Polititscher Widerstand als protestantische Option: Von der Notwehr (1547)
Politischer Widerstand auch gegen die von Gott beauftragte Obrigkeit kann legitim sein, wenn diese Obrigkeit ihren Auftrag grob verletzt. Vor dem Hintergrund des Schmalkaldischen Krieges wurde diese Einsicht erstmals in der Schrift „Von der Notwehr“ in aller Deutlichkeit vor einer breiten Öffentlichkeit artikuliert. Die Schrift, von Justus Menius initiiert und unter seinem Namen gedruckt, jedoch von Philipp Melanchthon in großen Teilen verfasst bzw. stark überarbeitet, erschien Ende Juni 2014 in einer Edition, die den deutschen Originaltext und die lateinische Übersetzung parallel darbietet, im Anhang eine abweichende Passage aus der ersten Fassung und einschlägige Zitate aus Briefen Melanchthons; eine knappe Einleitung des Herausgebers H.-O. Schneider, ein Namen- und ein Bibelstellenregister vervollständigen die Neuausgabe. Der Text wurde im Magdeburger Bekenntnis von 1550 rezipiert (vgl. Controversia et Confessio 2, Nr. 5, S. 442-629) und wirkte anscheinend insbesondere im reformierten Bereich weiter.