Schimpfwort des Monats

Die Autoren der Streitschriften pflegten eine starke und sehr bildhafte Sprache. In einer Zeit, in der die Alphabetisierungsrate sehr niedrig lag, war es ein probates Mittel, den Gegner durch Beschimpfung wirksam und einprägsam zu charakterisieren und zu beschreiben, um so die eigene inhaltliche Argumentation zu verstärken. Die polemische Sprache ist auch als Ausdruck der starken inneren Beteiligung der Kontrahenten zu verstehen. An dieser Stelle werden einzelne Invektiven aus dem Schriftencorpus im Zitat nachgewiesen und erläutert.

Thraso

Gnato und Thraso, Szene aus dem "Eunuchen" des Terenz, Ausgabe Lyon 1493.
Das was auch ein grosse thorheit von vns, das wir den grossen
gfährlichen Krieg wider den Antichrist vnd Beerwolff, des Teüfels diener,
den losen Scharhansen vnnd Trasonibus vertrawet haben, die dann
nichts mehr gelernet haben dann Gott lästern, schwören, fluchen, fressen,
sauffen, verrathen vnnd fliehen. Erasmus Alber, Dialogus vom Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1, Nr. 11, S. 597f

Der Renaissance-Humanismus entdeckte auch die klassische antike Komödie wieder, und alsbald erfreuten sich die Werke des Terenz (Publius Terentius Afer, 2. Jhdt. v. Chr. Geb.) großer Beliebtheit, so dass - von etlichen lateinischen Ausgaben abgesehen - schon 1486 in Ulm eine deutsche Übersetzung seiner Komödie "Eunuchus" gedruckt wurde (auf Veranlassung des Ulmer Bürgermeisters Hans Neidhart; ob er auch der Übersetzer ist, wie später  behauptet wurde, ist nicht sicher). Eine der Hauptfiguren dieser Komödie ist Thraso, ein Maulheld, der von seinen militärischen Leistungen schwadroniert, im Ernstfall aber die vorderen Linien meidet. In diesem Sinne ist er sprichwörtlich geworden. Als deutsche Entsprechung findet sich öfters - so auch im obigen Zitat - der "Scharrhans" (= Säbelrasseler).   (H.-O. S.)

Zur Übersicht