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Hamelmann, Hermann

GND: 118701215

lutherischer Theologe. 1526 in Osnabrück geboren, besuchte H. zunächst den Johannisstift in Osnabrück, die Domschule in Münster und die Gymnasien in Emmerich und Dortmund, um von der Pest aus Dortmund vertrieben seine Schulbildung mit dem Besuch der Stadtschule in Osnabrück abzuschließen. Nach einem kurzen Studium der Theologie, das er in den Jahren 1549/50 in Köln und Mainz absolvierte, wurde H. 1550 in Münster zum Priester geweiht. In den Jahren 1550–1552 wirkte er als Vikar an der Servatiikirche in Münster als heftiger Gegner der Reformation. Doch äußerte sich seine reformkatholische Grundhaltung bereits 1550 in einer Veröffentlichung gegen den Zölibat. 1552 wurde H. Priester in Kamen bei Dortmund und vollzog während dieser Zeit seinen theologischen Wechsel zum Luthertum, zu dem er sich am Trinitatisfest 1553 öffentlich bekannte und in der Folge seines Amtes entsetzt und vertrieben wurde. Während des Winters 1553/54 hielt sich H. in Ostfriesland auf, um im Frühjahr 1554 nach Wittenberg zu gehen, wo er mit der reformatorischen Theologie vertraut werden sollte. Von dort aus besuchte er auch Leipzig, Eisleben und Magdeburg zu Studienzwecken. Am 2. August.1554 wurde er als Prediger an der Stiftskirche in der Bielefelder Neustadt eingeführt. Als er jedoch am Fronleichnamstag 1555 in einer Predigt „über den wahren Gebrauch des Sakraments und seine Einsetzung“ gegen das Herumtragen des Brotes in altgläubigen Prozessionen eintrat, kam es zum Konflikt mit den Stiftsherren und der klevisch-ravensbergischen Regierung. Am 14. August 1555 kam es zur Disputation am klevischen Hof in Düsseldorf mit dem Hofprediger BOMGARD und dem Kanzler VLATTEN vor seinen Bielefelder Gegnern. Da der herzoglich klevische Hof der Reformation abgeneigt war, verlor H. sein Amt. 1555 als Prediger an der Marienkirche in Lemgo eingeführt, nutzt H. eine zeitweilige Verbannung aus seiner neuen Wirkungsstätte, um in Rostock zu studieren und dort am 1. Juni 1558 unter dem Vorsitz des David CHYTRAEUS zum Lic. Theol. zu promovieren. Er wurde zwar wieder nach Lemgo zurückberufen, ging von dort aus aber für die Jahre 1566/67 als Pfarrer nach Antwerpen. 1568 wurde H. durch Herzog JULIUS zum Generalsuperintendenten in Gandersheim berufen und führte dort zusammen mit SELNECKER und ANDREAE die kirchliche Neuordnung des Herzogtums Braunschweig-Lüneburg im reformatorischen Sinne durch. 1573 nahm H. seine letzte Stelle als Hauptpastor in Oldenburg und Superintendent der Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst sowie der Herrschaft Jever an. Mit seinem Landesherrn, dem Grafen JOHANN XVI., brachte er in Oldenburg das Luthertum gegen Calvinismus und Täufertum zum Sieg. 1573 erstellte H. zusammen mit SELNECKER die Kirchenordnung für die Grafschaft Oldenburg. Von seinen literarischen Werken ist die Reformationsgeschichte Westfalens und Niedersachsens besonders hervorzuheben, die 1586/87 unter dem Titel Historia ecclesiastica renati evangelii per inferiorem Saxoniam et Westphaliam in den Druck ging. Am 26. Juni 1595 starb H. in Oldenburg.

RGG4 3, 1402

RE 5, 573f

BBKL 2, 504–506

Quellen

1556
Sententia de primariis Augustane Confessionis Articulis; H 440  (Autor des Vorwortes, Autor)
1557
Propositiones de Coena Domini; --  (Promovend, Autor)
1561
Unanimis consensus de Iustificatione hominis; H 452  (Autor)
1568
Responsia ad dicta Patrum; H 426  (Autor)
1570
Hamelmann, Widerlegung des zwinglischen Irrtums; H 366  (Autor, Autor des Vorwortes)
1570
Essener Gespräch zwischen Hamelmann und einem Bürger; H 389  (Autor)
1572
Hamelmann, Synodus Scholasticorum contra Bezam; H 443  (Autor)
1572
Hamelmann, Synodus vel chorus sanctorum in Ecclesia; H 444  (Autor)
1575
Hamelmann, Sententia Gregorii Nysseni de Corpore filii Dei; G 3104  (Herausgeber)
Strigel, De praesentia coporis et sanguinis Christi; S 9640  (Herausgeber)
1577
Selnecker, De hypostatica naturarum in Christo unione; S 5664  (Autor, Autor des Vorwortes)
1578
Selnecker, Theses de doctrina Sacramentorum Novi Testamenti; S 5669  (Autor)

Zitierhinweis

Hamelmann, Hermann, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/e4f6125f-eb32-458e-9dc9-9bdcbe0f8f03>. (Zugriff am 28.03.2024)

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