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Lange/Haubold, Bekenntnis von der Erbsünde (VD16: L 274)

Lange, Andreas (auf Titel) , Haubold, Hieronymus (auf Titel)

Richtige vnd in Got=
tes Wort gegründte Bekentnis von
der ERBSVNDE.
Herrn ANDREE LANGER / etwan
Pfarrers zu Clagenfurd in Kärndten / Vnd /
D. Hieronymi Hauboldi / auch etwan
Rectoris der Landtschafft Schulen
daselbst.
Der Warheit zum zeugnuß / vnd fromen
Christen zum vnterricht / in Druck
verfertiget.
Prouerb. 17.
Wer den Gottlosen recht spricht / vnnd den
Gerechten verdampt / die sind beide dem
HERRN ein Grewel.
Anno 1576.

Druck

Erscheinungsjahr
1576 (auf Titel)
Kommentar Druck
Ornament auf Titelblatt
Umfang und Format
23 Blatt 4°
VD 16-Nummer
L 274
Bestandsnachweis HAB
418.4 Theol. (2)
Digitalisat
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Vorwort

Autor
Lange, Andreas (erschlossen) ; Haubold, Hieronymus (erschlossen)

Inhaltsbeschreibung

Kontroverse
Erbsündenstreit
Kommentar
Mit diesem Druck nehmen die beiden Theologen Andreas Lange, Pfarrer in Klagenfurt in Kärnten, und Hieronymus Haubold, Rektor der Klagenfurter Landschaftsschule Stellung zum Erbsündenstreit. Sie würden von den Akzidentianern angefeindet, die die Obrigkeit dazu verhetzt hätten, die Flacianer nicht mehr anzuhören. Man wolle sie nicht mehr im Land tolerieren. Schon fast alle Druckereien seien ihnen gesperrt worden. Die beiden Exil-Österreicher legen mit diesem Druck ihr Bekenntnis in der Erbsündenfrage vor und erklären sich dazu bereit, sich anhand der Schrift korrigieren zu lassen. Umstritten sei der Zustand von Herz, Vernunft und Willen als höchsten menschlichen Kräften vor der Wiedergeburt in geistlichen Angelegenheiten. In diesen seinen Kräften sei der Mensch zerstört und verdorben, aus dem Bild Gottes in ein Bild des Satans umgeformt worden und in einen Brunnquell aller bösen Lüste, Begierden, Neigungen, Wort. Ohne diese richtige Erkenntnis der Erbsünde könne es nicht zur Erkenntnis der Barmherzigkeit Gottes und des Verdienstes Christi kommen. Erkenntnisquelle sei allein Gottes Wort, während die Vernunft über diese Fragen nichts zu sagen wisse. Der gefallene Mensch sei vor Gottes heiligem Angesicht ein Gräuel und Sünde. Die Erbsünde werde von den Eltern geerbt. Gott müsse den alten Menschen töten, um den neuen emporzuführen. Gott nehme das steinerne Herz fort und gebe stattdessen einen neuen Geist. Das Fleisch und der alte Mensch stritten gegen Gott und könnten von daher nicht als etwas Besonderes, Zufälliges oder Unterschiedenes im Fleisch und am alten Menschen aufgefasst werden. Der alte Mensch sei vielmehr identisch mit der Erbsünde, aus der alle anderen Sünden entspringen. Denn sonst könnten auch die Übeltäter und Teufel selber sagen, sie wären es nicht, die sündigten, sondern etwas, das ihnen anklebe und in ihnen wohne. Die Flacianer seien bei der alten Lehre geblieben, während die Akzidentianer davon abgefallen seien. Dem gegnerischen Einwand, die creatio continua schließe eine Identität der menschlichen Natur mit der Erbsünde aus, da ansonsten Gott der Schöpfer der Sünde oder der Teufel Schöpfer der Natur sein müsste, begegnen die beiden Flacianer, indem sie darauf verweisen, dass die Sünde nicht aus der Schöpfung herzuleiten sei, sondern vom Fall Adams. Wie nun die Natur, das Herz, die