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Compendiosa et diserta responsio (VD16: D 264)

Dathenus, Petrus (auf Titel)

Compendiosa & diserta,
AD ANNOTATIONES PAPISTAE CVIVS=
dam anonymi, quibus pontificios in Vuormaciensi collo
quio collectos excusare, & econtra Augustanae Confess.
Theologos, abrupti colloquij accusare
conatur, responsio.
Quam Lectore(m) diligenter perlegisse minime poenitebit,
nam in ea breuiter, quam sanctam & iustam Euangelici,
& quam impiam Papistae, reclamante conscientia,
causam defendant, declaratur,
PETRO DATHAENO AVTHORE.
Donec meliora Dominus.
Anno 1558. 5. Aprilis.
Psal. 79.
Quosque tandem o Domine? Succensebis ne perpetuò? ar-
debitne ceu ignis aemulatio tua? Effunde iram tuam in gentes,
quae te non agnoscunt, & in regna quae nomen tuum non in
uocant! Nam uorauerunt Iacob & habitacula
eius uastarunt, &c.

Gegner:
Staphylus, Friedrich (aus Text oder Kolophon) ; Latomus, Bartholomaeus (aus Text oder Kolophon) ; Canisius, Petrus (aus Text oder Kolophon)

Druck

Erscheinungsort
Frankfurt a. M. (aus Text oder Kolophon)
Drucker
Egenolff Erben, Christian (aus Text oder Kolophon)
Erscheinungsjahr
1558 (auf Titel)
Umfang und Format
8 Bl. 4°
VD 16-Nummer
D 264
Bestandsnachweis HAB
231.60 Theol. (5)
Digitalisat
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Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Allgemeiner Druck, Wormser Gespräch
Kommentar
Zweite Schrift (nach D 262) von Dathenus gegen die am Wormser Gespräch beteiligten katholischen Theologen Staphylus, a Via und Latomus, erschienen nur wenige Wochen nach deren Publikationen. Dathenus hatte selbst nicht am Wormser Gespräch teilgenommen und war seit 1555 Prediger der Frankfurter Gemeinde englischer und niederländischer Glaubensflüchtlinge. Eingangs beruft sich D. auf die schon erschienenen Schriften anderer gegen a Via und Staphylus und berichtet, daß weitere Autoren Antworten überlegten und die Papisten nach ihren Farben beschrieben würden. Deshalb wolle er sich der anonym erschienenen Schrift über den Abbruch der Verhandlungen in Worms widmen -- also dem "Warhafftigen Gegenbericht" (V 2326), der Petrus Canisius zugeschrieben wird. Eingangs geht D. auf die Aussage ein, den Katholiken sei zu Unrecht vorgeworfen worden, das Gespräch sei an ihnen gescheitert. D. würde dieser Aussage des anonymen Autors wohl einiges Gewicht zubilligen, wenn nicht schon so viele Gespräche, Konsensbemühungen und Artikel von ihnen zurückgewiesen worden wären und sie nicht immer Scharfrichter schicken würden, die mit Feuer und Schwert disputierten bzw. nur Prinzipien herunterbeten und keinerlei Gesprächsfortschritte zulassen. Die Behauptung des Autors, die sich so fälschlich nennenden Katholiken hätten das Colloquium nicht abgebrochen, sei ein kindischer Quatsch, der eines Staphylus oder Canisius würdig sei – D. hatte offenbar eine Ahnung, wer hinter der anonymen Schrift steckte. Er weist die Aussage als lächerlich zurück, daß wegen der vorzeitigen Abreise einiger auf Seiten der CA-Verwandten das Gespräch nicht habe fortgesetzt werden können -- auch bei deren Vollzähligkeit wäre nichts erreicht worden. Es gehöre zu den üblichen Methoden der Papisten, leere Erwartungen zu wecken, die Anerkennung des Papsttums zur Voraussetzung zu machen, aber eine Reform ad Calendas Graecas zu vertagen. D. will nicht an Gesprächen teilnehmen, solange die Papisten nicht die krassesten Mißbräuche zu beseitigen bereit seien. Er wirft der katholischen Seite vor, sich nicht der Autorität der Schrift unterwerfen zu wollen und den Papst als außerhalb des Gesetzes stehend anzusehen, der sein Amt und die Herrschaft Christi pervertiert habe, aber sich der Verantwortung verweigere. Den Anspruch der Päpstlichen, die Kirche zu sein, habe Dathenus schon in seiner Schrift gegen a Via als ungerechtfertigt erwiesen. Wie kämen diese, die Irrtümer und Mißbräuche verbreiteten, dazu, denjenigen Vorwürfe zu machen, die dagegen kämpften? D. erörtert nun ausführlich die Idololatrie der Messe, die untauglichen Priester, die Heiligenverehrung, und behandelt dann die Berufung auf Konzilien und Väter zur Verteidigung dieser Praktiken bzw. die Mißachtung von Konzilien, die etwa gegen die Bilderverehrung votiert hatten. Den Vorwurf, Luthers Lehre weiche von der Kirche ab, weist D. zurück: Nur von der römischen Larvenkirche sei er abgewichen. Auch seien die geringen Meinungsverschiedenheiten untereinander in zum Heil weniger wichtigen Artikeln nicht von Bedeutung: wenn einmal weniger streitsüchtige Theologen zusammenkämen und sich einigten, werde der Papst vertrieben. Er