Hohlhippler
Solchs solt der Pomer [d. i. Joh. Bugenhagen] billich bedacht haben vnd die vnschüldigen nicht so leichtfertig wie ein Holhipler geschmehet vnnd gelestert haben. Jch bin auch einer aus den zu Magdeburgk, der allezeit (ehr ich auch jtzund widder gen Magdeburgk komen bin) die Interim angefochten habe; solt ich aber darumb vom Teuffel erweckt sein, wie der Pomer vns schendet vnd lestert? Nikolaus von Amsdorf, Dass D. Pommer und D. Major Ärgernis und Zertrennung angericht (1551), unsere Ausgabe Bd. 2, Nr. 8, S. 777.
Hohlhippler waren eigentlich ambulante Verkäufer von Hohlhippen , d. h. von Waffeln, die in heißem Zustand in Tütenform gebracht wurden (im Münsterland kennt man sie heute noch unter der Bezeichnung "Eiserkuchen", anderwärts als Piepkuchen, Krüllkuchen, Hüppen, Neujahrshörnchen oder Klemmkuchen). Im erkalteten Zustand erinnern sie an (große) Eistüten. Die Verkäufer dieser Köstlichkeiten waren berüchtigt für ihr loses Mundwerk, denn sie mussten sich gegenüber konkurrierenden Anbietern behaupten und gegen den Lärm der Straßen durchsetzen. So wurde der "Hohlhippler" zum Synonym für einen aggressiven Schreihals, einen Spötter oder ein Schandmaul. (Im Hessischen hat sich die Bezeichnung "Waffelmaul" erhalten.) Neben den Substantiven "Hohlhippler" und "Hohlhipplerei" waren im 16. Jahrhundert auch die Verben "hohlhippen" und "hohlhippeln" in Gebrauch.
(Vgl. Art. Hohlhippe, in: DWb 10, 1718, und die anschließenden Artikel) (H.-O. S.)