Bibliographie/Quellen

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Enarratio epistolae Pauli ad Collossenses (VD16: M 3163)

Melanchthon, Philipp (auf Titel)

ENARRATIO
EPISTOLAE
PAVLI AD COLOS=
SENSES. PRAELECTA AN=
NO. M. D. LVI.
A
PHILIPPO MELANTHONE.
VITEBERGAE.
EXCVDEBAT IOHANNES
CRATO.
ANNO. M. D. LIX.

Gegner:
Osiander, Andreas (aus Text oder Kolophon) ; Schwenckfeld von Ossig, Caspar (aus Text oder Kolophon)

Druck

Erscheinungsort
Wittenberg (auf Titel)
Drucker
Krafft, Johann (auf Titel)
Erscheinungsjahr
1559 (auf Titel)
Umfang und Format
71 Blatt 8°
VD 16-Nummer
M 3163
Bestandsnachweis HAB
C 424a.8° Helmst. (3)
Weitere Exemplare
1020.9 Theol. (2); Alv.: Ab 359 (4); C 436.8º Helmst. (3); C 480b.8º Helmst. (1); 974 Theol. (1)
Digitalisat
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Widmung

Empfänger
Trolle, Herluf (aus Text oder Kolophon)

Vorwort

Autor
Melanchthon, Philipp (aus Text oder Kolophon)

Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Abendmahlslehre und Christologie, Allgemeiner Druck
Kommentar
Mit diesem Druck veröffentlichte Philipp Melanchthon seine im Juni 1557 über den Kolosserbrief gehaltene Vorlesung. In der Auslegung von Kol 3,1 „sucht, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ kommt er auf die mittlerweile auch kontroverstheologisch umstrittenen Glaubensartikel der Himmelfahrt und der sessio ad dexteram patris zu sprechen. Zur Klärung der Frage, wie die Himmelfahrt und das Sitzen Christi zur Rechten des Vaters zu verstehen seien, verlangt Melanchthon ein wörtliches Verständnis des Glaubensbekenntnisses gerade in der Frage der Körperlichkeit und der räumlichen Verortung Christi. Wenn das Apostolikum "ascendit in coelum" sage, dann sei damit eine räumliche Bewegung in Richtung auf einen himmlischen Ort zu gemeint. Der Text sei durchaus nicht allegorisch zu verstehen. Der praeceptor nimmt so den hermeneutischen Grundsatz Luthers auf, dass der Literalsinn der einzige sei, und verwendet ihn zur Illustration seines Verständnisses der Himmelfahrt Christi. Eine räumliche Näherbestimmung des locus coelestis nimmt der Brettener mit der Einschränkung ubicunque est, „wo auch immer er sei“ indes nicht vor. Die Himmelfahrt sei sichtbar und körperlich geschehen. Seit Anbeginn der Kirche werde gelehrt, dass Christus in körperlicher Umschließung an irgendeinem Ort sei, wo immer er will. Melanchthon weigert sich, den Himmel der Schrift mit einem topographisch bestimmbaren Raum, etwa dem coelum empyreum, zu identifizieren. Doch ist für ihn klar, dass die physikalische Richtung der Himmelfahrt aufwärts gewesen ist: ascensio corporalis facta est sursum. Daher bezeichne Paulus auch den himmlischen Ort, an dem sich Christus nun aufhalte, mit dem Wort „oben“. Der Wittenberger Reformator legt sich in dieser Vorlesung damit erstmals öffentlich auf ein räumlich-physikalisches Verständnis der Himmelfahrt und die Bindung der erhöhten menschlichen Natur Christi an einen Ort fest. Damit ist er zumindest in der Frage nach der Lokalisation des Jesusleibes mit der reformierten Theologie seiner Tage auf einer Linie zu finden, die aus dem Aufenthaltsort der menschlichen Natur Christi im Himmel die Unmöglichkeit seiner gleichzeitigen Gegenwart in den irdischen Abendmahlsfeiern ableiteten, sollte Christus seine wahrhaft menschliche Natur behalten, zu deren unveräußerlichen Eigenschaften die räumliche Umgrenzung an einen Ort gehörte. Diese Spätschrift des Wittenberger Reformators sollte zu einem der Hauptreferenztexte der später mit dem Verdikt des "Kryptocalvinismus" belegten Wittenberger Fakultät in den Jahren 1567-1574 werden.

Zitierhinweis

Enarratio epistolae Pauli ad Collossenses, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/c5a74a03-e0ab-4889-bd6b-35f19ee87966>. (Zugriff am 19.04.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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