beruft sich auf den Frankfurter Rezeß, den der anonyme Kommentator wohl nie gesehen habe, für das, was die seinen erreichen wollten. Weiterhin sei die Bezeichnung der Flüchtlingsgemeinden als neue Sekten eine reine Verleumdung, denn wo immer Irrlehren aufkeimten, würden sie zurückgedrängt und verdammt. Weiterhin seien auch die Fürsten nicht an einer Tyrannei des Papsttums interessiert. Und überhaupt sei es frivol, den Protestanten pauschal Uneinigkeit vorzuwerfen, denn in der Lehre seien sie "coniunctissimi". Eine Antwort auf die Darstellung der Vorgänge des Kolloquiums sei schon im Druck und binnen kurzem zu erwarten, worin die offenkundigen Lügen der Widersacher gesammelt und die Wahrheit allen bekannt gemacht würde. Die Schuldzuweisungen des anonymen Autors für das Scheitern an die CA-Verwandten, nur weil einige von ihnen eher abgereist seien, kontert D. mit dem Hinweis, Latomus selbst habe zugegeben, daß nicht wenige von König Ferdinand berufene Päpstliche gar nicht erst gekommen seien und damit die Grundlage des Gesprächs in Frage gestellt hätten. Warum werde das übergangen? Zur Frage der Autorität der Schrift und der Tradition wirft D. den Papisten vor, verstümmelte Schriftzeugnisse zu verwenden und der Lehre der Väter nicht zu folgen. Darin seien sie Donatisten und Nestorianern gleich, die auch behaupteten, der Schrift zu folgen, und dann schreckliche "Idolomanien" verteidigten. Dazu habe er sich auch in der Schrift gegen Staphylus geäußert. Zusammen mit Arianern, Valentinianern und anderen würden die Papisten auch die Lehre vom dreifachen Amt Christi leugnen -- hier gibt sich D. als Schüler Calvins zu erkennen --, die sie ihm in beiden Naturen absprächen. Dagegen hätten die seinigen die Glaubensartikel der Symbole gegen alle Angriffe standhaft verteidigt. D. äußert sich auch zu dem Vorwurf, die CA sei "transformata ac variata": Was mache es aus, wenn einige Ausgaben um wenige Sätze ergänzt und erläutert seien? Man schäme sich nicht, mit Augustin zu denen zu gehören, die "scribunt proficiendo et scribendo proficiunt". Auch der Verweis auf die abweichenden Meinungen von Gallus, Major und Schneppius [?] sei frivol, da doch die Väter einander auch beständig widersprächen und gleichwohl nicht abzulehnen seien. Viele Gelehrte würden dieselbe Sache in unterschiedlichen Formulierungen ausdrücken. Das "perfide Grunzen", unter dem Schutz der CA würden Sekten die Seelen gefährden, will D. keiner Antwort würdigen; Vielmehr dreht er den Spieß um und wirft den Papisten vor, durch vergiftete Lehren Tausende in die ewige Verdammnis geführt zu haben. Er setzt die Angriffe fort und wirft der Gegenseite vor, Ämter zu kaufen, ihre anvertrauten Herden zu vernachlässigen und ihre Traditionen über Gottes Wort zu stellen. Ihre Berufung auf apostolische Sukzession sei unberechtigt: Es seien keine apostolischen Traditionen und Riten mehr bei ihnen erhalten, und die Nachfolge der Bischofs- und anderer Ämter sei längst durch Simonie pervertiert. Von dieser Nachfolge wende man sich bewußt mit Berufung auf Ps 1 ab. Angesichts des Vorwurfs, daß die seinen zwar die Symbole, nicht aber die Tradition rezipierten, weiß D. nicht, ob er lachen oder weinen soll: Man halte an den Symbolen fest, weil sie die Lehre der Schrift enthielten; lehne aber die menschlichen Traditionen ab, wenn diese der Schrift entgegenständen. Man sei sich in der Lehre einig, so daß der Vorwurf unterschiedlicher Riten vergeblich sei, denn darin habe jede Kirche ihre Freiheit. Zu der vom anonymen Widersacher wiederholten Behauptung, einige seien von dem Kolloquium gewaltsam ausgeschlossen worden, verweist D. auf die bevorstehende Apologie Melanchthons (die nicht erschien). Auf Melanchthons Aufruf zur gemeinsamen Anrufung Christi habe der anonyme Widersacher geantwortet, außerhalb der Kirche gebe es keine wahre Anrufung. Das will auch D. betonen, aber es gelte nur für die Kirche, deren Eckstein Christus ist, nicht der Papst, der nicht irren könne, wie sie behaupteten. Abschließend erklärt D., man scheue das Urteil der Gelehrten nicht und erwarte die weiteren Colloquia. Eine ausführlichere Antwort auf die "Cantilene" des Anonymus, die nichts Neues gebracht habe, halte er nicht für nötig. Er hoffe, bei anderer Gelegenheit über alle römischen Glaubensartikel ausführlicher schreiben zu können.

Zitierhinweis

Compendiosa et diserta responsio, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/eaf3858b-d0c1-45ec-a137-4dad3d42bee2>. (Zugriff am 20.04.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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