Schimpfwort des Monats

Die Autoren der Streitschriften pflegten eine starke und sehr bildhafte Sprache. In einer Zeit, in der die Alphabetisierungsrate sehr niedrig lag, war es ein probates Mittel, den Gegner durch Beschimpfung wirksam und einprägsam zu charakterisieren und zu beschreiben, um so die eigene inhaltliche Argumentation zu verstärken. Die polemische Sprache ist auch als Ausdruck der starken inneren Beteiligung der Kontrahenten zu verstehen. An dieser Stelle werden einzelne Invektiven aus dem Schriftencorpus im Zitat nachgewiesen und erläutert.

Klotzprediger

Hackklotz (Aufnahme Petr Broz, CC BY-SA 3.0)
Wer aber seine Sünde beweinet, sein hertz mit seufftzen vnnd weheklagen zerreiset, der ist warlich weder stein noch klotz, wie die Klotzprediger leren, die erkandte Sünd gibt jm genug zu schaffen, vnd der gnadendurst lesset keine rug. (Vgl. unsere Ausgabe Bd. 6, Nr. 4: Christoph  Lasius, Wider die flacianische Klotzbuße (1568), S. 203, Z. 16-20.)

Mit dem Etikett "Klotzprediger" versieht Lasius seine Gegner Matthias Flacius und dessen Unterstützer, die dem Menschen jegliche Fähigkeit zur Mitwirkung an der eigenen Rechtfertigung absprachen. Man warf ihnen vor, sie sähen im Menschen einen leblosen Klotz oder Block aus Holz oder Stein. Die so Apostrophierten wiesen diesen  Vorwurf allerdings zurück und betonten, der Mensch sei vor der Rechtfertigung durch Christus kein bloß apathisches Objekt göttlichen Handelns, sondern vielmehr ein aktiver Gegner bzw. Feind Gottes (vgl. Röm 5). Vgl. auch unseren Artikel "Akzidensschmierer".

(H.-O. S.)

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