... jhr viel zu dieser zeit werden der einfeltigkeit des Euangelij vberdrüssig, verwundern sich vber der pracht vnd scheinbarlichem ansehen der Jüdischen, Heidnischen Caeremonien des Bapsts vnd loben wie die vnfleter die eusserliche zucht vnd ordnung vnserer Widdersacher. Matthias Flacius Illyricus, Von wahren und Falschen Mitteldingen (1550), unsere Ausgabe Bd. 2, Nr 3, S. 203,16-20.

 

An der hier zitierten Stelle ist das Wort "Unflat" bzw. sein Plural "Unfläter" (Unflate) in einer nicht ganz gewöhnlichen, dennoch aber bezeichnenden Weise gebraucht, denn der wesentliche Aspekt der Maßlosigkeit und der Grenzüberschreitung tritt hier deutlich hervor. Wer etwas tut "wie die vnfleter", der tut es in maßloser Weise. Dabei ist semantisch zu unterscheiden zwischen dem Unflat als Sache und als Person, wobei beiden das Ekelerregende gemeinsam ist: Unflat als Sache ist Dreck in jeglicher Form und Ausprägung, übelriechend, abstoßend, ekelerregend, ungesund, womöglich infektiös. Ein Unflat als Person ist unerzogen, schmutzig, charakterlos, körperlich und geistig verwahrlost etc. Damit wären denn auch etliche treffende Synonyme für das Adjektiv bzw. Adverb "unflätig" zusammengestellt. Während das Wort Unflat oft gebraucht wurde, sucht man "Flat" anscheinend vergebens (jedenfalls im 16. Jahrhundert und als Gegenstück zu Unflat).

Vgl. Art. Flat, in: DWb 3, 1728; Art. Unflat, in: DWb 24, 544-555; Art. unflätig, in: DWb 24, 557-563.

(H.-O. S.)