Seele und Vernunft durch den Fall geworden seien, so würden sie fortgepflanzt. Gott habe Adam zu seinem Bild geschaffen, heilig, gerecht und gut und ohne Sünde. Sofort nach dem Fall habe sich das Herz Adams aber so verkehrt, dass er zum Guten erstorben sei und von Natur aus ein williger Diener des Teufels geworden sei. Als Strafe für seine Übertretung sei eine wesentliche Verkehrung bei Adam vonstatten gegangen. So ähnlich der Mensch vor dem Fall seinem Schöpfer gewesen sei, so ähnlich sei er jetzt dem Teufel geworden. Gott müsse in seiner creatio continua schlechtes Material benutzen. Obwohl die Intention Gottes gut sei, müsse das Ergebnis aufgrund des abgefallenen Fleisches stets schlecht und böse werden. Der Vorwurf, dass die Flacianer eine manichäische Lehre mit ihrer Position in der Erbsündenfrage verträten, sei unhaltbar. Für sie sei die Erbsünde identisch mit dem Fleisch, der Seele, dem Herzen und Gemüt des Menschen selber, während die Manichäer die Sünde und die menschliche Natur voneinander getrennt hätten. Die Sünde ist nach manichäischer Sicht etwas wesentlich Selbständiges in der menschlichen Natur. Darum hätten sie auch von zwei Göttern geredet, einem guten und einem bösen. Die Akzidentianer lehrten so manichäisch, nicht die Flacianer. Die gegnerische Position verdunkle darüber hinaus alle drei Artikel des christlichen Glaubens von der Schöpfung, Erlösung und Heiligung. Durch die Degradierung der Erbgerechtigkeit zum Akzidenz wird der Mensch nicht mehr als ganzer als gute Schöpfung Gottes anerkannt. Nach akzidentianischer Position bleibe darüber hinaus das Wesen des Menschen und des Teufels auch nach dem Fall ein gutes Geschöpf Gottes. Das Sündigen der Teufel und Menschen täten sie nun nicht selber, sondern die Sünde, die als böse Qualität an der guten Natur klebe, wohne und hänge. Wenn aber die menschliche Natur noch ein gutes Geschöpf Gottes sei, dann werde sie auch in geistlichen Dingen noch an sich selbst und ihrem Wesen nach gut, gerecht und heilig sein und also keines Erlösers bedürfen. Nach akzidentianischer Sicht müsse die Natur des Menschen immer gut bleiben, damit Christus sie überhaupt annehmen könne. Dagegen sei daran festzuhalten, dass Gott den Menschen seinen Sohn geschenkt habe, als sie noch Feinde waren. Wenn Gott die menschliche Natur aufgrund ihres Wesens als sein Geschöpf noch liebe würde nach dem Fall, hätte es der Versöhnung Christi nicht bedurft. Die Gegner verstünden die Heiligung als einen Wechsel in der Qualität des Menschen, während die Flacianer zu Recht die Gnade Gottes und die Taufe als den Menschen als ganzen umwandelnd verstünden. Der ganze Mensch müsse als alte Schöpfung sterben und wieder auferstehen. Der Heilige Geist nehme den Menschen in der Taufe wie einen Tonklumpen und mache aus ihm eine neue Kreatur mit anderem Sinn, Herz und Gedanken. Die Schrift endet mit einer deutlichen Abgrenzung gegen Sakramentierer, Schwenckfeldianer, Antinomer, Adiaphoristen, Majoristen, Osiandristen, Widertäufer, Synergisten und Akzidentianer.

Zitierhinweis

Lange/Haubold, Bekenntnis von der Erbsünde, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/ce311e5d-f4c6-4c81-be94-6bcc67b4b199>. (Zugriff am 06.05.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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