Schimpfwort des Monats

Die Autoren der Streitschriften pflegten eine starke und sehr bildhafte Sprache. In einer Zeit, in der die Alphabetisierungsrate sehr niedrig lag, war es ein probates Mittel, den Gegner durch Beschimpfung wirksam und einprägsam zu charakterisieren und zu beschreiben, um so die eigene inhaltliche Argumentation zu verstärken. Die polemische Sprache ist auch als Ausdruck der starken inneren Beteiligung der Kontrahenten zu verstehen. An dieser Stelle werden einzelne Invektiven aus dem Schriftencorpus im Zitat nachgewiesen und erläutert.

Eisenfresser

Landsknechte. Radierung von Daniel Hopfer um 1530.
... sintemal wir nichts anders denn das seeligmachend Euangelium, welches der gantzen Welt Heil vnnd Seeligkeit anbeut, Lernen vnnd Predigen, vnnd dulden darüber beyde vom Teuffel vnnd auch von euch vielfeltige anstösse [= Angriffe, Anfeindungen] vnd vngenad. Aber es gilt doch nichts bey euch, ob wir euch gleich viel von recht sagen, denn jhr keret vns nur die spitzen vom schwert zu [= legt alles zu unseren Ungunsten aus] vnd drawet vns mit ewern scharhansen vnnd eysenfressern. Weil jhr dieselbigen vmb euch herumb habt, dürfft jhr beides, Gott vnnd die menschen, pochen vnnd trotzen.  Johannes Waremundus (Matthias Flacius Illyricus), Eine gemeine Protestation (1548), unsere Ausgabe Bd. 1, Nr. 5, S. 169,32-170,3.

Als Eisenfresser werden Draufgänger, Rabauken und Maulhelden bezeichnet, die sich gebärden, als wären sie permanent darauf aus, militärische Heldentaten zu vollbringen, und sich angeblich vollbrachter Taten rühmen, wobei aber ein kräftiger Anteil Aufschneiderei in Abzug zu bringen ist. Vgl. Art. Eisenfresser, in: Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 3, 369f; dort auch "eisenfresserisch = prahlerisch". Vgl. auch Scharrhans, Thraso.    (H.-O. S.)

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