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Magdeburg, Joachim

GND: 116660929

geb. 1525 in Gardelegen, gest. nach 1587, luth. Theologe, Flacianer

M. stammte aus Gardelegen und bezeichnete sich selbst auch gelegentlich als „Garlebensis“. 1544 wurde er in Wittenberg immatrikuliert, vorherige Stationen seines Bildungsgangs sind unbekannt. 1546 wurde M. Rektor der Schule in Schöningen bei Helmstedt, musste diese Stelle wegen seiner lutherischen Überzeugungen 1547 wieder aufgeben, als das Gebiet erneut unter die Herrschaft von Heinrich d.J. von Braunschweig geriet. Er wurde in Celle ordiniert und Pastor in Dannenberg, ab 1549 in Salzwedel. Am 15.4.1552 wurde er wegen seiner Weigerung, das Interim anzunehmen, seiner Stelle entsetzt und musste das Kurfürstentum Brandenburg unter drohender Todesstrafe verlassen. Schon wenige Tage später wurde er in Hamburg in die Stelle des Diakons an St. Petri eingeführt. Schnell freundete er sich mit Joachim Westphal an. Wohl schon zu Danneberger Zeiten hatte er zwei Lieder gegen das Interim verfasst, es folgten in Hamburg ein langes Gedicht gegen die Adiaphoristen sowie nach Johannes Aepins Tod ein Epitaph auf diesen. Wegen seiner scharfen Kritik an Philipp Melanchthon und seinem öffentlichen Auftreten mit polemischen Streitschriften gegen Johannes a Lasco und Marten Micron als Sakramentierer geriet er in Gegensatz zum neuen Superintendenten Paul von Eitzen. Nach Erscheinen eines polemischen Dialogs ohne Wissen und Einwilligung des Superintendenten wurde er 1558 seines Amtes entsetzt und ging nach Magdeburg. Dort wollte ihn Flacius als Mitarbeiter an den Zenturien beschäftigen, doch M. nahm eine Pfarrstelle in Oßmannstedt in Thüringen an, die er 1562 wieder verlor, als er als Anhänger von Flaciusdie Annahme der Declaration Strigels verweigerte. Die weiteren Stationen M.s liegen zum Teil im Dunkeln; er hielt sich zeitweise bei Johannes Wigand in Magdeburg und später in Eisleben auf. Als Kaiser Maximilian den österreichischen Ständen die Berufung von evangelischen Predigern erlaubte, folgte M. 1564 einem Ruf nach Raab und später Grafenwörth in Niederösterreich, wo er sich mit Unterbrechungen wohl bis 1580 aufhielt. Als Anhänger des Flacius wurde er wegen seiner Haltung zur Erbsündenlehre vertrieben, bezeichnete sich als Exul und fand zeitweilig Aufnahme in Efferding/Österreich, das er 1583 aber ebenfalls verlassen musste. Ab 1585 war er in Köln, Essen und Iserlohn tätig, sein Todesjahr ist unbekannt.

ADB, RGG3, BBKL

Deutsches Biographisches Archiv (DBA): I 796,181-205;II 846,355;III 591,62-66

Quellen

1550
Zwei schöne Gesänge; M 168  (Autor)
1552
Grabschrift Johannes Aepins; M 157  (Autor)
1557
Gespräch eines Esels und eines Bergknechts; M 160  (Autor)
1557
Von dem alten und neuen Christus; M 170  (Autor)
1565
Christliches Glaubensbekenntnis etlicher evangelischer Prediger in Österreich; K 1983  (Autor)
Widerlegung des Papistischen Irrtums vom Freien Willen; M 172  (Autor)
1579
Freimütigkeit und Lust, die Heilige Wahrheit zu bekennen; ZV 24316  (Autor)

Zitierhinweis

Magdeburg, Joachim, in: Controversia et Confessio Digital. Herausgegeben von Irene Dingel. <https://www.controversia-et-confessio.de/id/cd6a9dc8-d9a3-4ad7-bf3f-5b45a48e180e>. (Zugriff am 26.04.2024)

Dieser Text steht unter einer CC BY 4.0 Lizenz.

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