Naseweis
Darumb so wisse nun ein jederman, was er thu, sehe sich eben für ..., kere sich auch nicht an die klügling vnd naseweisen zu vnsern zeiten, die da fürgeben, das sie fride vnd einigkeit inn der Religion machen wollen, denn die kunst wirt jhnen feilen [misslingen], sie seint viel zu wenig vnd iung dartzu, auch zu lange aus gewesen, vnnd werden in ewigkeit zuschanden darüber werden müssen. (Nikolaus Medler, Eine Predigt wider das Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1, Nr. 12, S. 710,24-31)
Ursprünglich bezieht sich - laut Grimms Wörterbuch - das Adjektiv "nase(n)weis" auf den besonders gut ausgeprägten Geruchssinn der Jagdhunde. In einem weiteren, übertragenen Gebrauch bezeichnet man mit dem Adjektiv und seiner substantivierten Form abwertend jemanden, der sich auf seine vermeintlich überdurchschnittlichen Kenntnisse, Einsichten und Fähigkeiten und sein ungewöhnlich ausgeprägtes Gespür, also gewissermaßen auf seinen "besonders guten Riecher" sehr viel einbildet und von sich selbst ungemein überzeugt ist. Je nach Kontext kann man als Synonym für das Adjektiv "arrogant", "eingebildet", "unverschämt" oder "überklug" anführen.
Im zitierten Text warnt der Braunschweiger Superintendent Nikolaus Medler vor faulen Kompromissen in Glaubensfragen, insbesondere wegen der Streitigkeiten infolge des Augsburger Interims von 1548. Diejenigen, die sich für befähigt erklärten, die Streitigkeiten beizulegen, überschätzten sich maßlos.
Vgl. Art. nasenweis 1) und 3), DWb 13, 417f. Vgl. auch unseren Art. "Klügling". (H.-O. S.)