Personen und Personengruppen

Zur Übersicht

Beza (de Bèze), Theodor

GND: 118662864

geb. 24.6. 1519 in Vézelay in Burgund, gest. 13.10. 1605 in Genf; Jurist, Dichter und Theologe.

Beza entstammte einer Adelsfamilie. Schon mit 9 Jahren zog er als Schüler zu dem dt. Humanisten Melchior Volmar nach Orleans und später nach Bourges, wo er Johannes Calvin begegnete. Anschließend studierte er in Orléans Jura. Mit Pfründen versorgt, verbrachte er die Folgezeit in Paris, wo er humanistische Dichtungen verfasste, die große Bewunderung hervorriefen. Schon früh mit reformatorischem Gedankengut in Berührung gekommen, wandte er sich nach einer Lebenskrise 1548 nach Genf, gab seine kirchlichen Einkünfte auf und heiratete seine Lebensgefährtin Claudine Denosse. Von 1549 lehrte er Griechisch an der Akademie in Lausanne und verfasste gemeinsam mit Clement Marot die französische Bereimung der Psalmen, die seit 1562 mit den Vertonungen von Loys Bourgeois als Psalmengesangbuch der Genfer Gemeinde diente. Der sog. „Hugenottenpsalter“ wurde eines der meistgedruckten Bücher des 16. Jahrhunderts. Zudem schrieb er mit dem „Abraham sacrifiant“ ein biblisches Drama und verfasste mit der „Confession de la foi chretienne“ eine populäre Darstellung der christlich-reformierten Theologie. Mit seiner Schrift „De Haereticis a civilii magistratu puniendis“ verteidigte er 1558 die Verbrennung Michel Servets. 1557 reiste Beza mit Guilliaume Farel nach Göppingen zu Gesprächen mit Jakob Andreä über die Abendmahlslehre. Nach Auseinandersetzungen mit dem Berner Magistrat verließ B. die Lausanner Akademie und wurde Prediger in Genf und Professor für Griechisch und später Theologie an der neugegründeten Genfer Akademie, die durch seine Anziehungskraft zu europäischer Bedeutung aufstieg. In polemischen Schriften reagierte er auf Angriffe von Joachim Westphal und Tilemann Heshusius auf die Calvinische Abendmahlslehre. Ab 1560 trat B., etwa bei dem Religionsgespräch in Poissy, als Wortführer der französischen Protestanten auf und beriet den Prinzen von Condé. 1563 nach Genf zurückgekehrt, wurde er zum Nachfolger Calvins als Moderator der Genfer Pastoren und zum Oberhaupt der calvinistischen Protestanten. Eine intensive Korrespondenz verband ihn mit Theologen, Gelehrten und Regenten in ganz Europa. Im April 1571 leitete B. als Vorsitzender die Nationalsynode von La Rochelle und nahm im Mai 1572 auch an der Nationalsynode von Nîmes teil. Nach der Bartholomäusnacht vertrat er in seiner Schrift „Du droit des magistrats“ ein Widerstandsrecht gegen einen tyrannischen Herrscher. Neben umfangreichen exegetischen Schriften und einer lat. Bibelübersetzung veröffentlichte B. zahlreiche polemische Schriften, etwa gegen Sebastian Castellio, die polnischen Antitrinitarier, vor allem aber gegen Johannes Brenz, Nikolaus Selnecker, Matthias Flacius und Jakob Andreä. In diesen Auseinandersetzungen verbanden sich theologische Motive mit den Bemühungen um die Sicherung der politischen Position der Reformierten in Frankreich, dem Reich und anderen Gebieten Europas. 1586 kam es auf dem Kolloquium in Mömpelgard/Montbeliard zu einer neuen Begegnung mit Andreä; das Gespräch endete im unversöhnlichen Gegenüber der beiden Lager.

RE, RGG3, RGG4, TRE, BBKL, LThK

Deutsches Biographisches Archiv (DBA): I 98,6-23;1424,422-424; III 77,58-59

Quellen

1560
Kreophagia; --  (Autor des Vorwortes, Autor)
1561
Beza, Oration in Poissy; B 2523  (Autor)
1561
Defensio confessionis de praesentia corporis Christi; H 3155  (Gegner)
1562
De exorcismo; H 3043  (Gegner)
1564
Beza, Novum foedus; -  (Autor)
1564
Assertio piae et orthodoxae doctrinae de personali unione; A 2495  (Gegner)
Pia et breuis expositio de duabus Naturis in Christo; A 2678  (Gegner)
1565
Beza, Novum testamentum; -  (Autor)
1565
tractatus tres de rebus gravissimis; --  (Autor)
1565
Flacius, scripta omnia adversus Sacramentarium errorem; F 1396  (Gegner)
1566
Flacius, Apologia pro demonstrationibus; F 1267  (Gegner)
1566
Flacius, Omnes libelli; F 1397  (Gegner)
1570
Beza, Responsio ad Selnecceri calumnias; --  (Autor)
Beza, Responsio ad Selneccerum et Theologos Ienenses; ZV 25350  (Autor)
Herdesian, Refutatio dogmatis de fictitia carnis Christi omnipraesentia; H 2270  (Autor des Vorwortes)
Selnecker, Responsio ad calumnias Theodori Bezae; S 5441  (Gegner)
1571
Beza, Sendbrief; B 2534  (Autor)
Modesta defensio ad Selnecceri responsio; --  (Autor)
Selnecker, Responsio ad Bezae defensionem; S 5656  (Gegner)
1572
Beza, Apologia tertia ad Nicolaum Selneccerum; --  (Autor)
Selnecker, Responsio ad Bezam tertia; S 5443  (Gegner)
1573
Adversus Sacramentariorum errorem; --  (Autor)
1574
Beza, Apologia ad acta conventus Torga habiti; --  (Autor)
1575
Hamelmann, Sententia Gregorii Nysseni de Corpore filii Dei; G 3104  (Gegner)
1576
Treuherzige Warnung vor den Sakramentenschändern und Calvinisten; K 576  (Gegner)
1578
Selnecker, Repetitio doctrinae de coena contra Exegesin; S 5507 angefügt  (Gegner)
1579
Heshusen, Propositiones de Deo; H 3116  (Gegner)

Zitierhinweis

Beza (de Bèze), Theodor, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/d9589e87-0aa4-4b38-b489-50506c4ef787>. (Zugriff am 28.03.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

Zur Übersicht