Baalspfaffe, Baalspriester
Warumb haben wir nit D. Martinum Luther gehört,welchen thewren Mann vnns Gott auß sonder gnaden gegeben vnnd seinen Son durch jn geoffenbaret hat: War er nicht ein fraydiger [= freimütiger, kühner] Elias? Greifftt er nicht die Baalspfaffen dapffer an? Wieuil schöner predigten hat er gethon? Wieuil feyner Bücher hat er lassen außgehn? Hat er aber die Bibel nicht wol verteütschet? Lachet doch einem sein hertz, wer darinnen liset. Mich dunckt, ich sey imm paradeiß, wann ich darinnen lese, so klar vnd lieblich ists verteütscht. Erasmus Alber, Dialogus vom Interim (1548), unsere Ausgabe Bd. 1, S. 633, 12-19.
Vnd do jhre Fürsten vnd Herrn sichs selbs geschemet vnd darumb zornig gewesen, haben die guten Baals-Priester jhnen frey bekennet, das des Luthers Lere nicht könne mit Gottes Wort verlegt [= widerlegt] werden, aber aus der Veter Schrifften möchte man es thun können. Magdeburger Bekenntnis (1550), unsere Ausgabe Bd. 2, S. 463, Z. 19-22.
Wie das erste Zitat erkennen lässt, geht die Bezeichnung auf die biblische Erzählung vom Gottesurteil auf dem Karmel zurück, 1. Könige 18. Der Prophet Elias fordert die Propheten Baals heraus und stellt das Volk vor die Alternative, JHWH oder Baal die Ehre zu geben. In der Reformationszeit bezog man die Bezeichnung auf die altgläubigen Priester und Theologen. Das Zitat aus dem Magdeburger Bekenntnis bezieht sich auf die Verfasser der Confutatio, der altgläubigen "Widerlegung" des Augsburger Bekenntnisses von 1530. Mit der Konjunktur der Bezeichnung "Baalspfaffe/-priester" und der exemplarischen Entscheidung zwischen dem wahren Gott und dem Götzen wurde das Sujet auch in der darstellenden Kunst der Reformationszeit aufgenommen, vgl. z. B. Lucas Cranach d.J., Elias und die Baalspriester (1545), Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden (Inv. Nr. 1941); Cranach d. J. Werkstatt, Das Opfer des Elias (1552ff), Stadtgeschichtliches Museum Leipzig (Inv. Nr. Rp. 124/1910.23).
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Vgl. Art. baalspfaffe, in: Fnhd. Wb. 2, 1594. (H.-O. S.)