe am 4. August die wesentliche Änderung der menschlichen Natur durch den Fall als einen Verlust des Guten ohne Schöpfungstätigkeit des Teufels vertreten. Die Natur sei die Erbsünde. Der sündliche Leib der Glaubenden wird einst wesentlich verwandelt werden in einen gerechten Leib und als verklärter auferstehen. Paulus rede in 1 Kor 15 von keiner Trennung der Sünde vom Körper des Menschen, sondern von dieser wesentlichen Verwandlung. Dabei sei deutlich zu unterscheiden zwischen Christi Menschheit und der menschlichen Natur in abstracto. Sie sei durch den Heiligen empfangen worden und rein von Sünde, während die Natur aller anderen Menschen aus dem sündlichen Fleisch und Blut Adams gebildet worden sei. Der Leib Christi sei so aus einem anderen Ton gebildet als bei den anderen Menschen, deren Fleisch und Blut von Natur aus unrein sei. Bei Christi Geburt sei kein Mensch beteiligt gewesen, sondern der allein der Heilige Geist sei als Schöpfer der Menschheit Christi anzusehen. Christus sei ohne die sündliche Lust aus dem Leibe Mariens geschaffen worden und sei doch ein wahrer Mensch gewesen. Trotz der vielfältigen Einrede Rupps sei Andreae bei seiner Position geblieben, dass die Erbsünde etwas Besonderes für sich darstelle und ein Akzidens im Menschen, das der Teufel gemacht und in den Menschen geschüttet habe. Aus dieser Position folge aber, dass der Teufel ein Schöpfer dieses Akzidens sei. Vertrete man die Position, dass die Erbsünde ein durch den Teufel geschaffenes Akzidens darstelle, das in Gottes Kreatur hineingekommen sei, so komme man in Aporien beim Abfall des Engels Lucifer, den Gott dann durch die Einstiftung eines Akzidens beim Teufel bewirkt hätte. Woher hätte ansonsten die Bosheit des Teufels herkommen sollen? Die Schrift endet mit dem erneuten Vorwurf, dass es die Akzidenzer mit Gabriel Biel in der Erbsündenfrage hielten, einer Auslegung von Röm 7 und einer Kritik an der gegnerischen Lutherauslegung.

Zitierhinweis

Spangenberg, Vom Lindauer Kolloquium zwischen Andreae und Rupp, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/b8bb2cf0-f81c-47cc-971c-03bff0336e28>. (Zugriff am 19.04.2024)

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