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Musaeus, Simon

GND: 117187984

lutherischer Theologe. Am 28. März 1521 in Vetschau bei Cottbus geboren, immatrikulierte sich der Bauernsohn nach seinem Schulbesuch in Cottbus 1543 an der Viadrina in Frankfurt/Oder. 1545 wechselte er nach Wittenberg und trat 1547 seine erste Stelle als Griechischlehrer an der Sebaldusschule in Nürnberg an. 1549 wurde er in Wittenberg zum Pfarrer in Fürstenwalde in der Neumark ordiniert. Aus der 1552 angetretenen Pfarrstelle in Crossen (Mark) wurde M. 1554 aufgrund seiner Kritik am Rat wieder vertrieben. 1554 nahm er die Berufung zum Antistes nach Breslau an und wurde auf Kosten der Stadt zum Erwerb des Doktorgrades nach Wittenberg geschickt (Promotion: 5./8. Mai 1554). Da M. als strikter Gegner des Augsburger Interims gegen die Wiedereinführung der katholischen Riten in den evangelischen Gottesdiensten polemisierte, erwirkten die altgläubigen Breslauer bei Hofe einen königlichen Befehl an den Rat der Stadt an, M. sofort zu beurlauben. M. verließ Breslau und nahm 1557 als Nachfolger von Justus Menius die Stelle als Superintendent in Gotha an. Nachdem er 1558 Pfarrer in Eisfeld geworden war, berief ihn 1559 Herzog Johann Ernst von Sachsen zum Superintendenten und Professor an die Universität Jena. In dieser Funktion war M. mitbeteiligt an der Erstellung des Weimarer Konfutationsbuches (1559). Bei der Weimarer Disputation vom 2.–8. August 1560 zwischen seinen beiden Kollegen Matthias Flacius Illyricus und Victorin Strigel über die Erbsünde präsidierte M. und gab 1562 die Disputationsakten in Druck. Am 10. September 1561 auf eigenen Wunsch zusammen mit seinen Kollegen Flacius, Wigand und Judex aus den Diensten in Jena entlassen, trat M. die Nachfolge Albert Hardenbergs am Bremer Dom an, wurde aber auch dort aufgrund seiner heftigen Abendmahlspredigten schon nach ein paar Monaten wieder entlassen. Der stete Ortswechsel zieht sich wie ein roter Faden durch die Biographie dieses Flacianers. So war er von 1563–1565 als Hofprediger in Schwerin, von 1565–1568 als Superintendent in Gera, von 1568–1570 als Pfarrer und Professor in Thorn, von 1570–1573 als Generalsuperintendent in Coburg, von 1573–1576 Superintendent von Soest, 1576 als Generalsuperintendent in Mansfeld zu finden. Theologisch ist er als strenger Flacianer zu kennzeichnen, der sich aber auch mit seinem einstigen Freund Matthias Flacius Illyricus 1561 in der Frage überwarf, ob die Erbsünde als Substanz des Menschen nach dem Sündenfall zu bestimmen sei oder nicht. Seine Kompromisslosigkeit in theologischen Fragen und die Polemik im Vortrag führten zu seinen häufigen Entlassungen. Am 11. Juli 1576 verstarb M. in Mansfeld.

RGG4 5, 1591

ADB 23, 91–92

Quellen

1555
Antwort auf Osianders Buch von der Rechtfertigung; M 5063  (Autor)
1555
Kurze Ablehnung; S 4937  (Gegner)
1556
Auslegung des ersten Psalms; M 5029  (Autor)
1556
[Ohne Titel]; M 1690  (Gegner)
1561
Disputatio de originali peccato et libero arbitrio; F 1352  (Herausgeber)
Ein Brief an eine hohe Person; B 8273  (Autor)
Narratio de bremensi seditione; ZV 10918  (Autor)
1562
Disputatio de originali peccato et libero arbitrio; F 1353  (Herausgeber)
1563
Disputatio de originali peccato et libero arbitrio; F 1354  (Herausgeber)
1564
Vier Predigten vom Sacrament; M 5066  (Autor)
1567
Catechistisch Examen; M 5034  (Autor)
1568
Katechistisches Examen; M 5035  (Autor)
1569
Catechistisch Examen; XL 69  (Autor)
1571
Flacius, Refutatio sententiae Docto. Musaei; F 1479  (Gegner)
1572
Musäus, Sententia de peccato originalis; M 5062  (Autor)
1572
Flacius, Amolitio errorum; ZV 5908  (Gegner)
1572
Repetitio et confirmatio sententiae de peccato originali; M 5059  (Autor)

Zitierhinweis

Musaeus, Simon, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/becda0d2-2deb-4d85-bc65-289ecf6ac80a>. (Zugriff am 28.03.2024)

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