Schimpfwort des Monats

Die Autoren der Streitschriften pflegten eine starke und sehr bildhafte Sprache. In einer Zeit, in der die Alphabetisierungsrate sehr niedrig lag, war es ein probates Mittel, den Gegner durch Beschimpfung wirksam und einprägsam zu charakterisieren und zu beschreiben, um so die eigene inhaltliche Argumentation zu verstärken. Die polemische Sprache ist auch als Ausdruck der starken inneren Beteiligung der Kontrahenten zu verstehen. An dieser Stelle werden einzelne Invektiven aus dem Schriftencorpus im Zitat nachgewiesen und erläutert.

Saucerdos

Es reymet sich wol hierher: Dann wie das Sacrament ist, also soll auch der Bischoff sein: Ein Sawsacrament soll ein Sawbischof geben, wie diser Sawcerdos ist. (Erasmus Alber, Dialogus vom Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1, S. 570,26–28).

Im Jahr 1548 verfasste Erasmus Alber ein fiktives Gespräch zwischen vier Personen, in dem Alber die gegenwärtige politische und kirchliche Situation im Reich überaus polemisch darstellte.

Ein Gesprächsteilnehmer sollte Matthias Helding darstellen, den Bischof von Merseburg und einen der Verfasser des „Augsburger Interims“. Alber ließ von anderen Gesprächsteilnehmern harte Angriffe gegen Helding vorbringen. So wurde unter anderem die Regelung des „Augsburger Interim“ verurteilt, dass nur Weihbischöfe die Firmung vornehmen dürften. Alber unterstellte den Bischöfen Geldgier, da sie sich die Firmung ehedem hätten teuer bezahlen lassen. Außerdem erkannte Alber die Firmung nicht als Sakrament an und bezeichnete sie darum als „Sausacrament“.

Da ein „Sausakrament“ nur von einem „Saubischof“ gespendet werden könne, handele es sich bei Helding um einen „Saucerdos“. Alber spielt hier mit dem lateinischen Begriff „sacerdos“ (Priester, Bischof) und bringt damit seine Argumentation zum Abschluss.

Lit.: Art. sacerdos, in: Georges II, 2142.

(J. M. L.)

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